Wunderrendite war Fata Morgana
Devisengeschäfte sind riskant - und deshalb kein geeignetes Anlagevehikel für Kleinkunden. Zudem sind auf diesem Gebiet immer wieder Kriminelle am Werk.
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K-Geld 6/2003
10.12.2003
Ernst Meierhofer
Der Kontoauszug sieht aus wie ein kleines Wunder: Von Mitte 2000 bis Ende Dezember 2001 steigt der Saldo ohne Unterbruch. Monat für Monat kommt eine positive Rendite dazu, meist zwischen 1,2 und 3,2 Prozent.
Verluste sind auf dem Kontoauszug in dieser langen Zeit nicht verzeichnet - und das bei Devisengeschäften, einer Anlageform also, die äusserst riskant ist. Des «Wunders» Lösung: Der Auszug ist gefälscht.
Der falsche Beleg stammt von der Firma Fischer Fima...
Der Kontoauszug sieht aus wie ein kleines Wunder: Von Mitte 2000 bis Ende Dezember 2001 steigt der Saldo ohne Unterbruch. Monat für Monat kommt eine positive Rendite dazu, meist zwischen 1,2 und 3,2 Prozent.
Verluste sind auf dem Kontoauszug in dieser langen Zeit nicht verzeichnet - und das bei Devisengeschäften, einer Anlageform also, die äusserst riskant ist. Des «Wunders» Lösung: Der Auszug ist gefälscht.
Der falsche Beleg stammt von der Firma Fischer Fimag Consulting aus Altdorf UR, erhalten hat ihn der Kunde Gebhart Eigenmann aus Cham ZG. Er wurde - wie rund 60 andere Leute auch - Opfer von Anlageschwindlern. Die hatten ihm erzählt, mit Devisengeschäften seien tolle Renditen zu erzielen.
Einen Teil der Kundengelder gar nie investiert
Beim Urner Verhörrichteramt bestätigt man den Sachverhalt. Es laufe eine Untersuchung wegen Veruntreuung und Betrugs - unter anderem auch deshalb, weil die Fischer Fimag einen Teil der Kundengelder gar nie investiert habe. Inzwischen wurde die Fischer Fimag von der Eidgenössischen Bankenkommission liquidiert.
Resultat für Kunde Eigenmann: Den Schwindlern anvertraut hat er 60000 Franken, davon nahm die Fischer Fimag erst mal 8000 als «einmalige Verwaltungsgebühr». Nach der Liquidation erhielt er noch 49500 Franken zurück.
Hinter diesem Anlagebetrug steckt als Firmeninhaber Erwin Fischer aus Muzzano TI - ein gelernter Elektroinstallateur, der sich zum Finanzfachmann berufen fühlte. Bekannte schildern ihn als leutselig und Vertrauen erweckend.
Kontoauszug mit 45 000 Franken: Eine Fälschung
So verwundert es nicht, dass er etliche der Geschädigten dazu überreden konnte, ihm noch einmal zu glauben: Sie investierten wieder, diesmal bei der Firma Fim Forex Services - und da war wiederum Fischer die treibende Kraft.
Dieses Kunststück gelang Fischer, weil er seinen ursprünglichen Opfern versprach, er werde ihnen die bei der Fischer Fimag erlittenen Verluste aus dem eigenen Sack ersetzen.
Dann waren wieder Fälschungen angesagt. Auf dem Fim-Forex-Auszug eines anderen Opfers taucht plötzlich eine Einzahlung von rund 45 000 Franken auf - doch diese Einzahlung hat nie stattgefunden. Inzwischen ist auch diese Seifenblase geplatzt, weil Erwin Fischer im Juli 2003 starb; wieder verloren Kunden Geld. Die Fim Forex hat ihre Aktivitäten inzwischen eingestellt.
Das Beispiel illustriert: Spekulative Geldgeschäfte sind ein Tummelfeld für Abzocker. Das belegen gleich vier Zeitungsmeldungen aus den letzten Wochen:
- Vor dem Kriminalgericht Luzern muss sich derzeit ein Staubsaugervertreter verantworten, der 200 Anleger um rund 15 Millionen Franken geprellt haben soll.
- Im Tessin wurden zwei Anlageberater verhaftet, die Gewinne bei Geschäften im internationalen Devisenmarkt in Aussicht gestellt hatten - aber alles in die eigenen Taschen steckten.
- Vor dem Bezirksgericht Zürich musste ein ehemaliger Wirtschaftsanwalt antraben, der 500 Kleinanleger um 39 Millionen Franken erleichert hatte.
- Rund 200 Anleger, die der Devisenhandelsfirma Regmo GmbH aus Roveredo GR Geld anvertrauten, müssen den grössten Teil ihres Geldes abschreiben.
Unseriöse Renditeversprechen: Hände weg!
- Trauen Sie keinem, der Traumrenditen verspricht. Auch bei angeblich «sicheren» Investitionen und «garantierten Erträgen» sollten alle Alarmlampen aufleuchten.
- Der Handel mit Devisen oder Devisenderivaten ist höchst riskant. Es drohen hohe Verluste. Solche Anlagevehikel sind für Kleinkunden absolut nicht geeignet.
- Versuchen Sie, sich unabhängige Informationen über die Firma zu verschaffen, die Ihnen eine Geldanlage andrehen will; seien Sie besonders skeptisch, wenn Infos schwer oder gar nicht zu kriegen sind. Verlangen Sie Referenzen sowie ein Leumundszeugnis und erkundigen Sie sich bei Ihrer Bank.
- Investieren Sie nie, wenn Sie die Anlageform nicht verstehen. Lassen Sie sich nie unter Zeitdruck setzen.
- Viele Vermittler von Finanzgeschäften verkaufen vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis und nutzen so schamlos ihren Vertrauensbonus aus. Halten Sie sich solche Leute vom Hals, auch wenn das Angebot noch so verlockend klingt.
- Tätigen Sie keine Geldanlagen, die man Ihnen am Telefon verkaufen will.