Wo Schuldenberge sich erheben
In der Not wandte sich Tatiana Frei an das Sanierungsbüro Profimag. Doch ihre Schulden nahmen nicht ab, sondern zu.
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K-Tipp 17/2005
19.10.2005
Otto Hostettler - otto.hostettler@ktipp.ch
Handy- und Kreditkartenrechnungen stapelten sich, der Schuldenberg wuchs, die Situation war längst ausser Kontrolle. Die Schuldensanierungsfirma Profimag schien K-Tipp-Leserin Tatiana Frei so etwas wie eine Retterin in der Not.
Von einer Kollegin hatte Frei vom verlockenden Angebot des Winterthurer Sanierungsbüros gehört und suchte Rat. «Wir gratulieren Ihnen zum Entscheid, Ihre finanziellen Probleme zu bereinigen», schrieb ihr darauf die Profimag. Und: «Sie werden für Ihre...
Handy- und Kreditkartenrechnungen stapelten sich, der Schuldenberg wuchs, die Situation war längst ausser Kontrolle. Die Schuldensanierungsfirma Profimag schien K-Tipp-Leserin Tatiana Frei so etwas wie eine Retterin in der Not.
Von einer Kollegin hatte Frei vom verlockenden Angebot des Winterthurer Sanierungsbüros gehört und suchte Rat. «Wir gratulieren Ihnen zum Entscheid, Ihre finanziellen Probleme zu bereinigen», schrieb ihr darauf die Profimag. Und: «Sie werden für Ihre gesamten Schulden (Kredite, Rechnungen, Betreibungen etc.) nur noch eine kleine Rate monatlich zu bezahlen haben.» Was Tatiana Frei damals nicht wusste: Die Schulden der einen sind das Geschäft der anderen.
Das System: Frei musste monatlich 550 Franken an Profimag überweisen. Die Sanierungsfirma gab einen Teil davon häppchenweise den verschiedenen Gläubigern weiter. Ihrer finanziell angeschlagenen Kundin verrechnete die kommerzielle Sanierungsfirma happige 11 Prozent der ursprünglichen Schuldensumme als Honorar. Dazu kamen Spesen und Gebühren in doppelter Honorarhöhe. Die Schulden nahmen in der Folge zu statt ab. Deshalb begann Tatiana Frei, offene Beträge bei den Gläubigern direkt abzustottern.
Fast ein Drittel mehr Schulden als zu Beginn
«Wir haben genau nach Vertrag abgerechnet», rechtfertigt sich René Fischer von der Profimag beim K-Tipp. Der Kundin gegenüber trat die Sanierungsfirma drohend auf. Als sich Frei über das Geschäftsgebaren beschwerte, antwortete Profimag: «Wir würden nicht zögern, das Dossier unserem Anwalt zu übergeben.»
«Ich fühle mich betrogen», sagt Frei, kündigte den Vertrag und ging zur öffentlichen Schuldenberatung. Profimag schickte inzwischen die noch nicht bezahlten Rechnungen zurück. Die Bewältigung der anfänglichen Schulden von rund 6400 Franken wird Frei schliesslich über 9000 Franken kosten.
Ratenzahlung vorschlagen
Kommerzielle Schuldensanierer, die ihre Dienste oft in Kleininseraten anpreisen, sind für Leute mit Finanzproblemen die falsche Adresse. Folgende Tipps können weiterhelfen:
- Bei finanziellen Engpässen sollten Sie die Gläubiger kontaktieren und eine Ratenzahlung vorschlagen.
- Hände weg von kommerziellen Schuldensanierungsbüros.
- Holen Sie Rat bei einer öffentlichen Beratungsstelle für Schuldenfragen. Die regionale Anlaufstelle finden Sie unter www.schulden.ch
- Kleinkredite lösen Finanzprobleme nicht, sondern sie verschärfen sie.
- Haben Sie bereits bei einem kommerziellen Schuldensanierungsbüro unterschrieben: Vertrag per sofort kündigen und eine öffentliche Beratungsstelle aufsuchen.