Schweizer Detailhändler sollten Gemüse, das nicht unter freiem Himmel gewachsen ist, deklarieren: mit «Gewächshaus», wenn es im Boden gewachsen ist – oder mit «hors-sol». So sieht es eine Vereinbarung mit dem Konsumentenforum vor. «Hors-sol» bedeutet, dass das Gemüse beim Anbau in Steinwolle oder Kokosfasern steckt und über Schläuche mit einer Nährmittellösung versorgt wird.
Trotz der Deklarationsvereinbarung kennzeichnen die Detailhändler ihre Produkte kaum, wie der K-Tipp in einer Stichprobe ermittelte (4/2016). Besonders schlecht schnitt dabei die Migros ab. In ihrer Stellungnahme schrieb sie: «Wenn unsere Kunden wissen möchten, ob das Produkt aus Hors-sol-Kulturen stammt oder nicht, gibt das Personal in den Filialen gerne Auskunft.»
Stimmt das? Der K-Tipp machte die Probe aufs Exempel und fragte in zehn Migros-Filialen nach. Gefragt wurde das Personal nach der Produktionsweise von undeklarierten Tomaten, Peperoni und Auberginen.
Ergebnis: In sechs Filialen konnte das Personal die gewünschte Auskunft geben. In vier Filialen waren die Verkäufer teilweise oder ganz ratlos. Grund: Auf den Gemüsekisten fehlte die Etikette mit der Produktionsangabe. «Wenn nichts steht, wissen auch wir nichts», so eine Verkäuferin. Fazit: Das Migros-Personal gibt tatsächlich gerne Auskunft – wenn es denn kann.
Für die Migros ist das kein Problem. «Es besteht ja keine gesetzliche Deklarationspflicht für Hors-sol-Produkte. Diese Information muss der Lieferant nicht zwingend mitliefern. Fehlt diese Information, kann das Personal natürlich keine Auskunft erteilen», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel.
Der K-Tipp besuchte auch zehn Coop-Filialen. Das Resultat ist ähnlich: In vier Läden konnte das Personal Auskunft geben, in vier gar nicht oder nur teilweise. In zwei Filialen war sämtliches Gemüse im Offenverkauf gut sichtbar deklariert.
Immerhin sagt Coop: «Wir haben festgestellt, dass einzelne Früchte- und Gemüse-Lieferanten unsere Deklarationsvorgaben nicht korrekt umsetzen. Wir forderten deshalb von allen Lieferanten, dies unbedingt besser zu kontrollieren, und informierten auch unser Personal nochmals.»