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K-Tipp 3/2002
06.02.2002
Die Verkaufsfirma Rondo Sponsor liess Wettbewerbs-Gewinner ins Leere laufen
Das versprochene Nachtessen fiel ins Wasser - und auch andere Versprechen hat die Firma Rondo nicht eingelöst.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Die umstrittene Verkaufsmasche ist bekannt: Etliche Firmen laden wahllos Leute zu einem Nachtessen ein und die Eingeladenen dürfen sogar noch Freunde mitbringen.
Nach dem Essen werden den Gästen dann Produkte aufgeschwat...
Die Verkaufsfirma Rondo Sponsor liess Wettbewerbs-Gewinner ins Leere laufen
Das versprochene Nachtessen fiel ins Wasser - und auch andere Versprechen hat die Firma Rondo nicht eingelöst.
Marco Diener mdiener@ktipp.ch
Die umstrittene Verkaufsmasche ist bekannt: Etliche Firmen laden wahllos Leute zu einem Nachtessen ein und die Eingeladenen dürfen sogar noch Freunde mitbringen.
Nach dem Essen werden den Gästen dann Produkte aufgeschwatzt, die sie vielleicht gar nicht brauchen. Der K-Tipp hat verschiedentlich vor solchen Firmen gewarnt (K-Tipp 3/01 und K-Spezial Juni/00).
Unangenehme Erfahrungen machte auch Ernst Grünig aus Burgdorf BE. Er nahm an einem Wettbewerb teil und hatte bald darauf ein «Gewinnzertifikat» im Briefkasten. Die Firma Rondo Sponsor aus Romanshorn TG lud ihn und seine Partnerin sowie ein befreundetes Paar zu einem Nachtessen ins «Landhaus» ein. Dort könne er seinen Wettbewerbsgewinn entgegennehmen, hiess es. Und auf seine Freunde warte eine Überraschung im Wert von 250 Franken.
Doch daraus wurde nichts. «Wir standen einfach vor der Beiz. Der Wirt sagte uns, die Veranstaltung sei abgesagt worden», berichtet Ernst Grünig. Eine peinliche Sache, denn Grünig hatte seine Freundin und deren Mutter zum Essen mitgenommen.
Die zwei Vertreter der deutschen Firma Rudh, die den Abend hätten organisieren sollen, seien kurzfristig erkrankt, teilte die Firma Rondo dem K-Tipp im letzten November mit. Aber das Nachtessen werde nach Möglichkeit nachgeholt. Bei dieser Gelegenheit würden auch der Wettbewerbsgewinn und die 250-Franken-Überraschung übergeben.
Aber auch das klappte nicht. Grünig wurde nicht zum Ersatz-Nachtessen eingeladen und von der Überraschung haben die ebenfalls eingeladenen Freunde noch nichts gesehen. Immerhin erhielt Grünig, nachdem der K-Tipp interveniert hatte, seinen Wettbewerbsgewinn.
Doch auch das ist kein Grund zur Freude. Es ist nämlich ein Gutschein für eine fünftägige Reise nach Österreich oder nach Ungarn. Grünig könnte gratis reisen, seine Freundin müsste rund 400 Franken bezahlen. Und einiges deutet darauf hin, dass die Reise eine ausgedehnte Werbefahrt ist.
«Auf einer Werbefahrt war ich schon einmal», erklärt Ernst Grünig. «Seither sage ich: Einmal und nie wieder.»
Der K-Tipp kann nur wiederholen: Einladungen von unbekannten Firmen zu einem Gratis-Nachtessen sind tückisch; in der Regel sind das reine Verkaufsveranstaltungen.
Und niemand kann vor Ort überprüfen, ob das, was die Verkäufer über ihre teuren Waren erzählen, auch der Wahrheit entspricht.
Bank-Mitarbeiter als Finanzexperten - 14 verschiedene Autoren - aber stets der gleiche Text
Als Finanzjournalistin ist Paola Alzapiedi einer breiten Öffentlichkeit bisher nicht aufgefallen. Auch Artikel von José Coedo, Sandra Bruhin und Gregor Meier suchte man bis anhin in den einschlägigen Zeitungen vergeblich.
Das wird sich wohl ändern. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) plant offenbar, Mitarbeiter ihrer Filialen als schreibende Finanzexperten zu positionieren.
Im Dezember tauchten in 14 Zürcher Lokalblättern 14 verschiedene Köpfe auf und sie alle betonten in einem Artikel die Vorzüge des Sparens mit der 3. Säule.
Nur: Die 14 Texte sind zu 100 Prozent identisch. Geschrieben hat sie eine zentrale ZKB-Stelle - die Mitarbeiter in den Filialen mussten lediglich ihre Köpfe hinhalten.
Die ZKB nennt das «populären Service-Journalismus». Die Texte würden von «einer zentralen PR-Stelle» geschrieben und dann diversen Lokal- und Quartierzeitungen «mit Foto und Namen eines lokal ansässigen ZKB-Mitarbeiters» gratis zur Verfügung gestellt.
Immerhin: Die Mitarbeiter, welche die ZKB so als Experten verkauft, haben dem Inhalt «selbstverständlich zugestimmt». Und: «Bei einem persönlichen Beratungsgespräch in einer ZKB-Filiale wären die Auskünfte mit den publizierten Antworten identisch.»
Man glaubt es kaum: Die ZKB schreibt, mit diesem Etikettenschwindel sei sie «ein glaubwürdiger Partner» für die Zeitungen.
(em)