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Liebe Leserin, lieber Leser, wagen Sie es, ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen eine Coop-Filiale zu betreten? Ängstigen Sie sich vor dem Besuch bei Spar? Ist Manor für Sie eine Gefahrenzone? Haben Sie Angst davor, bei Aldi einzukaufen? Fürchten Sie sich vor Angestellten oder anderen Kunden?
Man könnte meinen, viele Leute seien von solchen Ängsten geplagt. Die Migros jedenfalls redet ihren Kunden am Ladeneingang auf Plakaten gut zu: «Videoüberwacht für Ihre Sicherheit.» Lidl vertraut dabei auf das intimere «Du»: «Zu deinem und unserem Schutz haben wir in dieser Filiale ein Videoüberwachungssystem im Einsatz.»
Aber wovor schützt uns die Videoüberwachung eigentlich? Vor hohen Preisen? Vor Keimen? Vor anderen Kunden? Oder geht es am Ende gar nicht um unseren Schutz? Haben die Filialleiter etwa Angst vor uns? Dass wir stehlen wie diebische Elstern? Wahrscheinlich schon. Aber dann könnten sie ja auch schreiben: «Mit unserer Videoüberwachung schützen wir uns vor Kunden, die unsere Ware stehlen wollen.»
Das wäre natürlich weniger elegant – aber zumindest ehrlich.
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