Hersteller und Händler von Sportartikeln äussern sich in Internetforen immer wieder zur Frage «Nach welcher Zeit sollte ich meinen Skihelm austauschen?». Helmhersteller Giro empfiehlt, das Produkt alle drei Jahre zu ersetzen. Laut Hersteller Uvex sollten Helme nach drei bis fünf Jahren ausgetauscht werden.
Die Hersteller begründen ihre Empfehlungen mit der Alterung der Materialien. Durch Sonne, Feuchtigkeit und falsche Lagerung lasse die Schutzwirkung nach.
Sicherheitstest mit 19 älteren Helmen
Der K-Tipp wollte wissen, ob das stimmt, und schickte 19 ältere Skihelme für Erwachsene und Kinder ins Labor, plus einen neuen zum Vergleich. 13 Helme waren zehn Jahre und noch älter.
Geprüft wurde die Stossdämpfung der Skihelme – sie ist beim Schutz vor Kopfverletzungen entscheidend. Das Labor untersuchte, wie gut die Helme harte Aufschläge verkraften können (siehe Kasten «So wurde getestet»). Bei jedem geprüften Helm gab es zwei Aufprallpunkte – oben mittig und vorne seitlich. Oben in der Mitte sind Helme am empfindlichsten. Und die Stelle vorne seitlich muss in der Regel die meisten Skistürze abfangen.
Die wichtigsten Resultate des Tests:
17 der 19 alten Helme bestanden den Sicherheitstest problemlos, darunter auch das älteste Modell – ein 18 Jahre alter Kinderhelm von Uvex.
Die besten Werte mass das Labor beim 14 Jahre alten Modell «USA Naca» von Scott.
Der drei Jahre alte, oft eingesetzte «Giro X-Static 9Plus» schnitt besser ab als das neu gekaufte Modell.
Nur der «Giro Nine.9 S2» und ein Uvex-Kinderhelm von Jumbo (beide von 2006) fielen beim Test knapp durch – beim Aufprall in der Mitte.
Hersteller Uvex gibt zu, nach eigenen Tests halte ein Helm durchschnittlich acht Jahre. Da man keinen Einfluss habe auf die Zeitspanne zwischen Produktion und Verkauf, gebe man eine Lebensdauer von drei bis fünf Jahren an.
Das Labor schreibt zum Testresultat: «Selbst nach vielen Jahren und intensivem Gebrauch lässt die zugesicherte Schutzwirkung von Skihelmen nur geringfügig nach.» Das heisst: Die Behauptungen der Hersteller treffen nicht zu. Die meisten Skihelme schützen auch nach Jahren noch gut und müssen nicht ausgetauscht werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass der Helm noch keinen Unfall überstehen musste: Nach einem Sturz mit Schlag auf den Kopf oder bei einer Beschädigung von Helmgurt oder -bändern sollte man auf Nummer sicher gehen und ein neues Modell kaufen.
Zehn gute aktuelle Modelle
Gute und aktuell erhält-liche Skihelme aus den jüngsten Tests von «Saldo» und der Stiftung Warentest sind:
- Uvex Plus, (Fr. 60.60 in Grau, Aktion bei Galaxus, sonst Fr. 109.90)
- Alpina Grap 2.0 (Damenmodell Fr. 99.–, Bergzeit)
- Ktec Quantum (Fr. 119.–, Athleticum)
- Marker Consort 2.0 (ab Fr. 93.50, Blue-tomato.com)
- Giro Nine Mips (Fr. 139.–, Intersport.ch)
- Scott Symbol Mips II (Fr. 119.–, Bächli- Bergsport für Grösse S, sonst Fr. 189.–, Transa)
- Poc Fornix (je nach Grösse und Farbe ab Fr. 162.–, Galaxus)
- Atomic Savor LF (ab Fr. 76.–, Blue-tomato.com)
- Head Varius (Fr. 120.–, Shop.head.com/de-CH)
- K2 Phase Pro (Fr. 71.– für Grösse S in Rot, sonst Fr. 116.90, Blue-tomato.com).
Tipp: Für die Sicherheit ist es wichtig, dass ein neuer Helm gut passt und nicht verrutscht. Beim Anprobieren darf er nicht locker sitzen, aber auch nirgends drücken. Ein Helm passt dann, wenn er bei geöffnetem Kinnband und leichtem Kopfschütteln nicht wackelt.
Auch alte Velohelme sind jahrelang sicher
Übrigens: Auch bei Velohelmen behaupten Hersteller und Händler, man müsse sie nach fünf Jahren ersetzen. Ein K-Tipp-Test (Ausgabe 12/2017) zeigte aber: Das stimmt nicht. Alle Helme bestanden den Sicherheitstest. Selbst ein 21 Jahre alter Velohelm war einwandfrei.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat 19 alte, stark gebrauchte Skihelme für Erwachsene und Kinder ins Labor geschickt. Zum Vergleich wurde auch ein neuer Helm mitgetestet. Das älteste Modell stammt aus dem Jahr 1999.
Das Labor prüfte in Anlehnung an die Norm DIN EN 1077 das Stossdämpfungsvermögen der Helme. Alle Helme in Europa müssen diese Norm erfüllen.
Die Laborspezialisten montierten jedes Modell auf einen passenden Prüfkopf und liessen es mit einer Geschwindigkeit von rund 20 km/h auf eine flache Metallunterlage fallen. Bei jedem Helm gab es zwei Aufprallpunkte, einmal oben in der Mitte und einmal vorne seitlich. Sensoren massen, wie gut der Helm dämpft. Wurde der Verzögerungswert von 250 g überschritten, sind die Anforderungen der Norm nicht erfüllt und der Test galt damit als nicht bestanden.
Zwei Helme erreichten beziehungsweise überschritten den Wert beim Aufprall oben mittig mit Werten von 250 g bzw. 254 g. Der 13 Jahre alte Salomon-Helm «Ironball» erreicht 243 g – er ist demnach gerade noch in Ordnung.