Früher erhielten Bauern für jede Kuh und jedes Schwein auf ihrem Hof pauschal einen finanziellen Zustupf vom Staat. Heute müssen sie dafür eine Gegenleistung für Umwelt- oder Tierschutz erbringen. Beispiel: Seit 2014 erhält jeder Landwirt im Durchschnitt über 3500 Franken im Jahr, wenn er sein Vieh vorwiegend mit Gras und mit wenig Kraftfutter ernährt. Das sind besonders nährstoffreiche Futtermittel wie Körnermais, Gerste oder Sojabohnen, welche die Milchleistung von Kühen erhöhen.
Das Bundesamt für Landwirtschaft will mit dem Programm die «graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion» fördern und den Einsatz von Kraftfutter «begrenzen». Aber die Vorgaben sind alles andere als streng. Die Bauern dürfen den Tieren immer noch einen relativ hohen Anteil an Kraftfutter geben: Im Tal sind es bis zu 25 Prozent und in den Bergen bis zu 15 Prozent.
Kühe auf der Weide sind besser für die Umwelt
Hintergrund für das Programm war eine Studie der Forschungsanstalt Agroscope und der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen BE. Die Autoren kamen zum Schluss, dass Kühe auf der Weide für die Umwelt besser sind. Sie stossen zum Beispiel weniger umweltschädliche Gase aus. Zudem müssen die Bauern kein teures Kraftfutter kaufen. Ein positiver Nebeneffekt für die Konsumenten: Weidemilch enthält mehr wertvolle Fettsäuren als andere Milch. Das bestätigte der neueste Milch-Test des «K-Tipp» (siehe Unten).
320 Millionen ausgegeben und kaum etwas erreicht
Die Subventionen des Bundes für die graslandbasierte Produktion kostete die Steuerzahler bis Ende letztes Jahr 320 Millionen Franken. Doch sie erhalten wenig Gegenleistung. Das zeigt eine Evaluation von Agroscope. Das Institut des Bundes wertete dafür die Daten von 2900 Landwirtschaftsbetrieben aus und befragte 2000 Bauern.
Resultat: Unter dem Strich verfüttern die Teilnehmer des Programms lediglich 1 Prozent mehr Gras und Heu als andere Landwirte. Und nur jeder vierte Teilnehmer gab seinen Tieren weniger Kraftfutter als zuvor ohne Subventionen. Auch verfütterten die Bauern dem Vieh unverändert viel Silomais.
Die Auswirkungen des Programms sind also gering. Laut Agroscope hatten zum Beispiel über 90 Prozent der Mutterkuhhalter die Anforderungen des Programms bereits vorher erfüllt – ohne zusätzlich dafür Geld vom Staat zu kassieren.
Doch selbst der bescheidene Erfolg ist zweifelhaft. Denn die Angaben der Bauern beruhten auf einer Selbstdeklaration. Jeder Hof muss in einer jährlichen «Futterbilanz» dokumentieren, was die Tiere fressen. Vertreter der kantonalen Landwirtschaftsämter überprüfen die Angaben. Laut Agroscope-Bericht weisen viele Bilanzen jedoch so hohe Milchleistungen auf, dass sie mit den angegebenen relativ geringen Kraftfuttermengen kaum zu erzielen sind. Im Klartext: Viele Teilnehmer schummeln und kassieren.
Nur der Bauernverband ist zufrieden
Gibt der Bund also unnötig Geld aus? Marcel Liner von der Naturschutzorganisation Pro Natura bemängelt die «fehlende Umweltwirkung» des Programms. Andreas Bosshard vom Verein Vision Landwirtschaft fordert strengere Auflagen: Wer den Kraftfuttereinsatz deutlich reduziere und ganz auf Importsoja verzichte, solle höhere Subventionen bekommen. Davon will der Bauernverband jedoch nichts wissen: Das Programm habe sein Ziel erfüllt und den Trend zu mehr Kraftfutter in der Rindviehhaltung gebremst.
Milch im Test: Weniger Kraftfutter – bessere Qualität
Normale Pastmilch, Bio-Milch, Heumilch, Bergheumilch, Wiesenmilch, Heidi-Milch – die Auswahl in den Kühlregalen der Läden ist verwirrend.
Der «K-Tipp» (Ausgabe 15/2017) wollte wissen, welche Milch die meisten wertvollen Inhaltsstoffe bietet, und hat 15 Produkte chemisch analysieren lassen. Denn auf den Verpackungen steht nicht, wie viele Vitamine oder Omega-3-Fettsäuren die Milch enthält. Sie sind wichtig für Herz und Blut. Resultat: Die meisten wertvollen Fettsäuren und Vitamine fanden die Experten in Bio-Demeter- und Bio-Milch. Bei diesen Milchsorten werden die Kühe mit 90 Prozent Raufutter (Gras, Heu, vergorenes Gras) und nur 10 Prozent Kraftfutter ernährt.
Die drei Testsieger «Spar Natur Pur», «Coop Naturaplan Demeter» und die «Molkerei Biedermann Demeter» bekamen die Höchstnote 6. Sehr gut waren auch die beiden Bergmilch-Produkte von Aldi und Coop.
Übrigens: UHT-Milch enthält nicht weniger Fettsäuren als Pastmilch. Die Fettzusammensetzung bleibt gleich.