Die WIR-Bank ist als Genossenschaft organisiert. Mitte Mai 2016 beschlossen die Mitglieder eine Kapitalerhöhung. Ende Juni wurden dann neue Stammanteile ausgegeben. Der Kurs der bisherigen Anteile fiel daraufhin von 470 Franken innert sechs Monaten auf aktuell 419 Franken. Inzwischen wurde eine Dividende von 10 Franken pro Stammanteil ausgeschüttet. Auch unter Einrechnung dieser Dividende beträgt der Verlust eines Stammanteils 8,9 Prozent.
Die neuen Stammanteile wurden für nur 360 Franken pro Stück ausgegeben – also deutlich unter dem Kurs der alten Anteile. Mit diesem Schnäppchenpreis sollte das Investment den Anlegern schmackhaft gemacht werden. Und es hat sich anscheinend gelohnt. Denn inzwischen notieren die neuen Anteile bei 416 Franken.
Das Angebot richtete sich nur an bisherige Anteilseigner. Pro fünf bereits gehaltenen Anteilen durften sie einen neuen Stammanteil kaufen. Doch für sie ist die Rechnung negativ: Nach dem Kurssturz verloren sie auf ihren bisherigen fünf Anteilen insgesamt rund 255 Franken. Demgegenüber brachte ihnen der neue Stammanteil beim aktuellen Stand nur einen Wertzuwachs von 56 Franken.
Wer keine neuen Anteile gekauft hat, erleidet sogar den vollen Kursverlust.
Die WIR-Bank bestätigt, dass es «bei jeder Kapitalerhöhung zwangsläufig zu einem Verwässerungseffekt kommt». Sie weist aber darauf hin, dass auch der SPI-Index für Bankenwerte im Zeitraum der WIR-Kapitalerhöhung 5,75 Prozent verlor.
Für die WIR-Anteilseigner ist das kein Trost. Der Vergleich der Stammanteile mit Bankaktien ist zudem widersprüchlich. Denn die Bank wirbt damit, ihre Anteile seien sicher, stabil, solide und «weg von den Börsenturbulenzen».
Auch die Anteilscheine werden gehandelt – Schwankungen inklusive
Doch so sicher ist das Investment eben nicht: Denn die Anteilscheine der WIR-Bank werden sowohl bankintern gehandelt als auch über die elektronische Handelsplattform der Berner Kantonalbank für nichtkotierte Schweizer Aktien (OTC-X). Entsprechend haben sie einen Kurs, der sich – abhängig von Angebot und Nachfrage – nach oben und unten bewegen kann. Und entsprechend schwanken sie auch (siehe Grafik im PDF).
«Insgesamt konnten die bisherigen Stammanteilhalter über die vergangenen Monate vom erfolgreichen Kurs der WIR-Bank profitieren», sagt Volker Strohm von der WIR-Bank. Das stimmt nur zum Teil. Über die vergangenen zehn Jahre ist der Kurs tatsächlich um insgesamt etwa 8 Prozent gestiegen. Wer aber zum Beispiel erst Ende Mai 2015 Stammanteile erwarb, dem bescherte der Verwässerungseffekt innert eineinhalb Jahren ein Minus von knapp 8 Prozent. Da sind die jährlichen Dividenden von 2 bis 2,5 Prozent nur ein schwacher Trost.