Pommes-Chips können fast süchtig machen. Der Geschmack von Fett auf der Zunge soll laut wissenschaftlichen Studien im Hirn die Produktion von Belohnungsstoffen anregen. Das führt dazu, dass man kaum widerstehen kann, wenn eine Chips-Packung erst mal geöffnet ist. Umso wichtiger ist es, dass mit den fettreichen Chips keine weiteren ungesunden Stoffe eingenommen werden.
Der K-Tipp liess acht Sorten Paprika-Chips und acht Nature-Varianten der Grossverteiler in einem deutschen Fachlabor untersuchen. Gemessen wurde der Gehalt einiger heikler Stoffe: Acrylamid,
3-MCPD, Glutaminsäure und Pestizide (Details siehe «Schadstoffe und ihre Wirkung»).
Resultat: Alle Chips halten die gesetzlichen Bestimmungen ein. Die Unterschiede der gemessenen Werte waren allerdings gross. Das zeigt: Anzahl und Dosis der Schadstoffe können durch eine sorgfältige Chips-Herstellung massiv verringert werden.
Wie man Paprika-Chips mit wenig Schadstoffen und wenig Geschmacksverstärker produziert, demonstriert der Schweizer Hersteller Zweifel. Die beste Gesamtnote von 5,7 gab es für seine «Paprika Original Chips», weil sie keine Fettschadstoffe, sehr wenig Acrylamid, wenig Glutamat und keine Pestizid-Rückstände aufwiesen.
Diese Chips enthielten pro Kilo 220 Mikrogramm Acrylamid und 1,5 g Glutamat. Zum Vergleich: Die als ungenügend bewerteten fettreduzierten «Léger Paprika Chips» von der Migros fielen mit 1200 Mikrogramm Acrylamid und 6,9 g Glutamat klar ab. Zudem enthielten sie Spuren des Unkrautvernichters Chlorpropham. Beim Acrylamid-Wert lagen die Léger-Chips damit sogar über dem EU-Richtwert von 1000 Mikrogramm pro Kilo. Dass es die Migros besser kann, belegen die gesalzenen M-Classic-Nature-Chips: Sie enthielten kaum Acrylamid, wenig 3-MCPD und Glutamat sowie keine Pestizid-Rückstände: Note 5,5.
Die gleich gute Gesamtnote erzielten die «Chips Nature» von Denner. Sie sind jedoch klar günstiger als das M-Classic-Produkt. 1 kg Nature-Chips kosten bei Denner Fr. 9.50, bei der Migros Fr. 13.90. Der Test zeigt auch: In den Nature-Varianten hat es weniger Glutamat und weniger Chlorpropham-Rückstände als in den Paprika-Chips.
Hersteller Zweifel weist darauf hin, dass die Acrylamidwerte bei Kartoffeln schwanken. Die hohen Werte bei den getesteten «Cractiv Chips Nature» seien «ein Ausreisser». Ähnlich argumentieren Migros, Lidl und Coop. Die Migros will dem hohen Acrylamid-Wert in den Léger-Chips nachgehen, obwohl gesetzliche Werte eingehalten seien. Der heisse Sommer 2015 habe einen erhöhten Stärkegehalt in den Kartoffeln bewirkt – und damit mehr Acrylamid. Coop schreibt, dass es sich beim Test um eine Momentaufnahme handle. Man untersuche die Chips regelmässig auf Schadstoffe.
Aldi will den Gehalt an 3-MCPD weiter reduzieren. Spar weist daraufhin, dass die «Jeden Tag»-Chips aus dem Sortiment genommen werden.
Nicht bewertet hat der K-Tipp den Fettgehalt der Chips. Alle Produkte sind sehr fettreich. Deshalb sollte man sie nur gelegentlich essen. Am meisten Fett enthielten die Nature-Chips von Qualité & Prix: 36,8 g pro 100 g. Weniger fettig mit 23 g pro 100 g sind die Nature-Chips von Weight Watchers. Damit ist auch gesagt: Selbst Light-Chips sind noch immer Fettbomben.
Schadstoffe und ihre Wirkung
Acrylamid: Entsteht beim Erhitzen stärkehaltiger Nahrungsmittel wie Kartoffeln. Der Stoff ist im Tierversuch krebserregend und schädigt Erbgut. Die Auswirkung auf Menschen ist nicht abschliessend geklärt. Verbindliche Grenzwerte gibt es nicht. Doch die EU hat Signalwerte festgelegt: Für Chips beträgt er 1000 Mikrogramm Acrylamid pro Kilo – vor 6 Jahren waren es 790 Mikrogramm. Im Durchschnitt enthielten die Chips 430 Mikrogramm Acrylamid pro Kilo. Der K-Tipp hat Produkte, die den alten Richtwert überschritten, als ungenügend bewertet.
3-MCPD: Der Fettschadstoff entsteht bei hohen Temperaturen und steckt in fast allen Fetten und Ölen. Er wird als möglichweise krebserregend eingestuft. Ein Grenzwert existiert nicht. Die EU empfiehlt maximal 2 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht täglich. Der K-Tipp hat Chips mit einem Gehalt ab 250 Mikrogramm/kg als ungenügend benotet. Grund: Isst eine 60 Kilo schwere Person 200 g Chips mit so viel 3-MCPD, ist das fast die Hälfte der empfohlenen täglichen Maximalmenge.
Glutamat: Der Geschmacksverstärker kann zu Kopfweh und Hautausschlag führen. Es gibt Hinweise, dass der Stoff Entzündungen und Nervenkrankheiten begünstigt. In der Schweiz beträgt der Grenzwert 10 g/kg. Die Test-Chips enthielten im Durchschnitt 2 g Glutamat.
Wichtig: Glutamat wird auf Zutatenlisten auch als Hefeextrakt, Speise-, Soja-, Flüssigwürze oder E620 bis 625 bezeichnet.
Chlorpropham: Das Pestizid verhindert das Auskeimen der Knollen und macht die Kartoffeln so lagerfähiger. Es steht im Verdacht, krebserzeugend zu wirken. Wurde der Stoff nachgewiesen, zog der K-Tipp 0,5 Noten ab.