Kein schöner Sonntagsausflug: Wer mit dem Auto über den Pragelpass ins Glarnerland fahren will, steht unvermittelt vor einem Wochenend-Fahrverbot. Das passiert mit der richtigen Strassenkarte im Handschuhfach nicht – dort sind nämlich solche Verbote verzeichnet.
Doch auf vier von elf Strassenkarten, die der K-Tipp verglichen hat, fehlt das Fahrverbot am Pragel. Schlimmer noch: Auf der Travelmag-Karte ist nicht nur das Fahrverbot vergessen gegangen, auch die Passstrasse ist nicht eingezeichnet.
Insgesamt vier Karten verdienten sich das Prädikat «gut». Darunter drei Karten aus den Schweizer Verlagen Kümmerly+Frey sowie Hallwag und als
einzige ausländische Karte jene aus dem Verlag Carto Travel (siehe Tabelle).
Doch – teils gravierende – Mängel haben alle Karten. Da sind Ortsnamen über Autobahn-Ausfahrten gedruckt, es fehlen Campingplätze, manche Karten sind nicht datiert.
Testsieger aus einem deutschen Verlag
Die Details zu den einzelnen Karten:
Grosse Reisekarte Schweiz
Der Testsieger. Praktisch ist die integrierte Parkscheibe, Seltsam die (deutsche) Bezeichnung Autohof. Damit sind Raststätten gemeint.
Euro-Map Schweiz
Ebenfalls gut. Leider fehlt es an Sorgfalt bei der Unterscheidung von Nebenstrassen und Fahrwegen. Der Verlag verspricht, diese Details vermehrt zu pflegen.
TCS Schweiz
An sich eine gute Karte, aber mit einigen peinlichen Detailfehlern. Beispiel: Dort, wo das Berner Frauenspital eingezeichnet ist, steht ein Uni-Gebäude – seit fünf Jahren.
Meine Ferienkarte Schweiz
Fast identisch mit der Euro-Map. Leider ohne Tabelle mit den Distanzen zwischen den Städten. Teurer wegen der Vogelschaukarte auf der Rückseite.
ACS Schweiz
Wer die Karte öffnet, hat den Norden der Schweiz vor sich. Wer die Karte nun wendet, findet nicht den Süden, sondern ein paar Stadtpläne. Wer den Tessiner Teil des Gotthards anschauen will, muss in einer Mehrfachfalzung suchen. «Die Falzung lässt sich mit wenigen Handgriffen ändern», sagt dazu der Verlag.
Swiss-Route Schweiz
Autofahrer, die nicht jedes Jahr eine neue Karte kaufen möchten, schätzen es, wenn Autobahnen im Bau gestrichelt eingezeichnet sind. Am besten ergänzt mit dem voraussichtlichen Eröffnungsjahr. So bleibt die Karte über längere Zeit brauchbar. Auf der Swiss-Route-Karte sind die Baustellen in einem derart schwachen Grau gedruckt, dass sie kaum zu sehen sind. Zudem ist die Karte arm an Details.
Schweiz, Marco Polo
Vordatiert aufs Jahr 2010. Dabei handle es sich nicht um das Erscheinungsjahr, heisst es von Seiten des Verlags, sondern um die «Mindesthaltbarkeit». Nicht besonders detailreich.
National Schweiz
Kleiner Massstab, wenig Details, dürftiges Register – das reicht nur für eine ganz grobe Reiseplanung.
Travelmag-Reisekarte Schweiz
Ein Ärgernis: Wer die Karte aufschlägt, sieht nur einen kleinen Teil der Schweiz – nördlich der Linie Biel–Zug–Vaduz. Der Rest ist auf der Rückseite. Wichtige Orte fehlen, weniger bedeutende sind eingezeichnet. Gewöhnungsbedürftig: Bahnlinien sind blau eingezeichnet – wo doch diese Farbe auf normalen Karten für Gewässer reserviert ist.
Autokarte plus Reiseguide Schweiz
Ähnlich wie die Marco-Polo-Karte. Zusätzlich mit touristischen Tipps (Reiseguide). Weshalb aber eine weitherum bekannte Sehenswürdigkeit wie die Petersinsel unter den Insider-Tipps figuriert, bleibt das Geheimins des Verlags.
Compact Schweiz
Billig – sowohl preislich als auch qualitativ. Das Schlusslicht im K-Tipp-Vergleich weist wenig Details auf. Und sie enthält weder Stadt- noch Transitpläne noch Register.
Ein Wort noch zu den Massstäben: Zwei Karten haben einen Massstab von 1:400 000. Damit ist das Eintragen von genügend Details nicht mehr möglich. Auf den restlichen Karten ist die Schweiz im Massstab von rund
1:300 000 abgebildet – entsprechend übersichtlicher sind diese Produkte.
So hat der K-Tipp verglichen
Der K-Tipp hat elf Strassenkarten verglichen. Und zwar ausschliesslich solche, auf denen die ganze Schweiz auf einem einzigen Blatt (ohne Rückseite) abgebildet ist.
Der Vergleich basiert auf 50 Kriterien. Der K-Tipp hat sich nicht mit dem Überprüfen gewisser Infos zufrieden gegeben. Vielmehr wurde anhand konkreter Beispiele untersucht, ob die Infos auch richtig sind.
Zum Beispiel: Sind die beiden Nebenstrassen von Säriswil und Meikirch nach Wahlendorf BE eingetragen? Hats einen Hinweis auf das Wochenend-Fahrverbot am Pragelpass im Kanton Schwyz? Stimmt das voraussichtliche Eröffnungsjahr für die Autobahn durchs Knonauer Amt?
Die 50 Kriterien sind in fünf Bereichen zusammengefasst (siehe Tabelle Seiten 18/19):
Inhalt: Sind Bahnlinien eingetragen? Kantonsgrenzen? Wenig bekannte Pässe? Sind auch die Autobahn-Rastplätze ohne Tankstelle und Restaurant eingetragen?
Details: Wird über Anhängerverbote, Steigungen an Pässen, nachts geschlossene Grenzübergänge informiert?
Aktualität: Sind neue Autobahnabschnitte eingetragen? Autobahnen, die noch im Bau sind, mit dem voraussichtlich richtigen Eröffnungsjahr?
Pläne und Register: Hats Stadtpläne? Ein alphabetisches Register aller Orte? Ein Register der ausländischen Orte, die verzeichnet sind?
Handhabung: Hat die Karte einen festen Umschlag? Ist die Falzung praktisch? Sind alle Infos auf der Vorderseite?