Die Rebsorte Negroamaro ist das Resultat des heissen Klimas im süditalienischen Apulien: Die roten Trauben reifen spät und ergeben kräftige und gerbstoffhaltige Weine mit hohem Alkoholgehalt. Bei sorgfältiger Verarbeitung schmeckt Negroamaro nach Tabak und Zartbitterschokolade, aber auch nach Früchten wie Kirsche oder Pflaume. Nur: In den Schweizer Läden stehen schwere, süssliche und sirupartige Getränke dieser Rebsorte, bei denen die typischen Aromen fehlen.
Die Jury degustierte Flaschen sowohl von Grossverteilern wie dem spezialisierten Weinhandel. Der teuerste Wein kostete knapp 19 Franken. Am günstigsten war ein 3-Liter-Wein im Karton von Aldi. 7,5 Deziliter davon kosten umgerechnet nur Fr. 2.25.
Ergebnis: Nur ein Wein erreichte knapp eine gute Note. Der «Vecchia Torre» von Coop zeigte die typischen Aromen von dunklen Beeren und etwas Würze. Mit knapp 10 Franken gehört er preislich zum Mittelfeld. Alle anderen Flaschen schmeckten deutlich banaler und schnitten lediglich genügend ab. Immerhin: Wirklich grobe Fehler gab es fast keine.
Die Jury kritisierte die Machart vieler Weine. Laut den Experten schmeckten sie wie Sirup. Die Süsse sei zu dominant. Sie sorgt dafür, dass sich selbst Wein aus unreifen Trauben weich und einigermassen angenehm im Mund anfühlt. Die geballte Ladung an Süsse überdeckte bei den meisten Weinen aber die erwünschten Aromen.
Am ausgeprägtesten war die Süsse beim «Trecenti» aus dem Spar. Die Experten bezeichneten ihn eher als Süssgetränk denn als Wein.
Die drei Weine aus den Weinhandlungen fielen im Vergleich zu den Produkten der Grossverteiler eher ab: Mehr als 14 Punkte erzielten nur Flaschen von Coop, Volg und Landi.
Übrigens: Nicht viel besser schnitten die Primitivo-Weine ab, die der K-Tipp vor zwei Jahren degustieren liess (K-Tipp 6/2017). Sie hatten in der Degustation die gleichen Mängel.
Spar wollte die Degustationsergebnisse nicht kommentieren.
Smith & Smith sagte zum knapp genügenden Abschneiden des «Contrade» nur, dass man über Geschmack bekanntlich streiten könne.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten folgende Experten:
- 1 Joachim Günther, Leiter «Académie du vin»
- 1 Andrin Willi, Chefredaktor «Marmite»
- 1 Hans Babits, Weinakademiker
- 1 Andreas Keller, Presse- und Eventagentur für Wein
- 1 Benjamin Herzog, Chefredaktor «Falstaff Schweiz»