Wie wirkt die Homöopathie?
Soll die Komplementärmedizin wieder in die Grundversicherung der Krankenkassen aufgenommen werden? Darüber wird am 17. Mai abgestimmt. Homöopath Marco Righetti stellt sich kritischen Fragen.
Inhalt
K-Tipp 09/2009
03.05.2009
Letzte Aktualisierung:
06.05.2009
Herr Righetti, ein homöopathisches Mittel gegen Bienenstiche enthält eine zerriebene Honigbiene in stark verdünnter Form. Das soll den Stich lindern. Wie wirkt dieses Mittel?
Wie homöopathische Mittel genau wirken, wissen wir nicht, aber dass sie funktionieren, sehen wir im Alltag.
Das Ähnlichkeitsprinzip ist wichtig in der Homöopathie. Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt. Eine Biene lindert e...
Herr Righetti, ein homöopathisches Mittel gegen Bienenstiche enthält eine zerriebene Honigbiene in stark verdünnter Form. Das soll den Stich lindern. Wie wirkt dieses Mittel?
Wie homöopathische Mittel genau wirken, wissen wir nicht, aber dass sie funktionieren, sehen wir im Alltag.
Das Ähnlichkeitsprinzip ist wichtig in der Homöopathie. Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt. Eine Biene lindert einen Bienenstich. Das hört sich absurd an.
Diese Vorstellung ist nicht so absurd. In der Schulmedizin ist das Impfen verwandt mit dem Ähnlichkeitsprinzip, weil man dem Patienten etwas Ähnliches gibt, worauf der Organismus dann reagiert und ihn schützt.
Aber beim Impfen kann man wissenschaftlich erklären, wie das Prinzip mit den Antikörpern funktioniert, beim Ähnlichkeitsprinzip kann man das nicht.
Nein, aber wir wissen aus Erfahrung, dass ein richtiges Mittel wirkt und ein falsches Mittel nicht.
Ein weiteres Prinzip in der Homöopathie ist das Potenzieren: Mit Verschütteln, Verreiben und Verdünnen «dynamisiert» der Homöopath seine Mittel. Wie funktioniert das?
Homöopathische Mittel stellt man in einzelnen Verschüttelungs- und Verdünnungsschritten her. Was dabei genau passiert, können wir nicht erklären. Man kann einzig sagen, dass die Homöopathie nicht auf der Ebene der konventionellen Teilchenphysik und Biochemie wirkt. Es gibt Hinweise, dass beim Potenzieren im Lösungsmittel eine Veränderung stattfindet und man so die Wirkung erklären kann.
Beim Potenzieren sind homöopathische Mittel oft so stark verdünnt, dass in der Lösung kein einziges Molekül des Wirkstoffes nachweisbar ist. Je mehr die Mittel verdünnt werden, umso stärker sollen sie aber wirken. Das leuchtet nicht ein.
Ich kann gut verstehen, dass es stutzig macht, wenn jenseits der Teilchengrenze noch etwas wirken soll. Unsere Hypothese ist, dass beim Potenzieren offenbar Informationen an das Lösungsmittel abgegeben werden, die mit jedem Schritt präziser werden.
Vielleicht irren sich Homöopathen, und die Wirkung wird nicht durch die Globuli hervorgerufen, sondern durch den Placeboeffekt.
Das können wir ausschliessen, weil wir in der Praxis klare Unterschiede sehen zwischen einer echten homöopathischen Wirkung und einer Placebowirkung. Auch Studienergebnisse sprechen dafür.
Könnten aber nicht andere Ursachen für eine mögliche Wirkung verantwortlich sein?
Nein, wenn ich einem Patienten sein individuelles Mittel gebe, dann wirkt es immer wieder. Wenn ich ihm aber ein anderes Mittel gebe, dann wirkt es nicht. Aufgrund dieser Beobachtungen bin ich überzeugt davon, dass die Wirkung mit den Mitteln zu tun hat. Beweisen kann ich es nicht, aber ich habe keine andere Hypothese.