Bei der Fondsgesellschaft Swisscanto gibt es seit Juli 2014 einen Vorsorgefonds namens «Swisscanto BVG 3 Portfolio 45 R». Swisscanto hat aber auch den älteren «Swisscanto BVG 3 Portfolio 45» im Angebot. Ohne «R» im Namen (Tabelle im PDF).
Diese Fonds tätigen ihre Investitionen exakt gleich. Es handelt sich also um zwei Tranchen desselben Anlagefonds. Die Tranche mit dem «R» hat einen Betriebsaufwand von 0,68 Prozent pro Jahr. Gemeint sind die internen Kosten, die laufend dem Fondsvermögen belastet werden. Oft werden diese als TER bezeichnet (Total Expense Ratio). Die Tranche ohne «R» hingegen hat eine markant höhere TER von 1,12 Prozent. Warum?
Vergütungen werden dem Fonds belastet
Das «R» steht hier für «Retrozessionen» oder «retrofrei». Und Retrozessionen machen den Unterschied bei der TER. Der Grund: Wenn eine Bank ihren Kunden die teurere ältere Tranche verkauft, erhält sie dafür von Swisscanto eine Vertriebsentschädigung, im Branchenjargon Retrozession genannt. Diese Vergütungen belastet Swisscanto dem Fonds, das erhöht die TER – und das Fondsvermögen des Kunden wird entsprechend geschmälert.
Anders bei der R-Tranche. Hier kriegt die verkaufende Bank keine Vergütungen und die Fondsgesellschaft kann die TER entsprechend tief halten – im Swisscanto-Beispiel bei 0,68 statt bei 1,12 Prozent.
Das ist zunächst ein Vorteil für den Kunden. Doch die Banken haben den Wegfall der sogenannten Kickbacks umgehend kompensiert. Einige verlangen bei R-Tranchen jährliche Kaufkosten, die dem Kunden bei jeder Einzahlung abgezogen werden. Und auch noch Depotgebühren. Andere Banken kassieren weder Kauf- noch Depotgebühren, ziehen aber dem Kunden eine jährliche Pauschalgebühr von beispielsweise 0,65 Prozent seines Anlagevermögens ab.
Die Folge: Die in der Tabelle dargestellten Renditeangaben sind ohne Gebühren der Banken gerechnet und deshalb mit Vorsicht zu geniessen. Das VZ Vermögenszentrum hat für K-Geld eine Rechnung nach Gebühren für einzelne Banken gemacht (Tabelle im PDF). Das sind die Details:
Die Rechnung basiert auf den oben erwähnten TER-Unterschieden des Swisscanto-Portfolio-Fonds mit einem Aktienanteil von 45 Prozent. Für jeden anderen Fonds sähe das Resultat leicht anders aus.
Die Tabelle im PDF zeigt, dass Sparer bei den Kantonalbanken von Zürich und Zug die R-Tranche mit der tieferen TER (0,68 Prozent) haben. Sie fahren trotz neuer Kauf- und Depotgebühren am besten und haben nach 35 Jahren je rund 370 000 Franken auf dem Konto.
Schlechter fahren diejenigen Kantonalbank-Kunden, die noch die alte Tranche mit der hohen TER (1,12 Prozent) im Depot haben. Sie zahlen zwar bei ihrer Kantonalbank weder Kauf- noch Depotgebühren, haben aber nach 35 Jahren wegen der hohen TER weniger auf dem Konto: 363388 Franken.
Noch bescheidener fällt das Resultat bei den Kantonalbanken von Nidwalden, Obwalden und Uri aus. Sie verkaufen zwar ihren Kunden die günstigere R-Tranche, zwacken aber dafür eine jährliche Pauschale von 0,65 Prozent vom Vorsorgevermögen ab. So resultieren am Ende 349290 Franken.
Bei der UBS kommen Vorsorgesparer gar nur auf 337733 Franken. Die UBS verlangt zwar weder Kaufkosten noch Depotgebühren, belastet aber dem gewählten Fonds weiterhin eine sehr hohe TER von 1,51 Prozent. Ähnlich schlecht ist aus diesem Grund das Resultat bei der Credit Suisse. Diese Berechnung basiert auf der vereinfachenden Annahme, dass der je hauseigene vergleichbare Fonds von UBS und Credit Suisse genau gleich rentiert wie der erwähnte Swisscanto-Portfolio-45-Fonds.
Was sollen Vorsorgesparer also tun? Das sind die wichtigsten Tipps:
Jede Bank stellt ihren Kunden für das 3a-Wertschriftensparen nur eine eingeschränkte Fondsauswahl zur Verfügung. Bei Credit Suisse und UBS sind es bloss hauseigene Fonds, die meisten Kantonalbanken offerieren nur Swisscanto-Fonds. Prüfen Sie Rendite und Gebühren.
Kantonalbank-Kunden können nicht selber wählen, welche Tranche der Swisscanto-Fonds und welches Gebührenmodell sie wollen. Das wird von der Bank entschieden und gilt dann für alle Kunden.
Wer schon Wertschriftenanteile hat, kann einen Wechsel der Bank ins Auge fassen. Kunden von Credit Suisse und UBS zum Beispiel können die Wertschriftenanteile verkaufen, das Konto auflösen, das Geld auf ein 3a-Konto bei einer anderen Bank verschieben und dort andere Vorsorgefonds kaufen. Langfristig kann sich das auszahlen.
Sparer mit Swisscanto-Fonds können ihre Anteile zu einer anderen Kantonalbank transferieren. In der Regel ist das kostenlos. Erkundigen Sie sich.