Das kann doch nicht sein!», entfuhr es Markus Vieli (Name geändert) aus Tann ZH, als er an der Self-Checkout-Kasse in der Migros Fr. 87.50 hätte zahlen sollen. Er kontrollierte die Artikelliste auf dem Bildschirm und stellte fest: «Sehr viele Artikel waren gar nicht von mir.»
Deshalb reklamierte Markus Vieli. Und dabei kam heraus, dass seine Produkte nur Fr. 32.30 gekostet hätten. Vieli verlangte vom Filialleiter eine Erklärung: «Aber ich wurde äusserst barsch abgewimmelt. Er hatte keine Ahnung, wie das passieren konnte.»
Es gibt zwei mögliche Erklärungen:
Der vorherige Kunde hat betrogen. Er scannte seine Ware ein und stellte fest, dass keine Aufsicht da war. Deshalb lief er davon, ohne zu zahlen. Da der Kauf nicht abgeschlossen war, blieb die Ware in der Kasse registriert.
Der vorherige Kunde hat nicht betrogen: Er bezahlte seine Ware. Doch beim Einpacken war er ungeschickt. Aus Versehen scannte er bereits bezahlte Ware nochmals ein. Auch in diesem Fall blieb Ware registriert.
Egal, was genau passiert ist: Wenn der nachfolgende Kunde nicht aufpasst, dann zahlt er nicht nur seine eigene Ware, sondern auch die des vorherigen Kunden. Das kann übrigens nicht nur in der Migros passieren, sondern auch bei Coop.
Kunden sollten deshalb immer darauf achten, dass auf dem Bildschirm «Willkommen» steht, wenn sie mit dem Einscannen beginnen. Und sie sollten kontrollieren, ob es über dem Bildschirm grün leuchtet.
Coop und Migros reden von Einzelfall
Markus Vieli ist noch immer verärgert: «Wäre die Differenz nicht so gross gewesen, dann hätte ich es nicht bemerkt und brav bezahlt.» Und er fragt: «Wie hätte ich im Nachhinein beweisen können, dass ich zu viel bezahlt habe?»
Coop und Migros nehmen das Problem nicht ernst. Die Migros schrieb dem K-Tipp: «Der geschilderte Vorfall ist ein Einzelfall.» Man habe «keine Kenntnis von weiteren Fällen».
Das dürfte daran liegen, dass viele Kunden den Fehler gar nicht bemerken. Und wenn sie ihn bemerken, wird der Vorfall filialintern geregelt und nicht dem Migros-Genossenschaftsbund am Limmatplatz in Zürich gemeldet.
Coop behauptete zunächst: «Der beschriebene Fall kann nicht entstehen.» Doch der K-Tipp weiss: Kunden können sehr wohl betrügen. Denn häufig ist keine Aufsicht anwesend. Und dass der vorherige Kunde beim Einpacken versehentlich nochmals scannt – das ist bei Coop genauso möglich wie bei der Migros.
Start per Knopfdruck wäre die Lösung
Deshalb wollte der K-Tipp von Coop und Migros wissen: Warum sind die Self-Checkout-Kassen nicht so eingerichtet, dass der nachfolgende Kunde den Scanning-Prozess mit einem Knopfdruck starten muss? Dann würde nämlich immer alles bei null beginnen. Die Antwort: Beide sagen, alles solle möglichst schnell und einfach gehen.