Rund 175 000 Besitzer eines VW-Diesels mussten in der Schweiz für ein Software-Update in die Garage. Damit soll der Ausstoss von schädlichen Abgasen gesenkt werden. Der Grund für das Update: Die Abgaswerte vieler VW-Modelle verletzten gesetzliche Vorschriften – die Kunden wurden getäuscht. Inzwischen sind laut Amag, der Generalimporteurin von VW in der Schweiz, 95 Prozent der betroffenen Dieselfahrzeuge umgerüstet. Die Autos erhielten eine neue Motorsteuerungs-Software. Bei der Nachrüstung der 1,6-Liter-TDI-Motoren wurde zudem ein sogenannter «Strömungsgleichrichter» eingebaut. Das ist ein Gitternetz, das die Messgenauigkeit verbessern soll.
Im Vorfeld versprach der VW-Konzern, dass den Kunden durch das Update keinerlei Nachteile entstehen würden.
Die über 50 Rückmeldungen von K-Tipp-Lesern zeigen allerdings ein anderes Bild: Nach dem Umrüsten kam es bei Autos zu teils gravierenden Mängeln: Mehrverbrauch an Treibstoff, Ruckeln des Motors, verstopfte Partikelfilter, Leistungsabfall, teure Reparaturen, höhere Pannenanfälligkeit.
Anrecht auf eine kostenlose Reparatur
VW-Importeurin Amag sagt gegenüber dem K-Tipp, dass «Kundenbriefe im dreistelligen Bereich mit Beanstandungen ganz verschiedener Natur» eingegangen seien. Sie würden geprüft und man suche nach Lösungen. Es gebe aber keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Update. Die Amag verspricht, «dass sich alle offiziellen Markenpartner jederzeit um die Kundenbeanstandungen kümmern werden».
Gut zu wissen: Wer mit dem Update unzufrieden ist, hat Anrecht auf eine kostenlose Reparatur.
«Das Auto blieb ohne Vorwarnung stehen»
«Bei meinem Skoda Octavia wurde das Update im März 2017 vorgenommen. Zwei Monate danach blieb das Auto ohne Vorwarnung oder Fehlermeldung plötzlich stehen.
Ein Zusammenhang zwischen dem Software-Update und der festgestellten Verrussung wurde von der Garage
bestritten. Ich frage mich, wer für kostspielige Spätfolgen dieses Updates geradesteht.»Hans Gränacher, Gempen SO
«Gaspedal reagiert nicht mehr souverän»
«Nach diesem ‹Verschlimmbesserungs-Update› für meinen Skoda Superb 2.0 TDI DSG, Baujahr 2011, habe ich das Gefühl, dass mein Fahrzeug auf das Drücken des Gaspedals nicht mehr so souverän und direkt reagiert.»
Mauro Amato, Hünenberg See ZG
«Russpartikelfilter ist regelmässig verstopft»
«Wir besitzen gleich zwei betroffene Diesel-Wagen – einen VW Caddy und einen Passat Kombi. Beide verbrauchen seit dem Update mehr Diesel. Und beim Caddy verstopft regelmässig der Russpartikelfilter. Zudem ruckeln beide Autos, und die Leistung ist reduziert.»
Monika Keller, Meierskappel LU
«Die Bilanz ist niederschmetternd»
«In den Jahren vor dem Update war ich mit meinem VW Passat mit Baujahr 2010 zufrieden. Nun ist die Bilanz niederschmetternd: Das Fahrzeug braucht neu rund 8 bis 10 Prozent mehr Diesel. Und unter minimaler Motorlast ruckelt es unangenehm. Nach einem erneuten Software-Update blieb der Verbrauch unverändert hoch. Das Ruckeln wurde sogar noch stärker.»
Christof Gasser, Lungern OW
«Enormer Leistungsabfall»
«Nach dem Update bei meinem Skoda Octavia stellte ich einen enormen Leistungsabfall fest. Es ging so weit, dass ich mitten auf der Autobahn bei einspurigem Verkehr bei einer grossen Baustelle keine Leistung mehr hatte.
Trotz Drücken des Gaspedals kam kein Schub mehr. Mit Ach und Krach konnte ich noch die nächste Ausfahrt erreichen. Diese Blockade trat später immer wieder auf.»
Franziska Steiger, Othmarsingen AG (Name geändert)
«Unerklärliche Motorschwankungen»
«Nach dem Update unseres Golf Variant 2 Liter Diesel stieg der Verbrauch um bis zu einen Liter pro 100 Kilometer. Bei kaltem Motor kommt es ab 80 km/h zu unerklärlichen Motorschwankungen. Auch stinkt es heute viel stärker nach Abgas. Zudem mussten wir die Drosselklappe am Motor für 600 Franken auswechseln lassen. Wir fühlen uns von VW verschaukelt.»
Rudolf und Marianne Schmid, Solothurn
«Man hört das Nageln des Motors»
«Ich war mit meinem 2010 gekauften Skoda Fabia Kombi 1.6l TDI (105 PS) rundum zufrieden. Nach dem Update mit der schriftlichen Zusicherung von Amag, dass sich weder Leistung noch Verbrauch oder Geräuschemissionen ändern würden, waren folgende Probleme feststellbar: schlechtes Ansprechverhalten des Motors im unteren Drehzahlbereich, schwieriges Anfahren ab einer leichten Steigung und deutlich hörbares Nageln des Motors. Auch nach drei Reparaturen ist die frühere Spritzigkeit nicht mehr vorhanden.»
Michael Schibli, Flawil SG
«Plötzlich blinkte die Warnlampe»
«Zwei Wochen nach dem Update meines Skoda Yeti Diesel blinkte zum ersten Mal die Partikelfilter-Warnlampe. In der Garage wurde behauptet, ich sei zu viele Kurzstrecken gefahren, wodurch der Filter schneller verrusse. Absurd: Mein Yeti ist 5-jährig, und ich war oft nur kurze Strecken unterwegs – früher aber ohne jegliche Probleme.»
Isabelle Stöcklin, Bern
«Es stinkt, und der Lärm ist störend»
«Beim Start des Motors stinkt es unangenehm – sowohl im Fahrgastraum wie draussen. Dieser Gestank hält sicher ein bis zwei Minuten an. Der Lärm ist besonders beim Starten und bei langsamer Fahrt im ersten Gang sehr störend. Auch ist ein verstärktes Nageln des Motors zu hören. Beim Fahren bemerkten wir die reduzierte Kraft des Fahrzeuges. Der Durchzug ist nicht mehr derselbe. Und der AdBlue-Verbrauch ist derart gestiegen, dass ich nur noch rund 8000 Kilometer bis zum nächsten Nachfüllen fahren kann. Früher fuhr ich locker 12 000 Kilometer.»
Guido Gonella, Locarno TI
«Leistungsloch und Mehrverbrauch»
«Nach dem Update ist der Motor lauter und die Schaltung rauer. Sporadisch kommt es zu einem Leistungsloch. Der Mehrverbrauch beträgt rund 0,5 Liter pro 100 Kilometer.»
Stefan Röösli, Stans NW
«Mein letzter Wagen von diesem Konzern»
«Nach dem Update meines Audi A4 2.0 TDI, Jahrgang 2008, verbraucht mein Fahrzeug rund einen halben Liter mehr als zuvor. Das wird mein letzter Wagen gewesen sein von diesem Konzern.»
Elmar Müller, Kestenholz SO