Wer die aktuellen Angebote in den Autogaragen vergleicht, muss sich regelmässig wundern: So kann der Kunde den Toyota Aygo vom Peugeot 107 und vom Citroën C1 bis auf einige Details kaum unterscheiden. Gleich verhält es sich beim Chevrolet Captiva und beim Opel Antara – und auch der Fiat Freemont und der Dodge Journey sind fast Zwillinge. Diese und viele andere Modelle verschiedener Marken unterscheiden sich voneinander oft nur noch durch das Markenzeichen auf der Haube.
Diese Praxis läuft in der Branche unter dem Begriff «Badge engineering». Im Klartext: Um Kosten zu sparen, konstruieren verschiedene Autohersteller ein Auto gemeinsam. Schliesslich montiert jeder sein eigenes Marken-Logo (Badge), gibt dem Auto einen eigenen Namen und verkauft es zu einem selbst gewählten Preis. Der einzige Punkt, in dem sich dann die beiden Autos unterscheiden, ist also der Preis.
Ein Beispiel für solche Auto-Zwillinge sind die Familien-Vans von Volkswagen und seiner spanischen Tochterfirma Seat. Das Auto heisst bei VW Sharan und bei Seat Alhambra. Die beiden Autos werden in der gleichen Fabrik in Portugal hergestellt: «Die entscheidenden Unterschiede liegen in der Ausstattung», schreiben die Test-Fachleute des deutschen Automobilclubs ADAC.
Unterschiede oft nur in der Ausstattung
Der K-Tipp wollte es genau wissen und hat deshalb die Modelle mit identischen 1.4-TSI-Motoren unter die Lupe genommen. Beim VW Sharan wurde die Ausstattung Highline gewählt, Listenpreis 53 450 Franken, beim Seat Alhambra der Style Ecomotive für 44 600 Franken. Um bei den Ausstattungen ein vergleichbares Niveau zu erhalten, musste Folgendes dazugerechnet werden:
- beim Seat Alhambra das Lederpaket mit elektrisch verstellbaren Sitzen (Fr. 2960.–), Alufelgen (Fr. 610.–), elektrische Schiebetüren und Heckklappe (Fr. 1340.–) sowie die automatische Klimaanlage (Fr. 1230.–)
- beim VW Sharan die Sportkomfortsitze (Fr. 1200.–) sowie die Multimediabuchse (Fr. 230.–)
Nach Abzug der jeweiligen sogenannten Euro-Boni (Seat Fr. 8500.–, VW 7250.–) beträgt der Unterschied Fr. 5390.– oder rund 15 Prozent.
Fazit: Wo Seat draufsteht, ist VW drin. Der Kunde, dem die Marke und das allenfalls damit verbundene Prestige egal sind, erhält also mit dem Seat einen deutlich günstigeren VW.
VW erklärt, der Sharan habe ein «breiteres Ausstattungsangebot». Konkret: Das Auto mit sechs Sitzen oder das LED-Tagfahrlicht gebe es nur bei VW.
Ein weiteres Beispiel der Zwillings-Praxis: Der vor allem auf den Allradbereich spezialisierte Autobauer Subaru wollte auch einen Wagen für junge Familien anbieten. Das Resultat ist ein Mini-Van namens Trezia.
Fakt ist laut dem ADAC: Der Subaru Trezia ist praktisch identisch mit dem Toyota Verso-S. «Die Eigenschaften der beiden Vans unterscheiden sich kaum», heisst es.
Aber auch hier gilt: Beim Preis hören die Gemeinsamkeiten auf. Ausstattungsbereinigt ist der Subaru Trezia mit dem 1,4-Liter-Dieselmotor rund Fr. 3500.– günstiger als der baugleiche Toyota Verso-S.
Toyota betont, bei ihrem Auto seien im Gegensatz zum Subaru der Wartungsservice während drei Jahren oder 45 000 Kilometern sowie die Sitzheizung inbegriffen.
Der deutsche Automobilclub ADAC bezeichnet zurzeit 27 Automodelle verschiedener Hersteller als baugleich. Falls es überhaupt signifikante Unterscheide gibt, dann allenfalls bei Details an der Blechhülle.
27 Hersteller – und doch nur elf Autos
Zu den baugleichen Modellen werden gezählt:
- Fiat Fiorino, Citroën Nemo und Peugeot Bipper
- Kia Venga und Hyundai ix20
- Opel Antara und Chevrolet Captiva
- Peugeot 4007, Citroën C-Crosser und Mitsubishi Outlander
- Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroën C1
- Seat Alhambra und VW Sharan
- Subaru Trezia und Toyota Verso-S
- Suzuki Alto und Nissan Pixo
- Suzuki Splash und Opel Agila
- Renault Trafic, Nissan Primastar, Opel Vivaro
- Peugeot iOn, Citroën C-Zero und Mitsubishi i-Miev
Gleiche Digitalkamera, doppelter Preis
Leica ist bekannt für seine robusten und hochwertigen Kameras, die auch viele Profis verwenden. Doch was viele nicht wissen: Leica arbeitet bei kleinen Digitalkameras mit Panasonic zusammen. Leica liefert die Objektive, Panasonic die Elektronik-Bauteile.
Wer Kameras vergleicht, stellt fest: Zwischen der Panasonic Lumix DMC-LX5EG und der Leica D-Lux 5 gibt es praktisch keine Unterschiede. Beide Kameras haben das exakt gleiche Gewicht. Gleich sind auch Objektiv, Bild-Sensor, Autofokus usw. Selbst die Anordnung der Knöpfe am Gehäuse ist identisch.
Nur zwei Dinge unterscheiden die besagten Modelle: Markenlogo und Preis. So kostet die Leica in Internetshops rund 900 Franken. Die baugleiche Panasonic gibts bereits für 440 Franken. Leica begründet den Preisunterschied vor allem mit dem mitgelieferten Fotobearbeitungs-Programm Adobe Lightroom. Tatsache ist: Auch der Panasonic liegt ein Fotobearbeitungs-Programm bei.