Für 8 Rappen pro Minute ins Schweizer Festnetz telefonieren: So steht es auf der Swisscom-Preisliste zum Festnetzanschluss. Und am Abend und in der Nacht gilt der Niedertarif. Dann soll die Minute nur 4 Rappen kosten.
Was nirgends steht: Die Swisscom rechnet in 10-Rappen-Schritten ab. Und dabei wird nicht nach mathematischen Regeln auf- oder abgerundet, sondern stets zu Lasten des Kunden aufgerundet. Und das nicht etwa auf den nächsten Fünfer, sondern auf den nächsten Zehner! Wer am Abend eine Minute telefoniert, zahlt deshalb nicht etwa 4, sondern 10 Rappen. Wer in der Nacht 18 Minuten telefoniert, zahlt nicht 72, sondern 80 Rappen.
Diesen Rundungstrick praktiziert auch die UPC Cablecom. So stehts klein auf der Website. UPC berechnet zudem eine Verbindungsaufbaugebühr von
12 Rappen. Ein Gespräch von einer Minute kostet also nicht 8 Rappen, wie es auf der Preisliste steht, sondern 20 Rappen. Und wer 5 Minuten telefoniert, zahlt nicht 40, sondern 60 Rappen. Denn UPC rechnet so: 5 mal 8 Rappen plus 12 Rappen ergibt 52 Rappen – und das wird dann auf 60 Rappen aufgerundet.
Eine Verbindungsgebühr gibts auch bei Sunrise. Dort beträgt sie sogar 20 Rappen. Doch immerhin rundet Sunrise nicht auf, sondern rechnet die Anrufe auf den Rappen genau ab.
Swisscom rundet ein zweites Mal auf: bei der Gesprächsdauer. Die einzelnen Telefonate werden nämlich nicht auf die Sekunde, sondern nur auf die Minute genau abgerechnet. Anders bei Sunrise und UPC: Hier werden alle Anrufe auf die Sekunde genau abgerechnet.
Kunden zahlen Millionen zu viel
Aus ein paar Rappen pro Telefon werden unter dem Strich riesige Beträge: Die Schweizer telefonieren pro Jahr rund 1,93 Milliarden Mal übers Festnetz. Das geht aus der Telefonstatistik des Bundesamts für Kommunikation von 2015 hervor. 58 Prozent der Anrufe gehen von Swisscom-Kunden aus. Das sind rund 1,1 Milliarden Telefonate pro Jahr. Etwa zwei Drittel davon haben laut der Swisscom teure Flat-Rate-Abos. Dabei sind alle Gesprächsgebühren inbegriffen. Die Rundungstricks betreffen sie nicht.
Normale Kunden zahlen jedoch wegen der Abrechnung in 10-Rappen-Schritten durchschnittlich 4,5 Rappen zu viel. Und weil die Swisscom immer auf die nächste Minute aufrundet, belastet sie ihren Kunden durchschnittlich eine halbe Minute zu viel. Bei Anrufen ins Festnetz zahlen Kunden im Niedertarif also wegen der Zeitaufrundung im Durchschnitt 2 Rappen zu viel. Bei Anrufen aufs Handynetz im Normaltarif sind es 16 Rappen zu viel. Rechnet man alle Aufrundungen zusammen, zahlen Swisscom-Kunden rund 42 Millionen Franken zu viel.
Swisscom-Sprecherin Annina Merk bestreitet die Hochrechnung: «Für den einzelnen Kunden macht dies pro Monat weniger als 1 Franken aus.» Fakt ist: Bei rund 2,6 Millionen Swisscom-Festnetzkunden würde dies jährlich schon rund 31 Millionen Franken ausmachen.
Über UPC laufen jährlich rund 242 Millionen Festnetztelefonate. Weil dabei ein Grossteil der Kunden ein Flat-Rate-Abo hat, beträgt der Rundungsertrag nur rund 250 000 Franken.
Handy teils günstiger als Festnetz
Übrigens: Während beim Handy die Tarife in den letzten zehn Jahren sanken, blieben die Festnetzpreise konstant. Die Swisscom verlangt seit 2005 stets 8 Rappen pro Minute während des Tages. Zum Vergleich der Handytarif: 2005 kostete ein 10-Minuten-Anruf mit Swisscom Prepaid fast 10 Franken. Heute kostet der gleiche Anruf noch 60 Rappen – weniger als im Festnetz!