Wenn Papa die Bank ist
Darlehen von Freunden und Verwandten sind durchaus eine Alternative zur Bank. Verträge und Kontrolle sollten aber trotz der persönlichen Note nicht fehlen.
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K-Tipp 4/2005
23.02.2005
Reto Westermann - redaktion@ktipp.ch
Die Schweizer Sparstrümpfe werden immer dicker: 2004 lagerten 213 Milliarden Franken auf Sparkonten - obwohl die Zinsen alles andere als attraktiv sind. Da suchen Sparer nach lukrativeren Möglichkeiten, um ihr Geld anzulegen. Eine davon ist die Vergabe privater Darlehen.
Am häufigsten sind private Darlehen bei der Finanzierung von Eigenheimen. Junge Familien bringen das nötige Eigenkapital oft nicht zusammen, könnten sich aber einen monatlichen Schuldzins leisten.
Die Schweizer Sparstrümpfe werden immer dicker: 2004 lagerten 213 Milliarden Franken auf Sparkonten - obwohl die Zinsen alles andere als attraktiv sind. Da suchen Sparer nach lukrativeren Möglichkeiten, um ihr Geld anzulegen. Eine davon ist die Vergabe privater Darlehen.
Am häufigsten sind private Darlehen bei der Finanzierung von Eigenheimen. Junge Familien bringen das nötige Eigenkapital oft nicht zusammen, könnten sich aber einen monatlichen Schuldzins leisten.
«Private Darlehen sind eine gute Ergänzung zum Eigenkapital», sagt Thomas Metzger vom Vermögenszentrum (VZ) in Zürich. Profitieren tun beide Seiten: Die Darlehensgeber haben ihr Geld gut angelegt und erhalten einen Zins, der meist höher ausfällt als die aktuellen Sparzinsen - übliche Abmachungen liegen um ein halbes Prozent unter dem variablen Hypothekarzins. Und die Darlehensnehmer können sich ihr Eigenheim günstiger finanzieren als über eine Bank.
Hilfreich ist privates Geld vor allem, wenn die Bank eine zweite Hypothek verlangt (siehe Rechenbeispiele). Diese ist nicht nur teurer als die erste, sondern muss auch abbezahlt werden. «Ein privates Darlehen zu einem tiefen Zins ist oft die günstigere Variante», sagt Finanzfachmann Metzger.
Das gilt vor allem dann, wenn der Darlehensgeber keine Rückzahlung verlangt. Das ist oft der Fall, wenn Eltern ihren Kindern Geld für den Hausbau leihen. Für den Darlehensgeber entsteht dadurch kein höheres Risiko, weil er via Schuldbrief optimal abgesichert ist. Egal ist, ob das Darlehen zurückbezahlt werden muss. Unabdingbar ist aber ein schriftlicher Vertrag, der alle wichtigen Punkte regelt (siehe Mustervertrag und Tipps).
Weniger häufig sind bei der Finanzierung von Eigenheimen Darlehen von Arbeitgebern. «Nach unserer Erfahrung geben Firmen ihren Mitarbeitern lieber Darlehen für mobile Werte», sagt Thomas Metzger vom VZ. Üblich sind beispielsweise Kredite für den Kauf von Firmenaktien. Bei einem Austritt können die Aktien weiterverkauft und das Darlehen kann zurückbezahlt werden.
Darlehen vom Chef: Risiko bei Jobwechsel
Bei einem Stellenwechsel kann es für den Arbeitnehmer dennoch riskant werden: Dann darf nämlich der Arbeitgeber den Kredit sofort kündigen, was eine Umschuldung, Gebühren und höhere Zinsen zur Folge haben kann.
Gut geeignet sind private Darlehen auch für die Finanzierung von KMUs. Solche kleinen und mittelgrossen Unternehmen haben es oft schwer, Kredite von Banken zu erhalten. So haben beispielsweise die Betreiber der Sauna in der Zürcher Badeanstalt Enge den Ausbau ihrer Infrastruktur über Darlehen von Kunden finanziert. Wie bei jeder Investition in ein Unternehmen sind solche Investitionen für den Darlehensgeber indes mit einem gewissen Risiko behaftet. Auch hier schaffen ein schriftlicher Vertrag und Vorabklärungen - etwa durch Einsicht in die Jahresabschlüsse - Sicherheit für beide Seiten.
Und beim Kauf eines Autos ist zu beachten: Eine private Kreditaufnahme ist einem Leasing auf jeden Fall vorzuziehen. Im Gegensatz zu Leasinggebühren, die nicht von den Steuern als Schulden abgezogen werden können, sind Darlehenszinsen abzugsfähig.
Wer Geld für einen Autokauf verleiht, sollte sich aber gut absichern: Zum einen verlieren Fahrzeuge schnell an Wert, was eine zügige Rückzahlung des Darlehens nötig macht, zum anderen kann ein Totalschaden den Darlehensnehmer schnell in Bedrängnis bringen. Die Pflicht, eine Vollkaskoversicherung abzuschliessen, gehört deshalb unbedingt in den Darlehensvertrag.
Sicherheit für beide Seiten
Damit auch im Streitfall alles klar geregelt ist, sollten bei privaten Darlehen einige Punkte beachtet werden:
- Schriftlicher Vertrag: Er ist wichtig für Darlehen, egal welcher Höhe. Es gibt spezielle Musterverträge. Der Vertrag regelt alle wichtigen Punkte, wie Verwendungszweck, Laufzeit, Zinssatz, Fälligkeit der Zinsen und Rückzahlung.
Bei Unklarheiten kann es sich lohnen, den Vertrag einem Rechtsberater vorzulegen.
- Sicherheiten: Bei höheren Summen sollte man vom Darlehensnehmer Sicherheiten verlangen. Im Falle einer Immobilie ist das Errichten eines Schuldbriefs mit Eintrag ins Grundbuch am besten. Dadurch erhält der Darlehensgeber sein Geld, auch wenn der Darlehensnehmer Konkurs geht. Bei anderen Darlehen müssen die Sicherheiten individuell ausgehandelt werden. Bei der Finanzierung eines Autos etwa kann der Abschluss einer Vollkaskoversicherung im Vertrag vereinbart werden.
- Tragbarkeit: Banken klären vor der Kreditvergabe ab, ob ein Kunde die Belastung tragen kann. Bei grösseren Summen sollte der Darlehensgeber dies ebenfalls tun. Am einfachsten verlangt man die Aufstellung eines monatlichen Budgets, um zu sehen, ob das Darlehen (Zinsen, Rückzahlung) tragbar ist.
- Rückzahlungs- und Zinsfristen: Zins- und Teilrückzahlungen eines Darlehens sollten regelmässig erfolgen. So hat der Darlehensgeber eine Kontrolle und kann schnell reagieren, wenn Zahlungen ausbleiben.
Privatdarlehen kommt günstiger als Bankkredit
Verlangt die Bank eine zweite Hypothek, ist ein privates Darlehen eine Option, die man prüfen sollte.
Annahmen
Kaufpreis Objekt:
Fr. 600 000.-, benötigtes Eigenkapital: Fr. 120 000.-, Höhe 1. Hypothek: Fr. 390 000.-, Höhe 2. Hypothek von der Bank beziehungsweise des privaten Darlehens: Fr. 90 000.-.
Zinssätze
Bank: 1. Hypothek 3 %, 2. Hypothek 4 %.
Privates Darlehen: 2,5 %.
- Variante 1 - ohne privates Darlehen, mit 2. Hypothek:
Die Jahresbelastung beträgt Fr. 15 650.- (monatlich rund Fr. 1300.-).
- Variante 2 - mit privatem Darlehen, ohne 2. Hypothek:
Die Jahresbelastung liegt bei rund Fr. 13 950.- (monatlich rund Fr. 1160.-).
Differenz zu Variante 1:
Fr. 1700.- pro Jahr (Fr. 140.- pro Monat) gespart.
Mustervertrag
Der K-Tipp hat die wichtigsten Punkte, die in einen Darlehensvertrag gehören, zusammengestellt. Ein entsprechender Mustervertrag kann im Internet unter www.ktipp.ch gratis heruntergeladen werden.