Mit der Smartphone-App von Codecheck kann man den Barcode von Lebensmitteln und Kosmetika scannen. Dann erfährt man die von den Herstellern auf dem Produkt aufgeführten Inhaltsstoffe. Die App bewertet, wie gesund diese angeblich sind.
Die Bewertungen beruhen nicht auf Tests, sondern auf Einschätzungen von eigenen und fremden «Experten». Darunter sind laut Codecheck die Organisationen Greenpeace, WWF und die Verbraucherzentrale Hamburg (D). Codecheck erklärt, Unabhängigkeit habe «obersten Stellenwert».
Bezahlte Texte von Firmen
Doch Codecheck bewertet nicht nur Produkte, sondern veröffentlicht in der App und auf der Website auch redaktionelle Texte – darunter auch von Firmen bezahlte Artikel. Darin preist Codecheck Produkte der Werbekunden an.
Für die Leser sind die Texte kaum von den anderen Beiträgen auf Codecheck zu unterscheiden. Genau das dürfte auch das Ziel sein. Solche getarnte Werbung im redaktionellen Teil veröffentlichen inzwischen auch grosse Verlage wie Ringier («Blick») und Tamedia («Tages-Anzeiger») in ihren Zeitungen und auf ihren Internetportalen (K-Tipp 18/2017).
Beispiele für Werbetexte bei Codecheck:
Im Artikel «3 Gründe, warum Arganöl ein Segen für Deine Haut ist» bezeichnet eine Codecheck-Mitarbeiterin Arganöl als «wertvolles Öl». Es helfe bei ersten Fältchen, trockener Haut und Unreinheiten. Den hohen Preis relativiert die Autorin damit, dass sich das Öl «glücklicherweise sehr sparsam anwenden lässt». Dann wird deutlich: Hinter dem Artikel steckt eine deutsche Kosmetikmarke, die sich laut Codecheck auf «hochwertige und vor allem wirksame Kosmetik» spezialisiert hat, die auf Arganöl basiert. In dem Text wird auf ein «spezielles Angebotsset für die Codecheck-Community» verwiesen. Dieses besteht unter anderem aus einer Augencreme und einem Gesichtspeeling.
«Wissenschaftliche Grundlage fehlt»
Bettina Schlagenhauff, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie, kritisiert, dass Codecheck Angaben zur Wirksamkeit solcher Produkte verbreitet: Es sei «eher unwahrscheinlich, dass von aussen aufgetragenes Öl eine grosse Wirkung» zeige: «Solche Berichte entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage.»
Im Artikel «Super-Boost für Ihre Hautpflegeroutine» preist Codecheck mehrfach Öle der Website Oylous.ch an. Diese erhalten von Codecheck mehrheitlich gute Bewertungen. Die Website wird betrieben von der Firma Viviana Manganaro Cosmetics in Illnau ZH. Im Handelsregister taucht als Zeichnungsberechtigter Boris Manhart auf – der Geschäftsleiter von Codecheck.
2200 Franken für «Produkt der Woche»
Für Werbetexte verlangt Codecheck von den Firmen mehr als 5000 Franken. Das geht aus den Unterlagen an die Werbekunden hervor. Unverblümt heisst es dort: «Profitieren Sie von der hohen Glaubwürdigkeit von Codecheck. Generieren Sie Traffic und Abverkauf.» Codecheck habe eine wachsende und kaufkräftige Zielgruppe. Und weiter: «Platzieren Sie ausgewählte Themen/Produkte.» So können Firmen beispielsweise ihr «Produkt der Woche» mit Bild und Link auf der Startseite anzeigen lassen. Kostenpunkt: ab 2200 Franken.
Codecheck behauptet auf Anfrage des K-Tipp: «Werbe- und Geschäftspartner haben weder Einfluss auf die Bewertung noch die redaktionellen Inhalte auf der Webseite sowie in der App.» Die Werbetexte seien stets klar als Werbung gekennzeichnet.
Und zum Arganöl heisst es: Zurzeit lägen keine repräsentativen Daten vor, die eine Abwertung rechtfertigen würden. «Wir bemühen uns grundsätzlich, Inhaltsstoffe so neutral wie möglich zu bewerten und auch kritische Stimmen einzubeziehen.» Die Naturkosmetikfirma Oylous habe Geschäftsleiter Boris Manhart vor seiner Zeit bei Codecheck gegründet. Sie schalte Werbung auf verschiedenen Plattformen, darunter auch auf Codecheck.