Als sie den Werbezettel in ihrem Briefkasten fand, dachte die Frau: «Das probiere ich mal aus.» Darauf bot ihr ein M. F. seine Hilfe an: Er mache Steuererklärungen für 70 Franken, und er komme auch bei seinen Kunden vorbei.
«Die Steuererklärung war tipptopp», sagt die Frau. Was danach folgte, machte sie aber stutzig: Sie erhielt einen Brief mit dem Angebot, bei seiner Berner Firma ST Swiss Treuhand GmbH zu investieren – 10 000 oder 20 000 Franken. Dafür stellte ihr F. einen garantierten Jahreszins von 5 Prozent in Aussicht. Mit diesem Geld könne seine Firma «neue Kunden mit Werbeaktionen gewinnen».
Der K-Tipp hat der Frau abgeraten, F. Geld zu geben. Mit gutem Grund: F. hat bereits einen Privatkonkurs hinter sich, und es bestehen mehrere Verlustscheine; einer davon wurde 2010 ausgestellt.
Der Betreibungsregisterauszug seiner GmbH listet zwölf Betreibungen mit der Gesamtsumme von 15 300 Franken auf. Unter anderem wird er von der «Aargauer Zeitung», von der «Bümplizwoche» und vom «Zofinger Tagblatt» betrieben, weil er seine Inserate nicht bezahlt hat. F. war auch schon als Finanzberater tätig: 2006 liess er seine Firma Finanzberatungen F. in Konkurs gehen. Er hat dazu nicht Stellung genommen.
«Kleines Minus bis im Frühjahr beglichen»
F. wollte dem K-Tipp auch nicht sagen, wie vielen Kunden er seinen Investitionsvorschlag gemacht und wie viel Geld er so eingenommen hat. Er schreibt aber: «Wir haben bereits eine vierstellige Anzahl Neukunden dazugewonnen, somit benötigen wir absolut kein Fremdkapital.» Und sein «kleines Minus» sei «bis im Frühling beglichen».
Fazit: Wenn Steuerberater und Treuhänder Geld wollen, ist Vorsicht geboten. Gerade in Bern weiss man, dass das böse enden kann. Dort steht zurzeit ein Treuhänder vor Gericht, der als Kassier des Kleintierzüchtervereins weit über eine Million Franken veruntreut haben soll. Und der «Beobachter» machte Mitte 2013 den Fall eines Treuhänders aus Bad Ragaz SG öffentlich, der einem Paar jahrelang die Steuerklärungen machte, sich von ihm Darlehen verschaffte und dieses Geld veruntreute.
Darlehen an Private: Passen Sie auf!
Bei Geldgeschäften unter Privaten ist Vorsicht geboten. Das sollte man beachten:
- Zeigen Sie solche Investitionsvorschläge stets einer Vertrauensperson oder einer unabhängigen Beratungsstelle.
- Vorsicht ist geboten, wenn der gebotene Zins weit über dem aktuellen Zinsniveau liegt. Dies bedeutet oft, dass die Darlehensnehmer von den Banken kein Geld (mehr) erhalten, weil ihre Kreditwürdigkeit schlecht ist. Mit einem hohen Zins als Lockvogel versuchen sie, dennoch zu Geld zu kommen.
- Seien Sie auch skeptisch, wenn vermeintliche Vertrauenspersonen mit Geldanlagen hausieren. Das gilt nicht nur bei Steuerberatern und Treuhändern, sondern auch bei Versicherungsvertretern. Diese wissen oft gut Bescheid über die finanziellen Verhältnisse ihrer Kunden und nutzen das aus.