Auch mit günstigen Schlafsäcken warm gebettet
Daunenschlafsäcke sind nicht unbedingt besser als solche mit Kunstfaserfüllung. Und «gut» ist nicht immer teuer: Ein günstiges Modell sticht die Konkurrenz aus und erreicht die beste Gesamtnote.
Inhalt
saldo 10/2013
29.05.2013
Letzte Aktualisierung:
05.06.2013
Jeannette Büchel
Ob in den Campingferien, im Skilager oder auf der Trekkingtour: Ein Schlafsack sollte warm halten und möglichst langlebig sein. Die Auswahl im Laden ist gross: Jeder Hersteller hat je nach Einsatzzweck und Temperaturbereich diverse Modelle im Sortiment. «Kassensturz» und saldo wollten wissen, wie es um die Qualität der Schlafsäcke bestellt ist, und schickten zehn häufig verkaufte Produkte ins Prüflabor. Dort führten die Experten diverse Messungen durc...
Ob in den Campingferien, im Skilager oder auf der Trekkingtour: Ein Schlafsack sollte warm halten und möglichst langlebig sein. Die Auswahl im Laden ist gross: Jeder Hersteller hat je nach Einsatzzweck und Temperaturbereich diverse Modelle im Sortiment. «Kassensturz» und saldo wollten wissen, wie es um die Qualität der Schlafsäcke bestellt ist, und schickten zehn häufig verkaufte Produkte ins Prüflabor. Dort führten die Experten diverse Messungen durch und die Testpersonen beurteilten die Schlafsäcke in der Praxis (siehe Kasten «So wurde getestet»). Für den Test ausgewählt wurden Schlafsäcke mit Preisen zwischen knapp 50 und 460 Franken. Es handelt sich um Schlafsäcke, die auch bei etwas kühleren Temperaturen im Frühling und Herbst zum Campieren geeignet sind. Sie sind entweder mit Daunen oder mit Kunstfasern gefüllt.
Das Testergebnis erstaunt: Die Qualität der Schlafsäcke liegt insgesamt recht nahe beieinander. Dafür gibt es bei den Preisen umso grössere Differenzen. Testsieger ist NRG Idahoe 1300 mit einem Preis von 99 Franken. Dieses Modell erreicht mit 5,1 die beste Gesamtnote im Test. Die Manor-Eigenmarke überzeugte vor allem mit hohem Schlafkomfort und sehr guter Waschbeständigkeit.
Auch das günstigste Modell, der Gelert Tryfan 300 DL SQ, erreichte mit 4,8 die Gesamtnote «gut». Damit liegt er gleichauf mit dem teuersten Modell, dem Mammut Ajungilak Sphere Spring für 460 Franken.
Exped und Trevolution: Ungenügende Materialqualität
Der robusteste Schlafsack im Test ist der Cheyenne 350 von Vaude. Er erreichte bei der Materialqualität die Bestnote. Ungenügend sind hier Exped Versa 600 und Trevolution Polarlite 150. Beim Trevolution-Modell riss das Innenfutter, beim Exped-Schlafsack hielt das Aussenmaterial nicht stand.
Die Hersteller müssen deklarieren, für welchen Temperaturbereich die Schlafsäcke geeignet sind. Beim Kauf eines Schlafsackes muss man sich auf diese Angaben verlassen können. Deshalb haben die Laborexperten die Wärmeisolierung gemessen und nachgerechnet, ob die Deklaration auf den Produkten zutrifft. Resultat: Sehr genau ist die Temperaturangabe bei Deuter, Exped, Trevolution, McKinley und Mammut.
Ungenügend lautete bei diesem Kriterium hingegen das Ergebnis für 46 Nord. Laut Hersteller ist dieses Modell für eine Grenztemperatur (siehe Kasten oben) von –8 Grad Celsius ausgelegt, im Labor wurden jedoch 0 Grad berechnet. Das bedeutet: Wer diesen Schlafsack tatsächlich einmal bei –8 Grad einsetzen will, beginnt schon bei 0 Grad zu frieren. Auch bei den Modellen von Gelert, Vaude und NRG waren die Abweichungen von den deklarierten Werten verhältnismässig gross. Sie lagen zwischen 3 und 6 Grad.
Alle getesteten Schlafsäcke lassen sich in der Maschine waschen. Mit Ausnahme des McKinley-Modells kann man sie auch im Tumbler trocknen. Nach fünfmaligem Waschen waren alle Schlafsäcke im Test noch in einem ordentlichen Zustand. Bei den Modellen mit Daunenfüllung kamen lediglich an den Nähten einige Federchen zum Vorschein. Auch das Einlaufen nach der Wäsche war kein grosses Problem. Einzig die Schlafsäcke von Mammut und Trevolution gingen in der Länge und der Breite etwas ein.
Schlafkomfort: Der Testsieger gefiel am besten
Sechs Personen, je drei Männer und Frauen, beurteilten die Schlafsäcke im Praxistest. Wichtigstes Kriterium hier: der Schlafkomfort. Für diesen Prüfpunkt erhielt nur der Testsieger von NRG eine sehr gute Note. Die Testschläferinnen und -schläfer beurteilten dieses Modell als sehr komfortabel und bewerteten positiv, dass es genügend Platz und Bewegungsfreiheit bietet.
Vier Modelle waren punkto Schlafkomfort nur «genügend»: Deuter, Mammut, Vaude und McKinley. Mammut sagt zu dem lediglich «genügenden» Schlafkomfort des 460 Franken teuren Modells Ajungilak Sphere Spring, dass die Schnittführung relativ eng sei, damit Gewicht und Packmass so klein wie möglich blieben. Der enge Schnitt könne aber als Komforteinbusse wahrgenommen werden.
So wurde getestet
Die Prüflabore Ipi-Institute in Stuttgart (D) und Hohenstein Institute in Hohenstein (D) haben die Schlafsäcke geprüft. Die Kriterien:
- Materialqualität: Wie reissfest sind Innen- und Aussenmaterial? Das Labor hat ermittelt, wie viel Kraft nötig ist, um den Stoff in Längs- und in Querrichtung zu zerreissen. Zudem wurde kontrolliert, ob der Reissverschluss so eingenäht ist, dass er nicht aus Versehen herausgerissen werden kann.
- Wärmeisolation: Das Labor hat mit Hilfe eines Test-Dummys die Wärmedämmleistung der Schlafsäcke ermittelt. Diese Werte wurden mit den Temperaturen verglichen, welche die Hersteller auf den Produkten deklarieren. Die Messungen zur Wärmeisolation wurden durchgeführt, nachdem die Schlafsäcke dreimal gewaschen worden waren.
- Einlaufen nach der Wäsche: Die Schlafsäcke wurden fünf Mal im Schongang bei 30°C mit einem Feinwaschmittel gewaschen. Danach kontrollierte das Labor, ob die Schlafsäcke beschädigt waren, und mass, ob und wie viel sie bei der Wäsche eingelaufen sind.
- Schlafkomfort: Wie ist der Liege- und Schlafkomfort? Ist die Temperatur gleichmässig verteilt? Hat man genug Platz, um sich zu drehen? Ist die Passform angenehm? Kann der Schlafsack auch als Decke verwendet werden?
- Reissverschluss: Wie gut lässt sich der Reissverschluss von aussen und innen schliessen? Öffnet er sich unbeabsichtigt? Wird das Futter beim Öffnen und Schliessen eingeklemmt?
- Kapuze: Ist die Passform gut? Wie einfach lässt sich die Kapuze handhaben?
- Wärmekragen: Ist die Passform gut? Wie einfach lässt sich der Kragen handhaben? Er befindet sich im Schulterbereich und soll verhindern, dass die warme Luft nach aussen entweicht.
- Transportsack: Lässt sich der Schlafsack problemlos in der Hülle verstauen? Hat die Hülle einen Griff und lässt sich der Schlafsack darin noch komprimieren?
- Funktionalität und Handhabung: Wie beurteilen die Testpersonen die Handhabung des Schlafsacks insgesamt? Wie gut erfüllt er seine Funktion?
Tipps: Das gilt es beim Schlafsackkauf zu beachten
- Temperatur: Beim Schlafsack wird zwischen Komfort-, Extrem- und Grenztemperatur unterschieden. Die Hersteller müssen diese drei Temperaturen deklarieren. Für den Kauf ausschlaggebend ist die Komforttemperatur. Man sollte sich überlegen, wo man den Schlafsack einsetzen will und was die tiefste zu erwartende Temperatur in der Nacht ist. Liegt diese bei 3 Grad Celsius (°C), sollte man einen Schlafsack mit der Komforttemperatur in diesem Bereich wählen. Im Zweifelsfall kauft man besser einen Schlafsack mit einer etwas tieferen Komforttemperatur. Diese ist laut Norm so ausgelegt, dass eine 1,6 Meter grosse und 60 Kilogramm schwere Frau nicht friert. Die Grenztemperatur gilt für einen 1,73 Meter grossen und 70 Kilogramm schweren Mann. Die Extremtemperatur ist nur als Überlebensschutz gedacht.
- Schlafsacktypen: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Decken- und Mumienform. Die Mumienform ist körpernah geschnitten, was tendenziell besser ist für die Wärmeisolierung. Zudem ist der Mumienschlafsack sehr kompakt, man kann also Material sparen und Gewicht und Packmass verkleinern. Die Deckenform bietet viel Platz und Bewegungsfreiheit. Sie lässt sich ganz öffnen und als Decke verwenden. Manche Modelle lassen sich sogar koppeln.
- Kapuze: Rund ein Drittel der Wärme geht via Kopf verloren. Deshalb sind bei kühlen Temperaturen Modelle mit Kapuze optimal. Diese sollte sich mit einer Kordel zusammenziehen lassen. Das Kopfteil eines Deckenschlafsacks schützt nicht vor Wärmeverlust.
- Füllmaterial: Daunenschlafsäcke sind klein und leicht und transportieren die Feuchtigkeit gut. Weil sie aber langsam trocknen, eignen sie sich weniger für feuchtes Klima. Zudem sind sie relativ teuer. Kunstfasermodelle trocknen rascher, brauchen wenig Pflege und sind eher günstig.
- Grösse: Ist der Schlafsack zu gross, friert man, weil die Körperwärme nicht ausreicht, um den Hohlraum an den Füssen aufzuheizen. Zu kurz darf der Schlafsack auch nicht sein, weil man dann oben rausrutscht.