Boxspringbetten kennen die meisten Leute aus Hotels. Dort sind sie verbreitet, weil die Matratzen dank der Art der Federung für unterschiedlich grosse und schwere Gäste bequem sind. Ausserdem sind diese Betten aufgrund ihrer Bauart besonders langlebig.
Die ersten Modelle für Privatwohnungen waren sehr teuer und nur im Fachhandel erhältlich. Inzwischen sind sie ein fester Bestandteil im Angebot von Schweizer Bettenläden und auch bei Interio, Ikea, Toptip & Co. erhältlich.
Die Nachfrage steigt, obwohl Boxspringbetten für private Schlafzimmer in den ersten Produkttests nicht besonders gut abschnitten. Nur ein einziges Modell erzielte in einem Test der Stiftung Warentest eine gute Gesamtnote: Musterring «Evolution Basic», 180 x 200 cm, Fr. 2980.–, Möbel Märki («Test»-Ausgabe 9/14). Die Liege-Eigenschaften waren zwar mehrheitlich gut. Doch punkto Haltbarkeit waren die meisten Betten im besten Fall befriedigend. Denn sie neigten zur Bildung von Liegekuhlen.
Die Preise für Boxspringbetten gehen häufig bis in den fünfstelligen Bereich. Als «Rolls-Royce» unter den Boxspringbetten gilt die schwedische Marke Hästens. Deren komplett handgefertigte, karierte Modelle kosten bis zu 140 000 Franken (Modell «Vividus»).
Optisch leichter wirkende Betten
Mit der Vergrösserung des Sortiments hat das Angebot an bezahlbaren Modellen zugenommen. Und die Preise sinken weiter. Das Boxspringbett «Luna Luxe Natura-Tex» von Pfister zum Beispiel kostete vor zwei Jahren noch 5855 Franken (160 x 200 cm). Aktuell ist es für rund 1000 Franken weniger zu haben.
Attraktiver wurde auch das Design: So finden sich in den Geschäften neuerdings erste Modelle, die optisch leichter aussehen als ihre wuchtigen Vorläufer und die klassischen Modelle.
Unterbau/Box und Matratze sind bei solchen Boxspringbetten zum Teil weniger hoch und zu einem Modul zusammengefasst. In diesen Fällen ist jedoch besonders darauf zu achten, dass die Qualität stimmt und dass die schlankere Optik nicht zulasten des Schlafkomforts geht.
Ein elegantes hochwertiges Boxspringbett, weit weg von den klassischen Modellen, stammt vom Schweizer Hersteller Riposa: «Aurora» wirkt weniger raumgreifend, was u. a. an der geringeren Höhe des Kopfteils liegt. Je nach Matratzenauswahl sind Varianten ohne und mit per Reissverschluss fixierten Toppern erhältlich.
Wichtiger als das Äussere sind bei Boxspringbetten Aufbau und Federung (Details siehe Unten). Die Informationen dazu in den Läden sind nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, zum Teil missverständlich und unvollständig. Hier hilft nur das gezielte Fragen nach Qualität, Art und Aufbau der Federung.
Die Bezeichnung «Boxspringbett» ist kein klar normierter Begriff: Jede beliebige Bettenkonstruktion kann als Boxspring angeboten werden. Nicht in allen so deklarierten Betten ist deshalb auch tatsächlich eine Boxspringfederung verarbeitet. Bei sehr günstigen Modellen wird sie manchmal durch ein Bettgestell mit Lattenrost ersetzt. Auch kommt es vor, dass Holzkisten mit einer dünnen Schaumstoffauflage – aber ohne Federung – als Boxspringbett verkauft werden.
Auswahlkriterien:
Der Topper
Der Topper liegt bei Boxspringbetten des skandinavischen Systems auf der Matratze und dient vor allem der Behaglichkeit. (siehe Unten).
Kern-, Polster- und Bezugsmaterial des Toppers entscheiden über seine Qualität:
Der Kern sollte aus Kaltschaum, Viscoseschaum oder natürlichen Fasern gefertigt sein, zum Beispiel aus Rosshaar oder Kokosfasern. Ungeeignet ist Schaum- bzw. PU-Schaum, der teilweise bei günstigen Boxspringbetten zum Einsatz kommt.
Tipp: Wer sich im Schlaf viel bewegt, sollte einen Topper aus Kaltschaum wählen. Viscoseschaum ist thermoelastisch und passt sich dem Körper an.
Den Topper-Bezug sollte man in der Waschmaschine reinigen können – am besten bei 60 Grad. Als Material für Bezüge eignen sich feuchtigkeitsregulierende Stoffe wie Baumwolle und Lyocell (Markenname «Tencel»). Durch einen 3- bis 5-prozentigen Anteil an Elasthan wird das Gewebe elastischer.
Bezug und Polsterung
Boxspringbetten sind mit unterschiedlichen Materialien bezogen – je nach Preisklasse des fertigen Betts. Am verbreitetsten ist Baumwolle. Bei den günstigeren Modellen werden häufig Textilbezüge aus Mikrofaser oder anderen textilen Kunstfasern eingesetzt.
Vorsicht bei Kunststoffbezügen: Sie regulieren die Feuchtigkeit schlecht und färben leicht ab. Auch diese Bezüge sollten abnehm- und waschbar sein. Dies ist bei günstigen Modellen häufig nicht der Fall. Bei ihnen verbirgt sich unter dem Bezug zudem oft synthetisches Füllmaterial in Form von Polstervlies oder Schaum.
Härtegrad Matratze
Matratzen gibt es für Boxspringbetten meist in drei oder gar nur zwei Härtegraden (H1, H2, H3). Dies liegt daran, dass die Box einen Teil der Federung übernimmt. Es gibt aber keine einheitliche Norm für die Härtegradangaben. Deshalb sollte man ein Boxspringbett vor dem Kauf ausprobieren. Am besten kauft man nur dort, wo die Möglichkeit des Probeliegens zu Hause besteht, oder wo mindestens die Matratze nachträglich ausgetauscht werden kann (K-Tipp, 10/16). Bei einem Doppelbett können zwei unterschiedlich harte Matratzen gewählt werden.
Vorsicht bei sehr günstigen Betten
Beim Kauf, speziell im unteren Preissegment, darauf achten, dass das Bett dem gängigen, mehrschichtigen klassischen Aufbau entspricht. Selbst dann ist Vorsicht geboten. So hat z. B. das Lipo-Boxspringbett «Hanna» zwar eine Doppelfederung (Fr. 899.–, 180 x 200 cm), allerdings besteht sie aus einem «gepolsterten Wellenfedersystem» und einer Bonell-Federkernmatratze. Beide verfügen nicht über die ergonomischen Eigenschaften und die Haltbarkeit der für Boxspringbetten üblichen Taschenfederkernmatratzen.
Auch das noch günstigere Modell «Lauvik» von Ikea (Fr. 649.–, 160 x 200 cm), das als «Boxbett» bezeichnet wird, erinnert nur optisch an ein Boxspringbett. Denn der Matratzenkern besteht aus «Komfortmaterial und Bonellfedern», ein gefederter Unterbau fehlt.
Aufbau eines echten Boxspringbetts
Statt eines Lattenrosts wie bei einem gewöhnlichen Bett dient bei einem klassischen Boxspringbett ein ca. 20 bis 30 Zentimeter hoher Bettrahmen als Unterfederung.
Der Bettrahmen – die eigentliche Box – ist mit Sprungfedern (Taschen- oder Bonell-Federkern) verbunden. Auf der Box lagert die Boxspringmatratze, zumeist eine Taschenfederkernmatratze. Darauf liegt bei Betten des skandinavischen Boxspringsystems ein Topper, Das ist eine 8 bis 10 Zentimeter hohe Auflage aus Kalt- oder Viscoseschaum.
Bei den amerikanischen Boxspringbetten wird auf den Topper verzichtet und stattdessen eine höhere Boxspringmatratze verwendet.
Vorteile:
- Die durch die Bauweise bedingte Betthöhe von 60 bis 70 Zentimetern erleichtert das Hinlegen und Aufstehen. Das ist besonders für Ältere oder Menschen mit Rückenschmerzen ein grosser Vorteil.
- Ein Topper aus Kaltschaum wirkt kuschelig und isoliert die Wärme gut. Besonders geeignet für Menschen, die leicht frieren.
Zwei Systeme für die Unterfederung von Boxspringbetten
Sowohl der Unterbau innerhalb der Box als auch die Matratze können unterschiedlich gefedert sein:
Taschen-Federkern
Die einzelnen Stahlfedern sind separat in kleine Stofftaschen eingenäht, die wiederum miteinander verbunden sind. Dies erzeugt eine hohe Festigkeit und verhindert ein zu tiefes Einsinken. Taschenfederkerne sind für Leute zu empfehlen, die gerne auf einer stabilen Unterlage schlafen. Auch für Personen mit einem Körpergewicht von über 100 kg oder mit Rückenproblemen sind sie die bessere Wahl. Der Rücken wird durch die punktgenaue Druckabgabe sehr gut gestützt (punktelastisch).
Bonell-Federkern
Bei diesem System sind die einzelnen Stahlfedern durch Drähte miteinander verbunden. So verteilt sich der Druck auf eine grössere Fläche. Daraus resultiert, dass die Federung stärker in der Gesamtfläche nachgibt (flächenelastisch). Das Liegegefühl ist weich und «schwingend», allerdings weniger stützend. Bonell-Federkern eignet sich für bis zu 100 kg schwere Leute. Vorsicht: Die Kombination von Bonell-Federkern und Bonell-Federkernmatratze ist nicht zu empfehlen, da beide flächenelastisch sind.
Die Merkmale einer guten Federung:
- Je mehr Federn pro Flächeneinheit, desto punktgenauer die Federung.
- Je mehr Windungen (Gänge) eine Feder hat, desto elastischer ist sie.
- Tonnentaschenfederkern: Die Windungen von Tonnenfedern haben mittig einen grösseren Durchmesser als oben und unten. Dadurch steigt bei grösserem Druck der Widerstand.
- Hochwertige Federn werden nach dem Winden mehrfach gestaucht und nachgehärtet, um sie widerstandsfähiger gegenüber Verformung und Muldenbildung zu machen.
- Je mehr Lagen Federn übereinander angeordnet sind, desto anpassungsfähiger ist der Matratzenkern (Grund für die Bauhöhe von Boxspringbetten!).
- Vorsicht: Häufig wird versucht, durch dicke Schaumpolster eine bessere subjektive Elastizität der Matratzen zu erreichen!
Tipp
Fragen Sie im Geschäft nach den exakten Herstellerangaben und lassen Sie sich Art der Federung, Anzahl und Verteilung etc. im Kaufvertrag schriftlich bestätigen.