Auf Werbeplakaten, die zur Zeit in den Schaufenstern von Apotheken stehen, heisst es klipp und klar: «Claritine-Pollen: wirkt und macht nicht müde.» Damit will Hersteller Essex den Verkauf des rezeptfreien Medikaments gegen Heuschnupfen ankurbeln. Das liess auch Heuschnupfen-Opfer Barbara Kunz aus Oftringen AG hoffen, als sie ihr rezeptpflichtiges Medikament zu Hause vergessen hatte.

Doch kaum hatte die K-Tipp-Leserin die Claritine-Tablette geschluckt, wurde sie von starker Müdigkeit befallen. Kein Wunder, steht doch in der Packungs- beilage unter der Rubrik Nebenwirkungen: «häufig Müdigkeit».

Wolfgang Russ von Hersteller Essex tut sich schwer, für diesen Widerspruch eine plausible Erklärung zu finden. Er verweist auf Studien, in denen nur bei rund 4 Prozent der Patienten Müdigkeit aufgetreten sei. Allerdings müssten gemäss Arzneimittelvorschriften unerwünschte Wirkungen im Bereich von 1 bis 10 Prozent als «häufig» bezeichnet werden.

Für Joachim Gross von der Medikamentenzulassungsbehörde Swissmedic ist die Werbung für Claritine-Pollen «ganz klar irreführend und unzulässig». Die in der Werbung gemachten Aussagen dürften, so Swissmedic, nicht im Widerspruch zu den genehmigten Arzneimittelinformationen der Packungsbeilage stehen – doch das sei hier der Fall.

Die Claritine-Plakate dürften deshalb verschwinden, noch bevor die diesjährige Heuschnupfen-Saison zu Ende ist.