Thomas Kern (Name geändert) aus Habsburg AG wollte bei Sunrise sein UPC-Abo kündigen, weil seine Kosten für TV- und Telefonabos von 59 auf 74 Franken aufschlugen und sein Festnetztelefon immer wieder ausfiel. Er versandte seine Kündigung Ende August schriftlich.
Sunrise schrieb Anfang September zurück, die Kündigung sei ungültig. Im Brief hiess es: «Seit dem 1. Juni 2021 müssen Abo-Kündigungen entweder telefonisch oder per Web-Chat erfolgen. Ihr Vertrag gilt dadurch weiterhin.» Das heisst: Sunrise wollte die Kündigung nicht akzeptieren, weil Thomas Kern nicht am Telefon oder per Chat kündigte. Sunrise verweist dazu auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
UPC für Kündigungen nicht erreichbar
Kern ist einer von vielen UPC-Kunden, denen die Kündigung der Abos für Fernsehen, Telefon und Internet massiv erschwert wird. Viele Betroffene beschwerten sich beim K-Tipp, weil es oft weder per Telefon noch per Chat möglich ist, zu kündigen. Denn die beiden Kommunikationskanäle sind dauernd überlastet.
UPC ist seit rund zwei Jahren eine Marke von Sunrise. Diese wendet die stossende Praxis seit 2019 an (K-Tipp 10/2021). Dabei ist rechtlich klar: Eine Klausel im Kleingedruckten, die schriftliches Kündigen verbietet, ist nicht zulässig.
Kunden «einseitig benachteiligt»
Der St. Galler Rechtsprofessor Vito Roberto bestätigt: «Diese Klausel ist ungültig, weil sie ungewöhnlich ist und Konsumenten einseitig benachteiligt.»
Mit Verweis auf die Rechtslage und den K-Tipp-Artikel kündigte Thomas Kern Ende September nochmals schriftlich bei Sunrise. Und siehe da: Ende September bestätigte Sunrise die Kündigung in einem Brief.
Auch Rechtsanwalt Bruno Pellegrini aus Uetikon am See ZH hatte seine Mühe, den UPC-Vertrag loszuwerden: Er kündigte all seine UPC-Abos für Internet, Telefon und TV auf Ende November 2022 im Chat.
Er loggte sich dafür in seinem Kundenkonto auf der UPC-Internetseite ein und startete den Chat. Dort erschien die Frage «Worum geht es?» und dazu ein Auswahlmenü. Pellegrini klickte auf die Option «Gesamtkündigung». Nun zeigte UPC eine weitere Meldung an: Alle UPC-Mitarbeiter seien beschäftigt. Er müsse aufs Telefon ausweichen.
Kündigung ist nach Erhalt rechtswirksam
Bruno Pellegrini weigerte sich: «Ich kündigte im Chat, das reicht.» Pellegrini hat recht: Eine Kündigung muss von der anderen Vertragspartei nicht akzeptiert werden. Sie ist immer nach Erhalt rechtswirksam.
Als Beweis der Kündigung sicherte der Zürcher den Chatverlauf mit Bildschirmfotos und forderte von UPC im Chat zusätzlich eine Kopie davon. Den Chatverlauf erhielt er nie, stattdessen schickte Sunrise vier Tage später eine schriftliche Bestätigung der Kündigung.
Brigitte Häni aus Bern löste das Kündigungsproblem über einen Umweg: Sie wählte vier Stunden lang immer wieder die Nummer von UPC – doch niemand nahm ab. Der Chat war ebenfalls überlastet. Ihr Mann wählte daraufhin auf gut Glück die Nummer von Sunrise. Tatsächlich nahm dort jemand seine Kündigung entgegen.
Sunrise entschuldigt sich zwar auf Anfrage für die Engpässe bei der Hotline. Man habe die Kapazität erhöht. Eine Sprecherin erklärt aber: «Eine Änderung der Kündigungspraxis ist nicht geplant.»
K-Tipp reicht Klage gegen Sunrise ein
Der K-Tipp geht deshalb auf juristischem Weg gegen die Kündigungsbedingungen von Sunrise vor. Er schickte der Firma eine Abmahnung und forderte, die Vertragsbedingungen so zu ändern, dass auch schriftliche Kündigungen möglich sind. Sunrise antwortete, sie ändere ihre Praxis nicht.
Der K-Tipp wird eine Klage gegen Sunrise einreichen. Denn Artikel 8 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb verbietet die Verwendung von missbräuchlichen Geschäftsbedingungen. Und gemäss Artikel 10 sind Organisationen, die sich wie der K-Tipp statutengemäss dem Konsumentenschutz widmen, klageberechtigt.
So kündigt man die Verträge
Schriftliche Kündigungen sind gültig, auch wenn dies in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Sunrise und UPC anders lautet. Versenden Sie die Kündigung mit eingeschriebenem Brief, damit Sie das Datum der Kündigung belegen können. Bewahren Sie mit der Postquittung eine Kopie des Schreibens auf.
Eine Kündigung via Chat ist ebenfalls möglich. Es braucht keine Bestätigung von UPC oder Sunrise, damit die Kündigung gültig ist. Sichern Sie den Chatverlauf mit Bildschirmfotos. In Windows macht man einen Screenshot mit der Taste «PrtScn» – manchmal auch mit «Print» oder «Druck». Auf dem Mac benutzt man die Tastenkombination aus Shift-Taste, cmd-Taste und Taste 3.