Moderne Waschmaschinen müssen nicht nur sauber waschen, sie sollten auch stromsparend sein. Die Bezeichnung auf den sparsamsten Modellen lautet A+++. Jedes Gerät hat einen Kleber mit der Energie-Effizienz. Für viele Konsumenten ist die Effizienz denn auch ein wichtiges Kaufkriterium.
Was viele allerdings nicht wissen: Der angegebene Energieverbrauch gilt nur fürs Waschen mit den Eco- bzw. Sparprogrammen. Dabei greifen die Hersteller in die Trickkiste. Grund: Eine Waschmaschine braucht den Grossteil der Energie, um das Wasser aufzuheizen. Deswegen bauen die Hersteller ihre Maschinen so, dass sie im 60-Grad-Ecoprogramm mit tieferen Temperaturen waschen. Effekt: Die Geräte brauchen weniger Strom – und die A+++-Bezeichnung auf der Energie-Etikette ist gewährleistet.
Wasser auf 27 statt auf 60 Grad geheizt
Mehrere Tests der deutschen Stiftung Warentest bestätigen diese Masche. In den letzten drei Jahren wurden 38 Waschmaschinen untersucht. Bis auf drei heizten die Geräte das Wasser nicht auf die deklarierten 60 Grad. Darunter sind Modelle aller bekannten Marken wie Bosch/Siemens, Miele, LG oder AEG/Electrolux.
Drei Beispiele aus dem aktuellen Test:
l Die Miele WMH 120 WPS (1500 Franken) schaffte es nur auf rund 43 Grad.
l Die Haier HW 80-B 14266 (rund 900 Franken) erreichte 42 Grad.
l Die AEG Lavamat L79485FL kam im 60-Grad-Sparprogramm gar nur auf 27 Grad. In der Schweiz ist sie unter dem Namen Electrolux WAGL 4E202 für rund 1100 Franken erhältlich.
Ecoprogramm dauert bis zu 4 Stunden
Miele und Electrolux berufen sich auf die EU-Norm: Diese schreibe nicht vor, dass die deklarierte Temperatur erreicht werden müsse. Bosch/Siemens sieht in den tieferen Temperaturen kein Problem: «Konsumenten verbinden das Thema Temperatur immer mit der Erwartung einer bestimmten Waschwirkung. Es kommt ihnen also nicht darauf an, dass die Wäsche mit genau 60 Grad gewaschen wird – sondern dass die Waschwirkung auf 60-Grad-Wäschen optimiert ist.»
Tiefere Temperaturen sind tatsächlich erlaubt – und diese Lücke nutzen Hersteller aus. Tatsache ist jedoch: Bis die Wäsche mit Energiespar-Programmen sauber ist, dauert es oft mehr als 3 Stunden. Extremfall: Die WAE 77480 von Bauknecht benötigt volle 4 Stunden. Deshalb weichen viele Leute auf die kürzeren, normalen Programme aus. Doch dann steigt der Stromverbrauch: Bei der erwähnten AEG/ Electrolux-Maschine steigt der Stromverbrauch im normalen 60-Grad-Programm um mehr als das Dreifache.
Pilze und Viren können überleben
Die Tests der Stiftung Warentest zeigen: Das Waschen mit Ecoprogrammen spart Energie. Die Wäsche wird trotz der tieferen Temperaturen sauber, weil diese Programme einfach länger laufen. Ein Problem aber bleibt: Bei niedrigen Temperaturen können Pilze und Viren überleben und über die Wäsche übertragen werden.
Dirk Bockmühl ist Professor für Hygiene und Mikrobiologe an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve (D). Er sagt, das gelte etwa bei Fusspilz, Scheidenpilz oder Magen-Darm-Bakterien. Mit solchen Pilzen oder Viren verunreinigte Wäsche muss mit einem bleichmittelhaltigen Universal- oder Vollwaschmittel bei 60 Grad gewaschen werden.