Zweigelt ist in Österreich die am weitesten verbreitete Rebsorte. Sie ist widerstandsfähig gegen Kälte und stellt nur geringe Ansprüche an den Boden. Aber: Eleganz und Aromatik der Traube zeigen sich nur, wenn die Reben entsprechend geschnitten und der Ertrag klein gehalten wird.
Die K-Tipp-Fachjury suchte in zwölf Zweigelt-Weinen aus dem Sortiment der Grossverteiler nach der charakteristischen Seidigkeit und Eleganz – fand sie aber nur ansatzweise. Die langen Gesichter der Degustatoren widerspiegeln sich auch in den Notizen: «Von österreichischem Charme keine Spur.» Oder: «Diese Zweigelt erinnern an die rustikalen Weine aus den 60er- und 70er-Jahren.»
Keiner der degustierten Zweigelt erhielt eine gute Gesamtnote. Auffällig ist, dass auch Weine mit bekannten Namen enttäuschten. Der aus dem Burgenland stammende Weinakademiker Hans Georg Babits vermutet: «Die Nachfrage nach Weinen von bekannten Produzenten ist gross. Dies kann dazu führen, dass in der Qualität Kompromisse gemacht werden, wenn der Winzer nicht genügend Hektaren an Reben besitzt.» So würden eventuell Trauben von minderer Qualität auf dem Markt zugekauft.
Fazit: Wer bei einem Grossverteiler einen Zweigelt aussucht, spart Geld, wenn er auf die günstigere Variante eines weniger prestigeträchtigen Namens setzt. Die Flaschen der bekannten Produzenten im Degustationsfeld kosten alle gegen 20 Franken. Am besten abgeschnitten haben zwei Weine des Weingutes Pfaffl. Beide sind für knapp 11 Franken erhältlich.
Die meisten Weinverkäufer äussern sich nicht zu den Ergebnissen. Spar kann die bloss genügende Beurteilung nicht nachvollziehen. Lidl weist darauf hin, dass es auch bei Flaschen mit Drehverschluss fehlerhafte Weine geben könne. Bei internen Verkostungen habe der «Pannonia Exclusiv» immer gut abgeschnitten. Lidl bedauert, dass bei K-Tipp-Degustationen nur je eine Flasche pro Wein verkostet wird. Die K-Tipp-Fachjury öffnet nur dann eine Reserveflasche, wenn der Wein einen offensichtlichen Fehler aufweist.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine blind degustiert. Benotet wurden sie anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen 20-Punkte-Skala. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
- Andreas Keller: Inhaber Presse-/Eventagentur für Wein
- Vivien Jobé: Projektleiterin «Marmite Food Labs»
- Eva Zwahlen: Weinjournalistin