Vor zwei Wochen hat der K-Tipp die Preisentwicklung von knapp 300 Billiglinien-Produkten von Coop und Migros untersucht. Und zwar für die letzten zehn Jahre. Fazit: Fast 90 Prozent der Produkte wurden günstiger. Etliche kosten nicht einmal mehr die Hälfte (K-Tipp 9/2018).
Die Kehrseite der Medaille: Die Grossverteiler vergrösserten die Packungen. Und zwar so sehr, dass damit ein halbes Pfadilager verpflegt werden kann. Selbst für Familien sind viele Packungen zu gross. Konkret:
Von 189 M-Budget-Packungen sind 57 grösser als vor zehn Jahren, 22 kleiner.
Die Migros verdoppelte die Grösse einiger Packungen: Bohnenkaffee von 500 auf 1000 Gramm, Frischhaltefolie von 50 auf 100 Meter, Flüssigseife von 500 auf 1000 Milliliter. Das ist nicht weiter schlimm, da es sich nicht um verderbliche Ware handelt.
Lästig kann es dagegen werden, wenn Lebensmittel – einmal geöffnet – rasch verderben. So verkauft die Migros den Nature-Frischkäse inzwischen nicht mehr in Packungen zu 150, sondern zu 300 Gramm. Laut Packungsaufschrift sind das zehn Portionen.
Erdnüsse gibts im Kilo-Beutel
Das ist kein Einzelfall: Mascarpone gibt es in einem 630-Gramm-Kübel. Das sind 21 Portionen, Pommes frites in einem 3-Kilo-Sack (30 Portionen), und Erdnüsse in einem 1-Kilo-Beutel (33 Portionen). Die Milch im 2-Liter-Tetrapak lässt sich im Kühlschrank kaum unterbringen. Grösser geworden sind auch Packungen von Süsswaren wie Reisgebäck (von 250 auf 500 Gramm), Madeleines (von 350 auf 500 Gramm) und Konfektwaffeln (sogar von 150 auf 400 Gramm).
Ähnlich sieht das Bild bei Coop aus: Von 86 Prix-Garantie-Packungen sind 25 grösser, 18 kleiner. Coop hat einige Packungsgrössen verdoppelt, verdrei- oder sogar vervierfacht: Haushaltspapier von zwei auf vier Rollen, Backmehl von einem auf vier Kilo, Papier-Taschentücher von 100 auf 300 Stück.
Der Reibkäse reicht für 23 Teller
Grosse Packungen gibts bei Coop auch bei rasch verderblicher Ware. Besonders heikel ist der Reibkäse: Ihn gibts in 350-Gramm-Beuteln. Laut Packungsaufschrift reicht das für 23 Personen. Auch die Packungen von typischen Dickmachern hat Coop vergrössert. Die Chips stecken nicht mehr im 200-Gramm-, sondern im 350-Gramm-Beutel (12 Personen). Die Erdnüsse reichen – wie bei der Migros – sogar für 33 Personen. Gnocchi gibts im 1-Kilo-Beutel (8 Personen). Auch Milchprodukte verkauft Coop in Monster-packungen: Magerquark und Nature-Joghurt je im 755-Gramm-Kübel.
Aldi und Lidl verkaufen die erwähnten Produkte zum gleichen Preis wie Migros und Coop – aber in deutlich kleineren Packungen. Den extremsten Unterschied gibt es beim Mascarpone: Die Migros verkauft ihn – wie erwähnt – in 630-Gramm-Kübeln. Bei Aldi und Lidl gibts 250-Gramm-Becher.
Die Migros reagiert auf die Kritik des K-Tipp wie üblich: «Wir passen die Verpackungen den Kundenbedürfnissen an.» Als ob sich die Kunden solche Monsterpackungen wünschen würden. Sie spricht von «handelsüblichen Grössen», die für Familien, Wohngemeinschaften oder «Personen mit grossem Freundeskreis» geeignet seien.
Auch Coop behauptet, sich «an den Bedürfnissen der Kunden» zu orientieren. Und schreibt weiter: Dank den grösseren Packungen sei es möglich, die Prix-Garantie-Produkte günstiger anzubieten.