VW melkt die besten Kunden

VW verkauft seit kurzem günstigere Ersatzteile – aber nur für Fahrzeuge, die älter als fünf Jahre sind. Für die guten Kunden, die fleissig Neuwagen kaufen, gibts nur teure Original-Ersatzteile.

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K-Tipp 15/2013

18.09.2013

Marco Diener

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Sparen Sie mit Economy-Reparaturlösungen»: So wirbt VW neuerdings auch in der Schweiz für seine günstigeren Ersatzteile. Diese böten, so Volkswagen, «tadellose, geprüfte Qualität mit einwandfreier Funktion und gleichzeitig vorteilhafte Preise».

Allerdings baut VW die günstigen Economy-Teile nur in Autos ein, die älter als fünf Jahre sind. Die Garagisten können bei VW gar keine Economy-Teile für Autos unter fünf Jahren bestellen. Grund: Wenn ein Garagist im elektronischen Ersatzteilekatalog die Fahrgestellnummer eingibt, erkennt er sogleich, wenn das Auto noch nicht fünf Jahre alt ist. Dann zeigt der Katalog nur Original-Ersatzteile.

Abwandern zu Billig-Garagen verhindern

Doch warum gibts die Economy-Ersatzteile nur für ältere Autos? Und warum die willkürliche Grenze von fünf Jahren? VW schreibt, das Unternehmen wolle «die in der Regel preissensibleren Halter von Fahrzeugen ab fünf Jahren in der Organisation ansprechen». Mit «Organisation» sind die Markenvertreter gemeint. Denn VW will verhindern, dass die Besitzer älterer Autos zu den günstigeren freien Garagisten abwandern. Wer sein Auto mit Economy-Teilen reparieren lässt, spart rund 30 Prozent.

In Deutschland gibt es die Economy-Teile schon länger. Und dort ist die Benachteiligung der guten VW-Kunden offensichtlich noch weiter fortgeschritten als in der Schweiz. In Deutschland zahlen die Besitzer neuer Autos nicht nur mehr für die Ersatzteile – ihnen werden zum Teil auch noch höhere Stundenansätze für deren Einbau belastet. Hartmut Röhl, Präsident des deutschen Gesamtverbandes Autoteile-Handel, fragt denn auch: «Warum sind die Stundenansätze des gleichen Mechanikers etwa bei der Wartung eines Golf VI deutlich höher als bei einem Golf IV? Als Neuwagenkunde käme ich mir vor, als würde ich ausgenommen.»

Der K-Tipp hat eine ganze Reihe von Offerten bei Schweizer VW-Garagen eingeholt. Und hat bei den Stundenansätzen für den Einbau keine Unterschiede zwischen Original- und Economy-Ersatzteilen festgestellt.

Audi-Besitzer zahlen mehr

Übrigens: Economy-Ersatzteile gibts auch für die VW-Töchter Seat und Škoda. Nicht aber für die teuren VW Touareg und Phaeton. Und auch für keinen Audi. Dabei stecken auch in Audis viele VW-Teile. Sie wären also durchaus als Economy-Teile verfügbar. Doch offenbar geht der VW-Konzern davon aus, dass Audi-Besitzer bereit sind, für Reparaturen mehr zu zahlen.

Günstigere Ersatzteile auch bei anderen Marken

Nicht nur VW, auch andere Hersteller bieten für ältere Fahrzeuge günstigere Ersatzteile an: Bei Citroën heissen sie Eurorepar, bei Fiat Classic Line, bei Ford Motorcraft, bei Peugeot Motaquip und bei Toyota Optifit.

Ausser Toyota empfehlen alle Hersteller den Einbau der günstigeren Ersatzteile nur für Autos, die älter als fünf Jahre sind. Sollten die Teile aber schon für jüngere Fahrzeuge erhältlich sein und wünscht der Kunde diese ausdrücklich, dann erhält er sie auch. Toyota überlässt die Entscheidung den Kunden.

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