Mango und die japanische Zitrusfrucht Yuzu, Schweizer Alpenkräuter oder Zitrone und Limette: Die Ladenregale sind voll von Produkten, die Wasser mit exotischen Früchten und Kräutern kombinieren. Diese Aroma-Getränke sind ein Verkaufsschlager: So schreibt zum Beispiel die Migros, die Verkäufe seit 2011 seien je nach Sorte um rund einen Viertel gestiegen. Und laut dem Fachportal Gastrofacts.ch erhöhten sich die Verkaufszahlen von Henniez von 2010 bis 2014 um über 52 Prozent.
Geringe Mehrkosten für Zusätze
Die zum Teil blass gefärbten Getränke nennen die Fachleute Near Water («Beinahe-Wasser»). Die Mengen an zugefügten Inhaltsstoffen sind minim. Zum Beispiel bei Zitrone/Limette der Marke Volvic/Danone: Die Flasche enthält zu 95 Prozent Mineralwasser. Die restlichen 5 Prozent bestehen aus Aroma, Zucker und etwas Säure. Das alles kostet nicht mehr als ein paar Rappen. Dies bestätigt ein Insider aus der Lebensmittelaroma-Branche dem K-Tipp. Bei grossen Herstellern betragen die Mehrkosten lediglich 5 bis 8 Rappen pro Liter.
Trotzdem sind die Preisaufschläge happig:
- Bei Coop kostet eine 1,5-Liter-Flasche Henniez Mango & Yuzu Fr. 2.25. Die gleiche Flasche Henniez Mineral ohne Zusätze gibts für 95 Rappen. Pikant: Die Yuzufrucht taucht in der Zutatenliste von Henniez Mango & Yuzu nicht einmal auf.
- Bei der Migros zahlen Kunden für eine Halbliterflasche Aproz Thé Grüntee/Minze Fr. 1.30. Die gleich grosse Flasche normales Aproz Mineral kostet nur 60 Rappen. Das sind also fast 120 Prozent mehr für die zusätzlichen Grüntee- und Schwarztee-Extrakte in homöopathischen Dosen (0,4 und 0,2 g) sowie das Pfefferminzaroma.
Der K-Tipp hat die Hersteller nach den Gründen für die massiven Preisunterschiede gefragt. Konkrete Angaben lieferte niemand. Auch grosse Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen, wie die deutsche Firma Döhler, legen ihre Preise nicht offen.
Tipp: Ein aromatisiertes Wasser lässt sich schnell selber herstellen – mit ein paar Spritzern Zitrone, Limette, Früchtestücken und Kräuterblättern.
«Hahnenburger» teilweise besser als Mineralwasser
Leitungswasser kann mehr Mineralien enthalten als Mineralwasser aus der Flasche. Dies zeigte ein K-Tipp-Test (Ausgabe 15/2014). Das Zürcher Leitungswasser zum Beispiel hatte mehr Kalzium und Magnesium als die Mineralwässer Volvic Nature, Acqua Panna oder Saskia Naturis.
Ein natürliches Mineralwasser muss aus einer oder mehreren natürlichen Quellen stammen, eine bekannte geologische Herkunft haben, einen gleichbleibenden Mineralgehalt aufweisen sowie chemisch einwandfrei und unbehandelt sein. Der einzige zugelassene Zusatz ist Kohlensäure. Wird zur Herstellung wie bei Near-Water-Getränken ein natürliches Mineralwasser verwendet, so darf es als «Tafelwasser» bezeichnet werden – zum Beispiel als «Tafelwasser mit Zitronenaroma».