K-Tipp-Leserin Rose-Marie Rohrer aus Wollerau SZ ärgert sich: «Weltweit gilt bei Weinen das Flaschenmass von 7,5 Dezilitern. Nur unsere Weinbauern verkaufen ihre ohnehin schon teuren Produkte oft in 7-dl-Flaschen und zwacken so quasi unbemerkt jedes Mal etwas zu ihren Gunsten ab.» Tatsächlich verkaufte Globus Ende März auf seiner Website von 38 Schweizer Weissweinen fast die Hälfte in 7-dl-Flaschen. Auch Coop, Mövenpick und Denner führen viele kleinere Flaschen im Sortiment.
Viele Weinkäufer sind ahnungslos
Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft wurden 2017 in der Schweiz rund 40 Millionen Liter Weisswein und knapp 39 Millionen Liter Rotwein produziert. Während Rotwein eher selten in 7-dl-Flaschen abgefüllt wird, kommt das beim Weissen öfters vor: Vor allem im Kanton Waadt, aber auch in Neuenburg und im Wallis wird vergleichsweise teurer Weisswein in 7-dl-Flaschen abgefüllt.
Viele Konsumenten wissen nicht, dass die handelsüblichen Weissweinflaschen aus der Schweiz verschiedene Grössen haben. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe bei 35 Weinkäufern in Zürich. 26 Personen wussten nichts von den verschiedenen Grössen. Das erstaunt nicht. Denn optisch ist der Unterschied kaum zu erkennen. Die Flaschen können zwar gleich gross sein, aber wegen dickeren Seitenwänden oder hohlem Boden trotzdem unterschiedliche Mengen enthalten. «Meinen Lieblingswein gibt es nur in der 7-dl-Flasche, also habe ich gar keine Wahl», kritisiert Sandra Meier aus Lausanne. Noch deutlicher wird Helen Keller aus Zürich: «Das ist Bschiss!»
In der EU sind 7,5 Deziliter Standard
Zwei Drittel der Befragten fanden die Tatsache, dass im gleichen Regal nebeneinander 7,5-dl- und 7-dl-Flaschen verkauft werden, irritierend. Das erschwere den Preisvergleich. Daran ändere auch nichts, dass auf dem Schild der umgerechnete Preis pro Deziliter genannt werden muss. Sie würden eine Vereinheitlichung auf 7,5 Deziliter befürworten.
1977 einigten sich die EU-Länder auf 7,5 Deziliter als Standardnorm. 2011 sollte die Schweizer 7-dl-Flasche abgeschafft werden, um die Preistransparenz zu verbessern. Die Waadtländer Winzer protestierten – mit Erfolg: Ein Jahr später bestimmte der Bundesrat, dass die «Traditionsflasche» weiterhin im Inland verkauft, nicht aber exportiert werden dürfe.
Immerhin: Der Weinbauernverband räumt ein, dass sich heute etliche Mitglieder für eine Vereinheitlichung und damit für ein Ende der 7-dl-Flasche aussprächen. Sie sei für Konsumenten irritierend, «weil die Preisdifferenz zu den günstigeren Weinen so weniger augenfällig ist».