Wer direkt bucht, bucht am billigsten
Wenn einer eine Reise tut - sollte er unbedingt die Preise vergleichen: Vier Tage Berlin im Vier-Sterne-Hotel gibts inklusive Flug für 981 Franken; man kann aber auch 1645 Franken hinblättern.
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K-Tipp 15/2003
17.09.2003
Gery Schwager - gschwager@ktipp.ch
Seit Ende August macht die Swiss im Europageschäft, was Easyjet, Air Berlin, Intersky und Co. schon lange tun. Sie geht mit verlockenden «Ab»-Tarifen auf Kundenfang. Retourflüge nach Paris oder Berlin zum Beispiel sind - ohne Flughafentaxen - schon ab 78 beziehungsweise 98 Franken zu haben, wenn man sie früh genug übers Internet (www.swiss.com) bucht. Aber auch die stolze Lufthansa ködert Schweizer Passagiere in bester Billigflieger-Manier: Sie wirbt mit Retourflügen in deutsche Städte ...
Seit Ende August macht die Swiss im Europageschäft, was Easyjet, Air Berlin, Intersky und Co. schon lange tun. Sie geht mit verlockenden «Ab»-Tarifen auf Kundenfang. Retourflüge nach Paris oder Berlin zum Beispiel sind - ohne Flughafentaxen - schon ab 78 beziehungsweise 98 Franken zu haben, wenn man sie früh genug übers Internet (www.swiss.com) bucht. Aber auch die stolze Lufthansa ködert Schweizer Passagiere in bester Billigflieger-Manier: Sie wirbt mit Retourflügen in deutsche Städte ab 125 Franken (ohne Taxen).
Den Schweizer Reiseveranstaltern bereiten die Airlines mit ihrem Tarifkrieg gehörigen Aufwand. Die eigentlich bis Ende Herbst gültigen Städtereisen-Kataloge sind jetzt schon hoffnungslos veraltet. Sowohl Kuoni als auch Hotelplan und Imholz mussten die Arrangementpreise senken - nach eigenen Angaben um durchschnittlich 10 bis 25 Prozent -, um wenigstens einigermassen interessant zu bleiben.
Veranstalter können nicht mithalten
Trotzdem reist meist günstiger, wer Flug und Hotel direkt bucht. Das zeigen Berechnungen des K-Tipp an den Beispielen Berlin, London, Paris, Wien und Rom (siehe Tabelle).
Die Stichprobe vergleicht die aktuellen Preise von Kuoni-, Hotelplan- und Imholz-Arrangements für zwei Erwachsene mit den Kosten, die bei Direktbuchung über die Internetseiten der entsprechenden Airlines und Hotels entstehen. Alle Buchungsanfragen erfolgten am 2. September und damit knapp zwei Monate vor dem gewählten Reisetermin (24. bis 27. Oktober).
Resultat: Bei keinem Beispiel erweist sich ein Veranstalter-Arrangement als günstigste Variante. Oft sind die Reiseprofis gar massiv teurer: Nach Rom etwa kostets mit Imholz 1205 Franken mehr als mit der Swiss-Direktbuchung. Und beim Paris-Trip spart 742 Franken, wer statt des Kuoni-Arrangements den Intersky-Flug und das Hotel direkt bucht. Wenigstens muss man bei den Veranstalter-Arrangements die Annullierungskosten-Versicherung nicht auch noch zusätzlich bezahlen ...
Einzig im Fall von London vermag ein Veranstalter-Angebot mitzuhalten. Imholz bietet die Reise für 1629 Franken an und ist damit nur 68 Franken teurer als die günstigste Direktbuchungsvariante.
Eine Garantie allerdings, dass die Online-Buchung bei Airline und Hotel immer zum besten Preis führt, gibt es nicht. Das zeigt sich bei Berlin, wo der direkte Weg mit Intersky-Flug ganz schön ins Geld geht. Intersky hatte zum Zeitpunkt der Anfrage für den Wunschtermin nur noch vergleichsweise teure Tickets im Angebot - bei Air Berlin hingegen gabs noch recht attraktive Tarife.
Der Grund für die Schwankungen liegt bei der Preispolitik der Airlines. Viele passen ihre Tarife für jeden Flug permanent der Nachfrage-Entwicklung an. Sitze zum Tiefstpreis gibts in der Regel nur wenige - bei der Swiss offenbar um die zehn Prozent pro Flug, wie Stefan Gutknecht, Schweiz-Chef der Swiss, der Fachzeitschrift «Schweizer Touristik» verraten hat.
Frühzeitig diverse Web-Angebote prüfen
Deshalb empfiehlt es sich auch, für den geplanten Reisetag mehrere Flüge abzufragen. In der K-Tipp-Stichprobe kostete zum Beispiel Rom, Hotel und Swiss-Flug direkt gebucht, nur 3040 statt 3210 Franken, wenn man bereit ist, am Rückreisetag schon um 12.55 Uhr und nicht erst um 19.35 Uhr abzufliegen. Der direkt gebuchte Berlin-Trip mit Air Berlin wiederum wird bei einem Rückflug um 6.05 Uhr statt 19.15 Uhr immerhin 122 Franken günstiger.
Unter Berücksichtigung all dieser Tarifmechanismen kann die Buchung einer Städtereise zum eigentlichen Preisabenteuer werden. Die besten Chancen auf günstige Flugtickets eröffnen sich, wenn man sich im Internet frühzeitig bei mehreren Airlines umschaut und punkto Reisedaten und Abflugzeiten flexibel ist.
Gleichzeitig kann es sich auch lohnen, im Reisebüro oder direkt bei den Veranstaltern die aktuellen Arrangementpreise abzuklären - zumindest dann, wenn die Tiefstpreis-Tickets der Airlines schon alle weg sind. Und das geht bekanntlich manchmal sehr schnell.