«Ihnen fehlt die Zeit oder die Erfahrung, um sich mit den Finanzmärkten zu befassen? Wir verwalten Ihr Vermögen mit einem fundierten und bewährten Anlageprozess.» So oder ähnlich tönt es in der Werbung der Vermögensverwalter. Dass ein Vermögensverwalter Mandate schon ab 50000 Franken übernimmt, ist eine Ausnahme. Bei den meisten muss man 250000 Franken oder mehr mitbringen. Bei solchen Summen sollte sich ein Mandat eigentlich lohnen.
Doch sind Vermögensverwalter tatsächlich so kompetent, wie sie in der Werbung und in Kundengesprächen glauben machen? Sind sie die meist hohen Gebühren wert? Es schlagen schnell einmal Gesamtkosten von zwei Prozent und mehr der Anlagesumme zu Buche. Und das jedes Jahr.
Die Zürcher Beratungsfirma «Zwei Wealth Experts» hat 23 in der Schweiz tätige Vermögensverwalter unter die Lupe genommen – zwar auch kleinere, aber vor allem Gross-, Kantonal- und Privatbanken sowie grössere Anlagemanager. Um Zugang zu deren Daten zu bekommen, versprach Zwei Wealth Experts, die Studie «Banken und Asset Manager Analyse» ohne Namensnennung zu publizieren. Trotzdem sind die Resultate höchst aufschlussreich:
Rund 90 Prozent der Vermögensverwalter schneiden über mehrere Jahre betrachtet schlechter ab als ein neutraler Vergleichsmassstab. Dieser ist für Schweizer Aktien beispielsweise der SPI, der über 200 Titel enthält, von Nestlé bis Calida. Eine solche Messlatte, auch Benchmark genannt, gibt die durchschnittliche Wertentwicklung eines bestimmten Anlagegebiets wieder. Es ist das, was die Finanzmärkte eigentlich abwerfen.
Die von den einzelnen Vermögensverwaltern erzielten Renditen klaffen weit auseinander. Ein konkretes Beispiel: die ausgewogenen Mandate. Bei ihnen wird das Geld hauptsächlich in Obligationen und Aktien investiert, dies ungefähr zu gleichen Teilen. 20 der 23 Vermögensverwalter boten ein solches Mandat an. Der neutrale Vergleichsmasstab legte im gleichen Zeitraum (2010 bis 2014) um gut 33 Prozent zu. Die mittlere Rendite der 20 Mandate betrug aber bloss 18 Prozent (siehe PDF).
Die Unterschiede waren enorm. Das schlechteste Mandat blieb 30 Prozent unter dem Benchmark, das beste schnitt bloss 6 Prozent besser ab. Und dies sind Ergebnisse ohne Kosten. Unter Einbezug der meist hohen Kosten erreichte kein einziges Mandat die neutrale Messlatte. Einige haben sogar Kapital vernichtet.
Angesteckt von -Überoptimismus – oder von Verkaufspanik
Gründe für die magere Leistung: Vermögensverwalter legen den Kunden teure Fonds und andere kostenintensive Produkte ins Depot. Zudem betreiben sie eine sogenannt «aktive» Geldverwaltung: Sie glauben, durch eine kluge Auslese von Titeln und Produkten eine überdurchschnittliche Rendite erzielen zu können – und greifen dabei mehrheitlich daneben. Sie sind der Meinung, ein gutes Gespür für das «Timing» zu haben, also für den richtigen Zeitpunkt, um Positionen auf- und abzubauen – und lassen sich im Boom von Überoptimismus und im Abschwung von Verkaufspanik anstecken. Zudem kaufen und verkaufen sie allgemein zu oft und bestätigen das alte Sprichwort: «Hin und her macht die Taschen leer» – nämlich die Taschen der Anleger.
Die schöne Kehrseite dieser Medaille: Das Verbesserungspotenzial ist gross. Zwei Wealth Experts schätzt es im Vergleich zu einem durchschnittlichen Vermögensverwaltungsmandat auf 1,5 bis 3 Prozent pro Jahr. Dieses Einsparpotenzial lässt sich mit zwei Grundsätzen bzw. Massnahmen ausschöpfen: Einsatz von günstigen statt teuren Produkten sowie Umstellung von der aktiven auf eine passive Geldverwaltung – ohne dass der Anleger deswegen mehr Risiko eingehen müsste! Konkret heisst dies:
Keine Einzeltitel mehr einsetzen, stattdessen kostengünstige Indexfonds. Diese decken einen ganzen Anlagebereich ab, wie zum Beispiel Frankenobligationen oder Schweizer Aktien. Vorteilhaft sind auch indexnahe Fonds oder indexierte Anlagevehikel. Sie funktionieren ähnlich wie Indexfonds. Beispiele: Pictet LPP 25-P und LPP 40-P oder die Anlagevehikel «Basis», «Wachstum» und «Aggressiv» von Avadis Vermögensbildung in Baden AG. Das sind Mischfonds mit Obligationen und Aktien.
Kein vermeintlich schlaues Taktieren mehr («Timing», Hin und Her), sondern nur noch Investieren mit ruhiger Hand. Aus den individuellen Eckdaten wie Einkommen und Vermögen, Risikoprofil und Zeithorizont wird eine Anlagestrategie abgeleitet und dann auch konsequent durchgezogen.
Delegieren oder selber verwalten: Tipps für drei verschiedene Anleger-Typen
Mit Verwaltung
Sie schätzen die persönliche Betreuung durch einen Vermögensverwalter. Bestehen Sie in diesem Fall auf einem passiven Mandat und verlangen Sie den Einsatz von Index- oder indexähnlichen Fonds. Weil bei einer passiven Geldanlage der Aufwand des Vermögensverwalters sinkt, sollten Sie auf eine deutliche Senkung der Mandatsgebühr pochen. Ziel: -Gesamtkosten von nicht mehr als 1,25 Prozent, inklusive Produkt-, Handels-, Depot- und anderen Gebühren. Holen Sie Offerten von -mehreren Anbietern ein.
Mit Beratung
Sie sind bereit, die Geldanlage selber in die Hand zu nehmen mit Unterstützung eines Bank- oder anderen Beraters. Die meisten Berater -handeln im gleichen Sinne wie die Vermögensverwalter. Von sich aus empfehlen sie eher teure Produkte und setzen auf eine aktive Geld-verwaltung. Deshalb sollten Sie auch hier die Vorgabe machen: kostengünstige Index- oder indexähnliche Fonds sowie passive Geldanlage. Da eine Beratung weniger aufwendig ist als eine klassische Vermögensverwaltung, sind Gesamtkosten von -weniger als 1,25 Prozent des Anlagevermögens anzustreben. Auch hier lohnt es sich, mehrere Angebote -einzuholen und zu vergleichen.
Selber machen
Sie haben zumindest Grundkenntnisse im Bereich der Geldanlage und können auf Beratung verzichten. Wichtig ist, dass Sie die oben erwähnten Prinzipien befolgen. Das Kostensenkungspotenzial ist bei der Selfmade-Geldanlage am grössten. Gesamtkosten von 0,7 bis 1 Prozent sind hier ein realistisches Ziel. Wenn Sie das Depot selber -zusammenstellen: Es sind keineswegs viele Positionen nötig. Die Kernbausteine: Franken-Obligationen, Schweizer und ausländische Aktien, Schweizer Immobilienfonds.
Gute Konditionen bieten Discountbroker wie Swissquote und -E-Trading, aber auch automatisierte Online-Plattformen wie True Wealth (K-Geld 4/2015). Diese Plattformen und ebenso die oben erwähnten -Mischfonds kommen auch für grosse Depots in Frage, besonders aber für Anlagesummen unter 100000 Franken.