Vorschnelle Pöstler
Gabriela Masar kündigte das Postkonto. Da verkaufte die Post auch gleich ihre Anlagefonds - ohne Kontaktaufnahme. Es dauerte fast ein halbes Jahr, bis die Post den Fehler endlich korrigierte.
Inhalt
K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Das Schreiben datiert vom 8. August 2004. An diesem Sonntag schrieb Gabriela Masar aus Zürich dem Postfinance-Verarbeitungszentrum in Netstal GL einen geharnischten Brief. Sie sei mit der neuen Spesenpolitik des Gelben Kontos unzufrieden (siehe K-Tipp 11/04) - und deshalb kündige sie das Konto per sofort.
Die Post reagierte umgehend. Schon am 11. August schrieb ihr das «Operations Center» im Glarnerland, man habe die 101 Fondsanteile zu je Fr. 76.33 verkauft.
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Das Schreiben datiert vom 8. August 2004. An diesem Sonntag schrieb Gabriela Masar aus Zürich dem Postfinance-Verarbeitungszentrum in Netstal GL einen geharnischten Brief. Sie sei mit der neuen Spesenpolitik des Gelben Kontos unzufrieden (siehe K-Tipp 11/04) - und deshalb kündige sie das Konto per sofort.
Die Post reagierte umgehend. Schon am 11. August schrieb ihr das «Operations Center» im Glarnerland, man habe die 101 Fondsanteile zu je Fr. 76.33 verkauft.
Der sofortige Verkauf der Fondsanteile war nun gar nicht im Sinne von Masar - und er hätte so auch gar nicht passieren dürfen. Wäre der Kurs in den Folgetagen massiv gestiegen, hätte die Kundin viel Geld verloren.
In solchen Fällen ist das Vorgehen bei Banken klar: Kündigt ein Kunde das Konto und liegen auf dem dazugehörigen Depot Fondsanteile, muss der Kunde kontaktiert werden mit der Ankündigung (sinngemäss): «Eine Kündigung des Kontos hat eine Aufhebung des Depots zur Folge. Teilen Sie uns bitte mit, wohin wir Ihre Fondsanteile transferieren sollen. Wenn wir innerhalb von xx Tagen nichts hören, werden wir die Fondsanteile verkaufen.»
Die nachträglichen Proteste von Masar fruchteten nichts. Am 6. Oktober schrieb ihr die Post, der Auftrag sei «korrekt aufgrund unserer Teilnahmebedingungen» ausgeführt worden. In den Bedingungen steht, dass es zur «Eröffnung» eines Depots ein Konto braucht. Von Kündigung und sofortigem Verkauf ist nichts erwähnt.
Erst als sich der K-Tipp einschaltete, kam langsam Bewegung in die Sache. Im Januar 2005 schrieb Postfinance-Sprecher Alex Josty dem K-Tipp, der Verkauf der Fondsanteile «ohne explizites Einverständnis» sei ein Fehler gewesen. Die Kundin habe einen entsprechenden Normbrief nicht erhalten.
Immerhin steht die Post für ihren Fehler gerade. Sie hat sich bereit erklärt, die Fondsanteile zum damaligen Verkaufspreis von Fr. 76.33 zurückzubuchen - ein Vorteil für Kundin Masar, denn inzwischen steht der Kurs bei rund 82 Franken. Dazu gabs noch einen Essensgutschein für 150 Franken.