Auto-Reparatur: Riesige Preis-Unterschiede
Preise vergleichen lohnt sich - auch wenn es um den Service am Auto geht. Die Unterschiede für identische Arbeiten sind enorm.
Inhalt
K-Geld 1/2006
01.02.2006
Adriano Pavone
Wer für anstehende Reparaturkosten ein Budget erstellen will, kann ganz schön ins Schleudern geraten. Vor allem, wenn er bei einem ihm fremden Garagisten einen Kostenvoranschlag verlangt. «Wer sind Sie? Ich kenne Sie gar nicht», ärgerte sich ein Aargauer Werkstattleiter. Ein anderer blockte die Anfrage des K-Geld-Reporters ab: «Ohne das Auto zu sehen, mache ich keinen Kostenvoranschlag.»
«Ein gewisses Misstrauen ist angebracht», sagt Adrian Aeschbach, Leiter Technik Kunde...
Wer für anstehende Reparaturkosten ein Budget erstellen will, kann ganz schön ins Schleudern geraten. Vor allem, wenn er bei einem ihm fremden Garagisten einen Kostenvoranschlag verlangt. «Wer sind Sie? Ich kenne Sie gar nicht», ärgerte sich ein Aargauer Werkstattleiter. Ein anderer blockte die Anfrage des K-Geld-Reporters ab: «Ohne das Auto zu sehen, mache ich keinen Kostenvoranschlag.»
«Ein gewisses Misstrauen ist angebracht», sagt Adrian Aeschbach, Leiter Technik Kundendienst & Umwelt beim Autogewerbeverband der Schweiz (AGVS). Viele Garagisten seien vorsichtig wegen der Kontrollen seitens der Importeure, Verbände und so genannter Mystery-Shopper - also Test-Kunden. Zudem gehe es um Transparenz. Aeschbach: «Kann der Garagist den Wagen auf den Lift heben, sind auch die Angaben zu notwendigen Reparaturen zuverlässiger.»
Nur: Wie soll man als Kunde eine günstige Garage finden, wenn man für jede Offerte sein Auto hinbringen muss? Hinzu kommt, dass ein Kostenvoranschlag nicht überall gratis ist. Viele Garagisten erstatten dessen Kosten dem Kunden nur zurück, wenn sie auch den Auftrag erhalten. Und ein Preisvergleich wird weiter erschwert, weil die Kostenvoranschläge oft mit unterschiedlich präzisen Kalkulationen und Materiallisten erstellt wurden.
K-Geld machte den Test und holte für vier Autos je fünf Offerten ein (siehe Tabelle unten und auf Seite 8). Angefragt wurden jeweils zwei Markenvertreter, eine freie Werkstatt, eine Garage im grenznahen Deutschland sowie eine Schweizer AD-Garage.
AD ist das erste Multimarkennetz der Schweiz. Die rund 150 AD-Garagen erledigen Wartungs- und Reparaturarbeiten für alle Fahrzeugtypen, unabhängig von der Marke (siehe www. garage-ad.ch).
K-Geld liess von den 20 Garagisten Folgendes offerieren:
- Service bei 120 000 Kilometern
- Zahnriemen austauschen
- vier neue Winterpneus gemäss Empfehlung der Garagen.
Audi: Stolze Preise bei der Vertragsgarage
Zahlreiche Werkstätten offerierten die verlangten Arbeiten, auch ohne die Autos vorher untersucht zu haben. Sie machten aber den Vorbehalt, dass die Angaben nur eine grobe Schätzung seien. Die Preisunterschiede sind so oder so gewaltig.
Die AD-Garage A. Stanco in Winterthur ZH zum Beispiel berechnete für Service und Zahnriemenwechsel bei einem Audi A6 Fr. 1380.-. Bei der Audi-Vertragsgarage Amag Audi Center Zürich kosteten diese Arbeiten fast doppelt so viel: Fr. 2600.-. Willi Steiner, Kundendienstleiter bei der Amag-Garage, führt die Differenz unter anderem auf das Material zurück: «Wir haben eine Checkliste und vernachlässigen kein einziges Detail. Zudem verwenden wir exklusiv Originalteile.»
Angelo Stanco von der AD-Garage wehrt sich. Auch er achte auf jedes Detail, wechsle die Umlenk- und Spannrollen sowie alle erforderlichen Riemen, Filter und Flüssigkeiten aus. «Das Material, das ich von Zulieferern bekomme, ist qualitativ hochwertig», sagt Stanco.
Opel: Freie Garage teurer als Vertragshändler
Beim Opel Astra zeigte sich überraschenderweise ein gegensätzliches Preisbild: Die freie Garage Müller AG in Schwanden GL (Fr. 1489.80) überbot den teuersten Opel-Vertragshändler, die Garage Vetter AG in Zürich (Fr. 1126.15) um rund 32 Prozent.
Woran liegt das? «Wir halten uns strikt an die üblichen Vorgaben», rechtfertigt Garageninhaber Ralph Müller die höhere Offerte. Werner Vetter, Chef der Vertragswerkstätte, meint dagegen: «Freie Garagen können teurer sein, weil sie mehr Zeit für die Reparatur benötigen. Wir hingegen verfügen für Opel sowohl über die Erfahrung als auch über Spezialwerkzeuge.»
Auffallend: Der Autoservice ist in städtischen Garagen meist teurer als in der Agglomeration und auf dem Land. So ist in Zürich das Alfa Romeo Center mit rund Fr. 3000.- für die gewünschten Arbeiten fast 37 Prozent teurer als die Alfa-Garage Dell'Aria in Embrach ZH (Fr. 1885.25).
Die Differenz geht nicht allein auf das Plus an Material zurück, das im Alfa Center ausgewechselt wird - etwa die acht Platinzündkerzen, die alleine Fr. 432.- kosten. Auch die unterschiedlichen Lohnansätze treiben die Reparaturpreise in die Höhe.
Die Arbeitsstunde kostet zwischen 85 und 200 Franken
Das Alfa Center in Zürich rechnet mit einem Stundenlohn von Fr. 180.-, die Embracher Garage dagegen mit Fr. 120.- bis Fr. 130.-. Das sei «auf dem Lande so üblich», sagt Thomas Zimmerli vom Alfa-Center.
Mit Fr. 200.- berechnet die Garage Mercedes-Benz Automobil AG in Zürich-Nord den Rekordstundenlohn. «Andere Garagen sind günstiger, weil sie andere Lohnansätze haben», sagt Mike Fischer, Serviceberater bei der Mercedes-Garage.
Und wie sieht es jenseits der Grenze aus? Bei der Garage 12 im deutschen Konstanz am Bodensee beläuft sich der Stundenansatz auf 55 Euro (Fr. 85.-). Das erklärt auch, weshalb die meisten Garagen im grenznahen Deutschland günstigere Offerten erstellten.
«Ein Service ist auch eine Sache der Moral»
Dennoch waren die Garage 12 und die F&K Autotechnik GmbH in Freiburg mit umgerechnet Fr. 1118.20 und Fr. 1142.20 etwas teurer als einige ihrer Schweizer Konkurrenten.
Für seine höhere Offerte macht der Zürcher Audi-Garagist Willi Steiner weitere Faktoren geltend: «Vertragshändler müssen in eine spezialisierte Infrastruktur investieren.» Zudem müssten sie das ganze Werkzeugsortiment führen, ständig erneuern und ausbauen. Und dies bei jedem neuen Modell auf dem Markt. Steiner erinnert zudem an die unterschiedlich hohen Mieten zwischen Stadt und Land: «In Zürich arbeiten wir auf sehr teurem Pflaster.»
Doch die Garage Koradi befindet sich ebenfalls mitten in der Stadt Zürich. Wieso war sie mit Fr. 637.- für die Teile und Arbeiten am Mercedes dennoch mit Abstand die billigste?
Gründe dafür sind nicht nur Material, tieferer Lohnansatz und kleinere Infrastruktur. «Ein Service ist auch eine Sache der Moral», sagt Jürg Koradi. «Wenn ich sehe, dass jemand nicht gerade vermögend ist, bin ich bereit, einen Preisnachlass zu gewähren», sagt der Garagist.
Viel Geld sparen durch Online-Kauf
Die Preise für einen Satz Winterpneus variieren je nach Qualität, Marke und Grösse. Deshalb fallen auch die von K-Geld in der Stichprobe erfragten Standard-Empfehlungen der Garagen unterschiedlich aus.
Die Preisdifferenzen in den Kostenvoranschlägen belaufen sich zum Teil auf über 50 Prozent. Wegen der ungleichen Lohnansätze weichen auch die Kosten für das Montieren und Auswuchten stark voneinander ab. Die St. Galler Garage Auspuff Lüthi gibt diesbezüglich einen guten Tipp: Im Internet kann man Winterpneus billiger kaufen. Die Garage übernimmt nur die Montage.
Beispiele für Online-Reifenhändler:
www.reifendirekt.ch
www.e-pneu.ch
www.pneu-direkt.ch