Was taugt ein neues Auto für nur 9900 Franken?

Ein neuer Dacia Sandero für 9900 Franken: Das ist zurzeit konkurrenzlos günstig. Ist dieses Auto aber auch sicher und zuverlässig? Automobilclubs haben den Wagen getestet.

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K-Tipp 07/2010

05.04.2010

Letzte Aktualisierung:
06.04.2010

Darko Cetojevic

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Für 9900 Franken bekommt der Autokäufer aktuell einen VW Golf – allerdings eine Occasion mit rund sieben Jahren auf dem Buckel und mit über 140 000 gefahrenen Kilometern. Oder aber er kauft sich einen Dacia Sandero 1.2 16V – nigelnagelneu und mit 0 Kilometern auf dem Tachometer. Ein vergleichbarer, gleich starker und ebenfalls fabrikneuer Fiat Punto oder ein Opel Corsa kostet fast doppelt so viel wie die günstigste Dacia-Version.

Der Sandero ist auch keine Mogelpackung Es handelt sich vielmehr um ein praktisches, geräumiges und eben unvergleichlich günstiges Auto, wie die unabhängigen Tests des Touring Clubs Schweiz (TCS) und des Deutschen Automobilclubs ADAC bestätigen. Getestet wurden unter anderem: Grösse von Koffer- und Innenraum, Rundumsicht, Variabilität der Sitze sowie Komfort beim Ein- und Aussteigen. Es gibt laut TSC auch keinen Hinweis, dass der Dacia besonders pannenanfällig ist.

Trotzdem stellt sich die Frage: Wie ist es möglich, ein neues Auto so günstig zu produzieren? Die Antwort: Sparen, wo immer es drinliegt. Dacia – eine rumänische Tochterfirma von Renault – tut dies vor allem bei der Sicherheit. Zwar ist der billigste Sandero mit ABS-Bremsen und zwei Airbags vorne ausgerüstet.

Doch beim Crash-Test der europäischen Prüfbehörde Euro NCAP hat der Wagen von fünf Sternen nur deren drei erreicht. Der Dacia Sandero ist damit in «guter» Gesellschaft: Ebenfalls nur drei Sterne gab es für den massiv teureren Nissan Navarra. Der ebenso teure Geländewagen Ford Ranger schnitt sogar noch schlechter ab.

Basisversion ohne Seiten-Airbags

Die Tester kritisierten vor allem, dass bei der Sandero-Basisversion Seiten-Airbags und Gurtstraffer nicht inklusive sind. Deshalb erhöhe sich bei einem Crash das Verletzungsrisiko für Oberschenkeln und Knie; zudem nehmen die Belastungen im Brustbereich zu. Mit mehr Geld lassen sich die Sicherheitslücken jedoch stopfen: Bei der nächstteureren Sandero-Version «Ambiance» gibts für noch immer günstige 11‘700 Franken Seiten-Airbags und bessere Gurten.

Weitere Einschränkungen beim Dacia Sandero:

Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ist auch gegen Aufpreis nicht zu haben. Das System kann das Ausbrechen auf rutschigem Untergrund und in den Kurven verhindern.
Die Kopfstützen sind gemäss einem Test des ADAC nur knapp befriedigend: Sie sind vorne für höchstens 1,80 m und hinten für höchstens 1,70 m grosse Personen geeignet.
Der Fussgängerschutz ist schlecht: Sowohl die Stossstange als auch die Motorhaube bieten ungenügend Schutz für Beine und Kopf der Passanten.
Der Warner, falls die Sicherheitsgurten nicht getragen werden, fehlt.

Wenig Komfort, ältere Motorentechnik

Punkto Komfort ist beim Sandero für 9900 Franken viel Handarbeit gefragt: Man kurbelt die Fenster noch immer von Hand rauf und runter. Der Autolenker muss ohne die leichtgängige Servolenkung einparkieren, ohne Zentralverriegelung jede Tür einzeln abschliessen und seine Seitenspiegel manuell einstellen.

Gespart wurde auch beim Motor: Es handelt sich nämlich um eine ältere Renault-Technik, die sich zwar tausendfach bewährt hat, beim Verbrauch aber nicht dem neuesten Stand der Technik entspricht. Trotz all dieser Einschränkungen stellen TCS und ADAC übereinstimmend fest: Beim Dacia Sandero bekommen Leute, die mit ihrem Wagen nur von A nach B fahren wollen, erstaunlich viel Auto fürs Geld.

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