Es ist krass: Wer bei Coop ein Pfund Knoblauch kauft, zahlt dafür 1 Franken. Wer sich Bio-Knoblauch leistet, zahlt Fr. 9.75 – fast das Zehnfache. Ähnlich in der Migros: 100 normale Schwarztee-Beutel kosten Fr. 1.80. In Bio-Qualität kosten sie Fr. 13.50 – fast das Achtfache.
Der K-Tipp hat die Preise von Lebensmitteln aus den Bereichen Früchte und Gemüse, Kolonialwaren, Fleisch und Milchprodukte verglichen. Die wichtigsten Resultate:
- Bei Coop kostet der gesamte Bio-Warenkorb mit 48 Artikeln Fr. 334.05. Der Bio-Zuschlag beträgt 150 Franken oder 81,5 Prozent. 2010 hatte er «nur» 134 Franken (62,3 Prozent) betragen.
- Bei der Migros ist der Bio-Warenkorb mit Fr. 310.39 zwar deutlich günstiger. Der Bio-Zuschlag beträgt aber ebenfalls 150 Franken (93,7 Prozent). 2010 war er mit 143 Franken noch deutlich kleiner gewesen (69,2 Prozent).
- Die verglichenen Warenkörbe sind in der Migros deutlich günstiger als bei Coop. Der Bio-Kunde wie auch der Nicht-Bio-Kunde zahlen in der Migros rund fast 25 Franken weniger.
- Bio-Früchte und -Gemüse kosten bei Coop und Migros fast zweieinhalbmal so viel wie normale Früchte und Gemüse.
- Ähnlich gross sind die Differenzen auch bei Kolonialwaren, wie Nüsse, Kaffee und Schokolade.
- Kleiner ist der Bio-Aufschlag beim Fleisch und bei den Milchprodukten.
«Mit Lasche ausgestattet»
Coop und Migros führen für die hohen Bio-Preise verschiedene Gründe an. Vor allem, dass der Anbau von Bio-Früchten und -Gemüse wesentlich aufwendiger sei. Coop schreibt zudem: «Der Bio-Knoblauch stammt aus der Schweiz. Der Sommer war nass und kalt. Deshalb waren die Erträge relativ gering.» Und in der Bio-Schokolade sei der Kakao-Anteil höher. Die Migros erklärt, dass beim Bio-Schwarztee «jeder Beutel einzelverpackt und mit einer Lasche ausgestattet» sei. Bei der Bio-Konfitüre sei der höhere Preis auch darin begründet, dass sie mehr Früchte enthalte als die normale Konfitüre.
Was sowohl Coop als auch Migros nicht sagen: Ihre Gewinnmarge ist bei Bio-Produkten höher. Das hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) kürzlich am Beispiel der Kartoffeln nachgewiesen. Laut BLW erhalten Bauern für ein Kilo Bio-Kartoffeln im Durchschnitt 54 Rappen mehr als für normale, denn der Bio-Landbau ist aufwendiger. Wenn der Grosshändler die Bio-Kartoffeln weiterverkauft, beträgt der Bio-Zuschlag aber schon 87 Rappen. Und in den Regalen der Detailhändler liegt er schliesslich im Durchschnitt bei Fr. 1.07.
Zahlungsbereitschaft wird ausgenützt
Das Bundesamt für Landwirtschaft zieht zwar in Betracht, dass beim Grosshandel und beim Detailhandel die Verarbeitung und die Lagerung von Bio-Produkten teurer sein könnten. Das BLW schreibt aber auch, dass wahrscheinlich die Konkurrenz nicht spiele und die Detailhändler einfach «die Zahlungsbereitschaft» der Bio-Kunden ausnützten.
Die Details zur Tabelle
Der K-Tipp hat bei Coop und Migros die Preise für Bio- und für normale Produkte verglichen. Berücksichtigt wurde das günstigste vorrätige Produkt, unabhängig von Marke, Herkunft und Qualität. Die Qualität beurteilt der K-Tipp jeweils in seinen Tests und Degustationen.
Die Preise unterschiedlich grosser Packungen sind in der Tabelle umgerechnet. Grosspackungen sind nur berücksichtigt, wenn sie nicht mehr als das Doppelte der verlangten Menge enthalten. Nicht berücksichtigt sind die Produkte der Marke «Alnatura», da sie erst in wenigen Migros-Filialen erhältlich sind.