«Werbung für die Füchse»
«Diese Inserate sind völlig sinnlos», klagen Gewerbetreibende, die der Werbefirma Admen 1348 Franken gezahlt haben.
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K-Tipp 16/2006
04.10.2006
Ernst Meierhofer - ernst.meierhofer@ktipp.ch
Die Masche ist bekannt. Jeden Tag rufen aggressive Verkäufer wahllos Schweizer Gewerbetreibende an, um ihnen eine teure Werbefläche zu verkaufen - auf Stadtplänen und Regionalkarten, in Infobroschüren, auf Tischservietten, auf «Informationstafeln» und sonstigen Werbeträgern.
Viele dieser Gewerbler klagen anschliessend beim K-Tipp, sie seien übertölpelt worden, man habe sie mit falschen Angaben und leeren Versprechen zur Unterschrift verleitet.
Im Fall der W...
Die Masche ist bekannt. Jeden Tag rufen aggressive Verkäufer wahllos Schweizer Gewerbetreibende an, um ihnen eine teure Werbefläche zu verkaufen - auf Stadtplänen und Regionalkarten, in Infobroschüren, auf Tischservietten, auf «Informationstafeln» und sonstigen Werbeträgern.
Viele dieser Gewerbler klagen anschliessend beim K-Tipp, sie seien übertölpelt worden, man habe sie mit falschen Angaben und leeren Versprechen zur Unterschrift verleitet.
Im Fall der Werbe?rma Admen Mediaplus in Luzern lässt sich an konkreten Beispielen zeigen, wie sinnlos solche Werbefranken ausgegeben werden.
Markus Erb aus Zollikon ZH wurde von Admen dazu gebracht, Werbung für 1348 Franken für sein Architekturbüro zu buchen. Und zwar auf einem einseitig bedruckten Farbblatt mit Notruf-Telefonnummern.
Nach Angaben von Admen wurde dieses Blatt in nur gerade 141 Exemplaren auf der Post in Zollikon verteilt - «als Lesezeichen in Ihrem Telefonbuch», wie es auf dem Blatt heisst. Diese 141 Exemplare sind auf einem Admen-Blatt erwähnt, das den Titel «Verteileraufstellung» trägt und dem K-Tipp vorliegt.
Zollikon hat aber rund 3800 Haushalte und 12 000 Einwohner. «Diese 1348 Franken sind blödsinnig verpulvert», empört sich Erb.
Auf dem gleichen «Lesezeichen»-Blatt hat es Anzeigen von sieben weiteren Gewerbetreibenden - zum Teil aus weit entfernten Zürcher Gemeinden wie Winterthur, Räterschen, Turbenthal und Dachsen. Auch in diesen Ortschaften wurden gemäss Admen je 141 Blatt verteilt.
«So weit weg zu werben ist absurd»
Hubertus Böckelmann vom gleichnamigen Gartenservice in Feldmeilen ZH ist auf dem Blatt ebenfalls mit einem Inserat präsent. Seine Werbebotschaft wurde also auch in Dachsen verteilt, das über 40 Kilometer von Feldmeilen entfernt ist. «Nichts gegen Dachsen», sagt Böckelmann, «aber diese Werbung ist für die Füchse. In der Nähe von Schaffhausen suche ich bestimmt keine Kunden.»
Ein anderes Beispiel: Das Haushaltwarengeschäft Hasler in Winterthur ZH zahlte ebenfalls 1348 Franken und steht nun mit seinem Inserat auf dem gleichen «Lesezeichen»-Blatt, das unter anderem im über 20 Kilometer entfernten Zollikon verteilt wurde. «So weit weg zu werben ist für uns völlig absurd», sagt Inhaber Christof Hasler. «Einwohner von Zollikon fahren zum Einkaufen nach Zürich - und sicher nicht zu uns nach Winterthur.»
Auf dem Vertrag, den Markus Erb unterschrieben hat, wird als Verteilgebiet der Postleitzahlenbereich «87xx» genannt. Er hätte also erwarten dürfen, dass seine teure Werbung effektiv in der näheren Umgebung verteilt wird. Doch von den acht Anzeigen stammt nebst seiner eigenen nur noch diejenige vom Gartenservice Böckelmann aus dem 87xxer-Gebiet. Der Rest stammt aus Ortschaften mit Postleitzahlen zwischen 8123 und 8488 - und wurde gemäss Admen auch dort verteilt.
Einige der hereingefallenen Gewerbler fragen sich inzwischen, ob die Werbe?rma Admen die Werbung überhaupt wie versprochen unter die Leute gebracht hat. Da bestehen Zweifel. Einem Malergeschäft in Winterthur zum Beispiel hat die Poststelle Seen schriftlich bestätigt, es seien «keine solchen Exemplare» zugestellt worden.
Der VR beantwortet keine Fragen
Rechtsanwalt Beat Widmer aus Reinach AG sitzt gemäss Handelsregister im Verwaltungsrat der Admen Mediaplus. Er hat die Fragen des K-Tipp nicht beantwortet.
Dafür kam eine Reaktion von der Admen in Luzern. In einem Brief mit unleserlicher Unterschrift heisst es, im Postleitzahlenbereich 87xx seien 242 Exemplare verteilt worden, im ganzen Kanton Zürich 1128 Stück.
Wenn Gewerbler die Rechnungen von Admen nicht zahlen, erhalten sie eine Betreibungsandrohung von einer «Direct Inkasso» in Wohlen ZH. Geschäftsführer ist der Deutsche Markus Schmitt. Ein Insider sagte dem K-Tipp, er habe auch bei der Admen seine Finger im Spiel.
Schmitt und Rechtsanwalt Widmer sassen früher zusammen im Verwaltungsrat der Senator Marketing. Sie verkaufte ebenfalls Inserate an Gewerbler und wurde inzwischen liquidiert.