So etwas hat Seltenheitswert. Im Kanton Thurgau zahlen die rund 7000 Versicherten der Wincare im nächsten Jahr nur noch Fr. 363.20 für die Grundversicherung. Im laufenden Jahr beträgt ihre Monatsprämie noch Fr. 386.40. Sie erhalten also eine Reduktion von 6 Prozent (mit Franchise 300 Franken, inkl. Unfall).
Werden die Wincare-Kunden deswegen in Jubel ausbrechen? Kaum, denn die Grafik oben zeigt, dass die Wincare im nationalen Durchschnitt zwar die Prämien ganz leicht senkt, aber nach wie vor die teuerste Kasse ist. Sehr günstig hingegen ist im Thurgau z. B. die Agrisano: Wechselt ein Wincare-Versicherter zur Agrisano, so spart er im nächsten Jahr insgesamt Fr. 643.20.
Auch andere Versicherte werden sich verärgert die Augen reiben, wenn sie den neuen Tarif ihrer Grundversicherung erfahren. So etwa junge Erwachsene zwischen 19 und 25 Jahren in Thun BE. Sie müssen happige 12 Prozent mehr berappen, wenn sie mit Franchise 300 Franken versichert sind. Haben sie 2500 Franken Franchise gewählt, so zahlen sie pro Monat neu Fr. 262.80 statt wie bisher Fr. 220.70 – und das ist eine Steigerung um 19 Prozent oder fast einen Fünftel.
Diese 19 Prozent stehen natürlich schräg zur Ankündigung der Visana, sie fahre im Durchschnitt eine «moderate Prämienrunde». Und sie passt nicht zur Aussage des Bundesamtes für Gesundheit, wonach die Standardprämie 2014 in der Schweiz durchschnittlich um 2,2 Prozent steigt.
Der Hintergrund: Den jungen Erwachsenen vom 19. bis zum vollendeten 25. Altersjahr dürfen die Krankenkassen Rabatt geben – aber sie müssen nicht. Diesen Rabatt kürzen die meisten Kassen nun Schritt für Schritt. Einige haben ihn sogar schon länger abgeschafft.
Zu beobachten ist auch der Trend, dass die Kassen bei der höchsten Franchise von 2500 Franken eine kleinere Prämienreduktion gewähren als auch schon.
Das alles bedeutet: Die Durchschnittswerte sind nur ein vager Hinweis, im Einzelfall sieht alles anders aus. Wie viel Sie die Grundversicherung 2014 effektiv kostet, erfahren Sie spätestens Ende Oktober, wenn Sie die neue Police erhalten. Dann haben Sie noch genügend Zeit, um einen Wechsel der Grundversicherung zu prüfen. Die Kündigung der bisherigen Versicherung muss am letzten Arbeitstag im November bei der Kasse eingetroffen sein – also am Freitag, 29. November.
Wie viel Einsparung ein Wechsel bringen kann, lässt sich am Beispiel der Stadt Luzern zeigen. Mit Franchise 300 Franken und Unfalldeckung verlangt die Kasse Luzerner Hinterland von Erwachsenen Fr. 312.– pro Monat. Bei der Wincare kostet das Gleiche Fr. 474.40. Aufs Jahr gerechnet beträgt der Unterschied Fr. 1948.80.
Wichtig: Krankenkassen müssen jeden Interessenten in die Grundversicherung aufnehmen – auch Ältere, Schwangere und Kranke, die in Behandlung sind.
So lesen Sie die Prämientabelle
Die Zahlen auf den nächsten drei Seiten zeigen die Krankenkassenprämien 2014 der obligatorischen Grundversicherung für Erwachsene ab 25 Jahren (inklusive Unfalldeckung, mit der Normalfranchise von 300 Franken).
Berücksichtigt sind die 15 grössten Krankenkassen sowie drei günstige kleine Krankenkassen, die am jeweiligen Ort tätig sind.
Dargestellt ist einerseits die Normalprämie ohne Sparvariante. Aufgrund dieser Prämie sind die Kassen in die Liste aufgenommen und rangiert worden.
Aufgeführt ist aber auch die tiefste Prämie, die bei der jeweiligen Krankenkasse mit einer der drei Sparvarianten zu erzielen ist, also HMO, Hausarzt oder Telemedizin oder Kombinationen davon.
Wichtig: Es kann sein, dass die maximale Sparprämie nicht im ganzen Kanton bzw. in der ganzen Prämienregion erhältlich ist. Grund: Viele Kassen haben zum Beispiel mehrere Hausarztmodelle mit unterschiedlichen Prämien, die aber jeweils nur in bestimmten Städten oder Regionen gültig sind.Reihenfolge alphabetisch nach Kantonsabkürzungen.
Abkürzungen:
Gr. Mut. = Groupe Mutuel
Mutuel = Mutuel Assurance
P.-Reg. = Prämienregion
Max. Sparpr. = Maximal mögliche Sparprämie
Alle Angaben in Franken
Quelle: BAG, VZ Vermögenszentrum
Mehr Infos über die Prämien
So können Sie sich über die neuen Prämien 2014 der Grundversicherung orientieren.
- Die Tabellen auf dieser und auf den zwei vorhergehenden Seiten zeigen, welche Kassenin der Grundversicherung (mit Franchise von 300 Franken) am günstigsten sind – und zwar für 13 Kantone mit Einheitsprämie sowie für 20 weitere grössere Orte.
- Zu sehen ist einerseits die Normalprämie, dazu noch die maximale Sparprämie (siehe Seite 30: «So lesen Sie die Prämientabelle»).
- Das Bundesamt für Gesundheit hat die kostenlose «Prämienübersicht 2014» veröffentlicht. Sie enthält alle genehmigten Prämien für alle Franchisestufen sowie für Hausarzt-, HMO- und weitere Versicherungsmodelle von allen im jeweiligen Kanton tätigen Kassen. Schicken Sie für die Bestellung eine an Sie selber adressierte Selbstklebe-Etikette (kein Couvert) mit Angabe des gewünschten Kantons an: Bundesamt für Gesundheit, Versichertenanfragen, 3003 Bern. Bestell-Hotline: Tel. 031 324 88 01, Fax 031 324 88 00. E-Mail: kv@bag.admin.ch.
- Sie können den Talon auf der Seite rechts für einen persönlichen Prämienvergleich benützen.
- Im Internet suchen Sie Ihre Prämie 2014 am besten auf dem Prämienrechner des Bundesamts für Gesundheit unter www.priminfo.ch. Auf der K-Tipp-Homepage (www.ktipp.ch) finden Sie einen Link zu diesem Rechner.
Vorteil dieses Rechners: Er kostet die Krankenkassen nichts. Wer nämlich auf www.priminfo.ch den Button «Website» drückt, landet auf der Homepage der betreffenden Kasse und muss dort seine Angaben noch einmal eingeben. So fliessen keine Vermittlungsgebühren. Und dieser Rechner behandelt alle Kassen gleich.
Wer hingegen auf Comparis.ch eine Offerte bestellt, muss seine Angaben nicht noch einmal eintippen. Das ist eine Erleichterung – doch für diese «automatisierte Offert-Schnittstelle» nimmt Comparis von den Krankenkassen Geld. Zudem lässt sich Comparis von den Krankenkassen gegen Bezahlung diktieren, wer eine Offerte erhalten soll und wer nicht. Es kann also sein, dass Versicherte aus bestimmten Kantonen oder Interessenten mit der Minimalfranchise von 300 Franken den Weiterleitungsservice von Comparis gar nicht nutzen können.