Unbekannte richten sich vermehrt über den Facebook-Messenger oder via Whatsapp an potenzielle Opfer. Enes Causevic zum Beispiel wurde via Facebook-Messenger von einem angeblichen Bekannten kontaktiert, mit dem er früher mal gearbeitet hatte. Dieser gab vor, Hilfe zu brauchen. K-Tipp-Leser Causevic solle ihm aus der Patsche helfen.
Auf Berndeutsch schrieb er: «Mein Handy ist gesperrt und der Kundenservice verlangt einen Aktivierungscode, aber ich habe kein anderes Handy, um diesen zu empfangen.» Er bat um Causevics Handynummer, um den Code auf dessen Handy senden lassen zu können.
Was Causevic erst später bemerkte: Die Nachrichten stammten nicht von seinem früheren Arbeitskollegen, sondern von Unbekannten, die das Messenger-Konto seines Bekannten gehackt hatten. «Ich wollte meinem früheren Arbeitskollegen helfen», sagt Causevic.
Opfer sollte Code in Twint eingeben
Aber dann erhielt er neue Anweisungen. Er sollte nun nicht mehr Empfänger des Codes spielen, sondern selber einen Code bei der Bezahl-App Twint eingeben. Den Code erhielt er von seinem angeblichen Bekannten. «Dann sah ich, Twint will mir 250 Franken abbuchen», erzählt Causevic.
Der angebliche Bekannte schrieb ihm, es handle sich dabei um eine Art Depot, das für die Entsperrung seines Handys hinterlegt werden müsse. Und weiter: «Du musst nichts bezahlen, es ist 100 Prozent kostenlos.» Causevic glaubte ihm. Denn das Foto des Absenders zeigte seinen ehemaligen Arbeitskollegen. Auch wegen des Berndeutschs ahnte er nichts Böses.
Nachdem die 250 Franken weg waren, hatten die Verfasser der Nachrichten noch immer nicht genug. Für die Rückerstattung des Depots müsse Causevic erneut einen Code bei Twint eingeben, schreiben sie. Dieses Mal sollen ihm 150 Franken abgebucht werden.
Auffälligkeiten in der Sprache sind ein Indiz
Causevic wurde stutzig. Er werde den Betrug melden, schrieb er. «Ich schwöre Ihnen, Ihr Geld wird nach Abschluss der Schritte zurückerstattet», versprachen die Absender. Causevic brach den Kontakt ab und meldete Facebook den Vorfall – mit der Bitte, das Konto seines Kollegen zu sperren. Eine Antwort bekam er nie.
Für die Formulierung der Mitteilungen scheinen die Gauner in Causevics Fall ein Übersetzerprogramm verwendet zu haben. Besonders gegen Ende der Unterhaltung hin mehren sich die Grammatikfehler. Und die Nachrichten sind ein Mix aus Berner Mundart und Hochdeutsch. Solche sprachlichen Auffälligkeiten können ein Hinweis darauf sein, dass Betrüger am Werk sind.
Aufpassen, wenn jemand Geld will
- Seien Sie misstrauisch, wenn jemand persönliche Daten oder Geld von Ihnen fordert, selbst wenn die Absenderadresse vertraut ist.
- Wenn Sie Zweifel an der Identität Ihres Gegenübers haben, dann bestehen Sie auf telefonischem Kontakt. Betrüger werden ein Gespräch immer unter einem Vorwand zu verweigern versuchen, wenn sie sich als einen Bekannten oder Verwandten von Ihnen ausgeben.
- Geben Sie bei Twint nie Codes von Privatleuten ein. Diese Funktion ist ausschliesslich für Internetgeschäfte vorgesehen.
- Melden Sie solche Vorfälle der Polizei – auch wenn die Chancen gering sind, dass der Fall aufgeklärt wird.