Die UV-Strahlung des Sonnenlichts kann auf Dauer die Netzhaut schädigen. Zudem gilt: Je höher die Lage und je mehr reflektierende Flächen wie Schnee, desto stärker die UV-Strahlung.
Der K-Tipp prüfte die Qualität günstiger Sonnenbrillen bis 100 Franken. Kriterien: Filtern alle Gläser im Neuzustand und auch später die UV-Strahlen zuverlässig? Sind die Brillen bruchsicher und kratzfest? Stimmen die Angaben zum Tönungsgrad der Gläser? Kann man die Sonnenbrille auch zum Autofahren verwenden?
Um diese Fragen zu klären, kaufte der K-Tipp 20 aktuelle Sonnenbrillen der meistverkauften Marken ein und schickte sie ins spezialisierte deutsche Labor ECS. Dieses prüfte die Brillen mit Hilfe einer aufwendigen Messtechnik, mit speziellen UV-Lampen, mit Stahlkugeln und Sand.
Erfreulich: Beim wichtigsten Qualitätsmerkmal, dem UV-Schutz, waren alle Brillen sehr gut: Sie übertreffen gar die Vorgaben der gültigen Normen. Und die Blickfeld-abdeckung ist bei allen Brillen ausreichend.
Beim Gesamturteil gibt es dennoch klare Unterschiede. Nur ein Viertel der Modelle erreichte die Gesamtnote «sehr gut»: zwei von Polaroid für Fr. 59.90 bzw. 89.–, das 99 Franken teure O’Neill Modell, aber auch zwei Brillen von Fielmann, die weniger als 30 Franken kosten.
Kratzfest? Das zeigte der Sand-Test
Zehn Brillen waren insgesamt gut. Die restlichen schafften nur ein «genügend» – darunter die vergleichsweise teuren Modelle von Uvex und Breo.
Die grössten Abweichungen zeigten sich bei der Kratzfestigkeit. Der K-Tipp hat alle Brillen nach den strengeren Anforderungen für beruflichen Augenschutz getestet. Dabei werden die Gläser mit Sand berieselt, um die Beständigkeit gegen Beschädigungen durch kleine Teilchen zu ermitteln. Die Widerstandsfähigkeit der Gläser ist wichtig, weil Sonnenbrillen oft ohne Etui in Hand- und Jackentaschen transportiert oder in Autoablagefächern mitgeführt werden.
«McSun»: Spitze bei den Gläsern
Auch bei Stössen dürfen die Gläser nicht gleich kaputtgehen. Deshalb wurden sie Schlägen von Metallkugeln augesetzt. Den Bruchsicherheitstest bestanden alle Modelle problemlos.
Über die besten Gläser verfügt die Pilotenbrille «McSun» von McOptik. Sie filtert alle UV-Strahlen, hat die höchste Kratzfestigkeit und verzerrt das Bild nicht. Bei der künstlichen Alterung im Labor nahm nur die Tönung etwas ab, will heissen: Die Gläser lassen mit der Zeit mehr Licht durch. Die UV-Filterwirkung blieb aber intakt. Das war auch bei allen anderen Brillen so.
Im letzten K-Tipp-Sonnenbrillen-Test (Ausgabe 11/2003) war dies anders: Damals verloren viele Brillen mit der Zeit ihre UV-Schutzwirkung.
Die Brille von McOptik verfehlte ein «sehr gut», weil die Tönung der Gläser nicht korrekt deklariert war. Dafür gab es eine halbe Note Abzug.
Korrekte Angaben auf Sonnenbrillen sind wichtig, weil sie die Konsumenten über den Verwendungszweck informieren: Die Kategorien von 0 bis 4 geben an, wie stark die Scheiben getönt sind und wie hoch der damit verbundene Blendschutz ist. Kategorie 3 bietet einen hohen Blendschutz, der sich fürs Gebirge und für Wassersport eignet. Zudem sind solche Brillen auch für Autofahrer ideal.
Die Breo-Brille «Two Tone Ice» wurde um eine ganze Note abgewertet: Die Gläser verfälschen die Farben. Mit einer solchen Brille kann man unter Umständen die Farbe Rot nicht richtig erkennen. Deswegen eignet sich dieses Modell zwar für den Wintersport, nicht aber für den Strassenverkehr.
Oft fehlen Hinweise für Autofahrer
Mit der Kennzeichnung nehmen es viele Hersteller nicht so genau. So fehlten oft Warnhinweise, dass die Brille fürs Autofahren bei Dämmerung oder in Tunneln ungeeignet ist.
Einige Hersteller und Vertriebe kritisieren die Anforderung des K-Tipp an die Kratzfestigkeit als zu streng. Fielmann, Trisa Accessoires, Cerjo, Breo, Uvex, BTS und Alpina verweisen auf die gültigen Normen für Sonnenbrillen, die eingehalten würden.
Gemäss Cerjo sollten die Gläser keine unterschiedliche Tönung haben, weil die Gläser einer Brille aus derselben Folie ausgeschnitten würden. Die BTS vertreibt die Brillen Swiss Military und Alpine Club in der Schweiz. Sie geht davon aus, dass die Schrauben der geprüften Alpine-Club-Brille durch unsachgemässe Behandlung Schaden genommen haben könnten. Man habe das Verkaufspersonal angewiesen, vor dem Verkauf die Brillen zu begutachten.
Die wichtigsten Tipps: Grundsätzlich gilt, dass grosse Gläser die Augen besser schützen als kleine. Sitz prüfen: Sitzt die Brille auf der Nase, sollte der kleine Finger nicht zwischen Augenbraue und Rahmen passen – ansonsten dringt zu viel Sonne ein. Zur Pflege: Verschmutzte Brillen mit Wasser abspülen, bevor man sie mit einem Tuch trocknet. Schmutzpartikel im Tuch können die Gläser sonst zerkratzen.
So wurde getestet
Die Experten des Labors ECS GmbH in Aalen (D) prüften 20 aktuelle Sonnenbrillen.
Das waren die Testkriterien:
UV-Filterwirkung/Alterung: Mit einem Spektrometer stellten die Experten fest, ob die Gläser der Brillen sämtliche schädliche UV-Strahlung herausfiltern. Die Gläser wurden künstlich gealtert, um zu klären, ob der Schutz und die Tönung stabil bleiben. Dazu bestrahlte man die Gläser während 50 Stunden mit einer Lampe, die Sonnenlicht imitiert.
Optische Qualität: Hier wurde gemessen, wie stark die Gläser Licht brechen und streuen. Man überprüfte, ob die Brillen das Bild bis an die Ränder verzerrungsfrei wiedergeben. Gemessen wurde auch die Lichtdurchlässigkeit.
Kratzfestigkeit/Bruchsicherheit: Die Bruchsicherheit prüften die Experten mit einer 43 g schweren Metallkugel, die man mit 18 km/h auf die Gläser prallen liess. Für die Bestimmung der Kratzfestigkeit kam der Sandrieseltest zur Anwendung. Dabei lässt man 3 kg feinen Quarzsand durch ein Sieb auf die Gläser fallen, die auf einem Drehteller montiert sind. Den Grad der Trübung kann man dann objektiv messen und vergleichen. Die Stabilität des Gestells wurde geprüft, indem man ein Glas fixierte und das andere für 5 Sekunden mit einem halben Kilogramm belastete. Dann mass man, ob sich der Steg verbog und sich die Gläser aus der Fassung verschoben.
Praxistauglichkeit: Die Experten massen, ob die Gläser die Farbwiedergabe verändern oder nicht. Die Signallichterfarben Gelb, Grün, Rot und Blau müssen auch mit Sonnenbrillen klar erkennbar bleiben. Ist das nicht so, muss die Brille entsprechend gekennzeichnet sein. Dann eignet sich die Brille nur für den Freizeitbereich.
Blickfeld: Jede Brille musste mindestens zwei elliptische Bereiche mit einem Durchmesser von 4 Zentimetern horizontal und 2,8 Zentimetern vertikal abdecken.
Deklaration: Geprüft wurde, ob die Brillen richtig gekennzeichnet sind und der Tönungsgrad korrekt deklariert ist.