Aftershave-Balsame: Sehr gute und günstige Produkte
Damits am rasierten Kinn nicht spannt und beisst, kann man einen Aftershave-Balsam verwenden. Die meisten Produkte dürfen ohne gesundheitliche Bedenken benutzt werden.
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K-Tipp 16/2010
02.10.2010
Letzte Aktualisierung:
05.10.2010
Gertrud Rall
Nass- oder Trockenrasur? Das ist immer noch in erster Linie eine Glaubens- oder Gewohnheitssache. Selbst Mediziner können nicht eindeutig sagen, welche Form der Rasur die schonendere ist.
«Wahrscheinlich ist eine Trockenrasur mit einem flexiblen Schwingkopf weniger irritierend als die in der Regel gründlichere Nassrasur. Es gibt allerdings grosse individuelle Unterschiede», so Siegfried Borelli vom Dermatologischen Ambulatorium des Zürcher...
Nass- oder Trockenrasur? Das ist immer noch in erster Linie eine Glaubens- oder Gewohnheitssache. Selbst Mediziner können nicht eindeutig sagen, welche Form der Rasur die schonendere ist.
«Wahrscheinlich ist eine Trockenrasur mit einem flexiblen Schwingkopf weniger irritierend als die in der Regel gründlichere Nassrasur. Es gibt allerdings grosse individuelle Unterschiede», so Siegfried Borelli vom Dermatologischen Ambulatorium des Zürcher Triemli-Spitals.
In jedem Fall gilt laut Borelli: «Eine übertrieben gründliche Rasur, wie sie in der Werbung häufig empfohlen wird, sollte vermieden werden.» Denn selbst die sanfteste Rasur reizt die Haut und lässt sie rauh und trocken werden. Ein gutes AftershaveProdukt kann hier Abhilfe schaffen.
Immer mehr Männer bevorzugen besonders hautverträgliche Produkte. Hier bieten sich Balsame an, die besonders mild und pflegend wirken sollen. Sie enthalten Glycerin, natürliche Öle und Fette, die die Feuchtigkeit binden und sie an die strapazierte Haut zurückgeben. Zusätzlich verleihen sie der Haut einen mehr oder weniger intensiven Duft.
Der K-Tipp schickte zwölf Aftershave-Balsame ins Labor und liess sie auf bedenkliche Inhaltsstoffe (siehe unten «So wurde getestet») überprüfen. Die getesteten Produkte sind bei Grossverteilern, Reformhäusern, Drogerien und Apotheken erhältlich und kosten zwischen 3 und 61 Franken. Das erfreuliche Ergebnis: Drei Viertel der Balsame schneiden mit der Note «sehr gut» ab. Sie enthalten keinen der gesuchten Schadstoffe.
Gutes muss nicht teuer sein – das zeigt sich auch bei diesem Test. Zu den sehr guten Produkten zählen sowohl solche für den kleinen wie solche für den grossen Geldbeutel: Das Produkt G. Bellini kostet bei Lidl Fr. 2.99 Franken pro 100 Milliliter, während man für Börlind bei Coop City Fr. 54.–/100ml zahlt. Und: Der teuerste Balsam (Biotherm, Fr. 61.–/ 100 ml) erhält im Test nur die Note «gut». Abstriche gibt es hier für eine nachgewiesene polyzyklische Moschusverbindung.
Zwei Produkte mit bedenklichen Stoffen
Gar nicht empfehlenswert ist der Aftershave Balm von Gillette. Hier fand das Testlabor Formaldehyd, allergene Duftstoffe sowie eine polyzyklische Moschusverbindung. Auch Denim schneidet ungenügend ab, da es neben Formaldehyd sogar zwei polyzyklische Moschusverbindungen enthält.
Weder Procter & Gamble Schweiz (Gillette) noch die Promena AG (Schweizer Vertriebsfirma von Denim) wollten eine Stellungnahme zu den Testergebnissen abgeben. Männer mit empfindlicher Haut sollten alkoholhaltige Aftershaves meiden. Denn Alkohol trocknet die Haut aus und macht sie rauh.
Wer vor dem Regal steht, hat die Qual der Wahl: Es gibt Aftershave-Balsam, -Creme, -Fluid, -Emulsion, -Gel, -Lotion und nicht zuletzt das gute alte Rasierwasser. Doch worin unterscheiden sie sich?
Keine Vorschriften für die Bezeichnung
Verbindlich definiert sind die verschiedenen Begriffe nicht. «Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften, wie die einzelnen Produkte zu bezeichnen sind», so Sabina Helfer vom Bundesamt für Gesundheit. Aussehen und Flüssigkeitsgrad lassen deshalb keine genauen Rückschlüsse auf den Alkoholanteil zu. Rasierwasser enthält zwar in der Regel rund 60 Prozent Alkohol.
Innerhalb der anderen Kategorien gibt es jedoch grosse Unterschiede. «Eine Lotion oder ein Gel kann 30 bis 70 Prozent Alkohol enthalten. Dagegen ist in Cremes, Balsamen oder Fluids kein oder nur sehr wenig Alkohol», erklärt Prisca Lack vom Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverband.
Sie meint: «Im Vordergrund steht, was der Kunde unter einer Creme oder einem Balsam versteht.» Das heisst: Die Werbung hat freie Hand, mit besonders wohlklingenden, vielversprechenden Begriffen den Absatz anzukurbeln. Gutes Beispiel sind die gerade sehr verbreiteten Balsame. Das Wort allein suggeriert schon eine besonders entspannende, beruhigende Wirkung.
Grundsätzlich zeigt spätestens ein leichtes bis starkes Brennen auf der rasierten Haut an, wenn Alkohol im Spiel ist. Es gibt Männer, die diesen Brenn-Effekt schätzen, der sich in der Werbesprache aufgrund der Verdunstungskälte des Alkohols hinter Begriffen wie «revitalisierend», «erfrischend» oder «belebend» verbirgt. Wer seiner Haut aber etwas Gutes tun und auf Alkohol verzichten möchte, schaut besser auf das Kleingedruckte und lässt sich nicht vom Produktenamen in die Irre führen.
So wurde getestet
Das Labor Eurofins in Hamburg (D) hat die Aftershave-Balsame auf folgende Stoffe untersucht:
- Formaldehyd: Konservierungsstoff, der die Atemwege angreift und Krebs auslösen kann. Ausserdem stark allergen. Dennoch ist er in Kosmetika bis zu einer Konzentration von 2000 mg/kg erlaubt.
- Allergene Duftstoffe: Seit 2007 müssen die Hersteller 26 Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial deklarieren, wenn sie den Gehalt von 10 mg/kg übersteigen und auf der Haut bleiben. Je nach ihrem Allergiepotenzial sind die Duftstoffe in vier Kategorien (A bis D) eingeteilt. Im Test enthielt nur ein Produkt einen Stoff der Kategorie B (HMPCC). Duftstoffe der Gruppen C und D führten nicht zu Abwertungen.
- Polyzyklische Moschusverbindungen: Künstliche Duftstoffe, die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern und schlecht abbaubar sind. Einige Vertreter dieser Stoffgruppe können den Hormonhaushalt beeinflussen und schwach erbgutverändernd wirken. Das Gesetz kennt keine Höchstmengen für diese Verbindungen.
Tipps: Rasurprobleme und ihre Lösung
- Rasurbrand: Rötungen und Reizungen auf rasierten Hautpartien. «Der Alkoholgehalt von Aftershaves kann bei empfindlicher Haut oder kleinen rasurbedingten Verletzungen ein Brennen verursachen», so Dermatologe Ralph M. Trüeb. «Aftershave-Balsame enthalten wenig oder keinen Alkohol, sind damit milder und wirken rückfettend.»
- Eingewachsene Barthaare: kommen häufig bei krausen Haaren vor. «Nassrasur vermeiden, am besten Drei-Tage-Bart tragen», empfiehlt Trüeb. Wenn rasieren, dann mit Kurzhaarschneider.
- Follikulitis (bakteriell bedingte Haarbalgentzündung): Trüebs Tipp: «Rasierzeug desinfizieren oder wechseln; desinfizierende Aftershaves oder antibiotische Cremes verwenden.»