Weltmeisterliches Panini-Gebastel
Stellt Panini die WM-Teams auf? Könnte man meinen! Denn die Trainer haben meist jene Spieler nominiert, die im Panini-Album vorkommen.
Inhalt
K-Tipp 11/2010
29.05.2010
Letzte Aktualisierung:
01.06.2010
Daniel Jaggi
Das Panini-Album enthält alle 32 Teams, die sich für die WM in Südafrika qualifiziert haben. Pro Team blicken den Sammler 17 grimmige Porträts an. Damit die Alben frühzeitig in den Verkauf gelangen, hat Panini die Auswahl der Spieler Monate vor der offiziellen Nominierung durch die Nationaltrainer getroffen.
Die Panini-Trefferquote ist erstaunlich hoch, wie das Beispiel der Schweizer Nati zeigt: Hier entpuppt sich einzig der wegen Formschwäche nicht a...
Das Panini-Album enthält alle 32 Teams, die sich für die WM in Südafrika qualifiziert haben. Pro Team blicken den Sammler 17 grimmige Porträts an. Damit die Alben frühzeitig in den Verkauf gelangen, hat Panini die Auswahl der Spieler Monate vor der offiziellen Nominierung durch die Nationaltrainer getroffen.
Die Panini-Trefferquote ist erstaunlich hoch, wie das Beispiel der Schweizer Nati zeigt: Hier entpuppt sich einzig der wegen Formschwäche nicht aufgebotene Johan Vonlanthen als Fehltipp des italienischen Album-Herstellers. Reservist Ludovic Magnin, der von Trainer Hitzfeld ursprünglich nicht aufgestellt wurde – von Panini aber sehr wohl –, hat es dank Spychers Verletzung im letzten Moment doch noch ins Aufgebot geschafft.
Eine vergleichbar hohe Trefferquote erzielt Panini auch bei Mannschaften wie Holland. Italien und Ghana. Wie aber schafft das Panini, wo doch kein Trainer das Geheimnis seiner «Liste der 23» vor Erscheinen des Hefts lüftet? Panini analysiere hierfür die Spielerstatistiken, verriet Sprecherin Silvia Losi. Im Zweifelsfall würden die Listen den Fussballverbänden geschickt, um herauszufinden, ob man richtig liege.
Schludrige Angaben zu Gewicht und Grösse
Angesichts dieses akribischen Vorgehens erstaunt die schlechte Qualität der Angaben im Heft. Kaum eine Grössen- oder Gewichtsangabe der Schweizer Kicker stimmt mit den Angaben des Verbandes überein. Lichtsteiner zum Beispiel ist im Heft 1,83 Meter gross, effektiv aber nur 1,80.
Drei Zentimeter grösser gemacht wird auch Magnin. Gleich sechs beziehungsweise vier Kilo zu schwer sind Gökhan Inler und Tranquillo Barnetta. Und FCB-Spieler Scott Chipperfield, der für Australien antritt, bringt statt offiziell 80 Kilo im Heft nur 70 Kilo auf die Waage.
Von teils mieser Qualität sind auch zahlreiche Bilder. Sie wurden hemmungslos bearbeitet. So stecken beispielsweise Yakin und Benaglio plötzlich in der gleichen Jacke. Auch andere Schweizer Spieler haben identische Falten im Dress.
Ziemlich ramponiert kommen die Engländer daher: Auf dem montierten Bild, auf dem jeder in eine andere Richtung schaut, tragen die Spieler anstelle des Nati-Leibchen schäbige, weisse T-Shirts. Quasi in den Heiligenstand erhoben wurden dagegen die Franzosen: Um ihren Kopf bastelten die Italiener einen weissen Rand – was bei Franck Ribery, dem derzeit ein Verfahren wegen eines Sex-Skandals droht, eher eigentümlich anmutet.
300 Millionen Bilder verkaufte Panini nach eigenen Angaben vor vier Jahren in der Schweiz. Um noch mehr Gewinn einstreichen zu können, haben die Italiener trotz gleicher Mannschaftszahl 44 zusätzliche Bildchen kreiert. Folge: Es gibt auch Logos und Wappen zum Sammeln, für einzelne Stadien sind gleich zwei Bilder nötig, für Mannschaftsfotos gar vier.
Wie wärs mit Schieds- und Linienrichtern?
Somit muss befürchtet werden, dass die Panini-Fans an der nächsten WM auch noch die Porträts der Schieds- und Linienrichter, der Fifa-Offiziellen und Stadionspeaker sammeln müssen.