Der K-Tipp hat vegetarische und vorfrittierte Frühlingsrollen aus dem Kühlregal und dem Tiefkühler ins Labor geschickt. Die Experten prüften die Anteile Füllung und Teig und massen den Fett- sowie den Salzgehalt der Produkte. Das Gemüse untersuchten sie auf Pestizide (siehe «So wurde getestet»).
Resultat: Frühlingsgefühle kommen beim Essen der Produkte kaum auf. Bei drei Vierteln der getesteten Produkte kaut man mehr Teig als Gemüse. Die Thai-Rollen der deutschen Bio-Marke Soto und die tiefgekühlten Frühlingsrollen von M-Budget bestehen sogar zu fast zwei Dritteln aus Hülle.
Deutlich grosszügiger füllt Globus seine Frühlingsrollen. Rund 55 Prozent Gemüse samt Shiitake-Pilzen stecken im Weizenfladen. Das Produkt hätte es fast auf das Siegerpodest geschafft. Doch drei kleine Frühlingsrollen enthalten gleich viel Fett wie ein Cheeseburger von McDonald’s.
Die Konkurrenz hinterlässt ebenfalls ölige Finger. Das einzige Produkt, das sich ohne Serviette essen liesse, stammt von Lidl. Es enthält weniger als 5 Prozent Fett. Diese Rollen sind auch reichlich gefüllt: Der Gemüseanteil beträgt 52 Prozent. Auch deshalb sind die «Spring Rolls with Vegetables» des deutschen Discounters Testsieger und bekamen als einziges Produkt ein «sehr gut».
Die Migros und die deutschen Bio-Produzenten Alnatura und Soto salzen ihre Frühlingsrollen zu grosszügig. So stecken zum Beispiel in 200 Gramm «Soto Mini-Frühlingsrollen China» rund 4 Gramm Salz. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt nicht mehr als 5 Gramm Salz pro Tag (ein gestrichener Teelöffel voll), um Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzubeugen.
Pestizide in Rollen von Aldi und Findus
In zwei Produkten fand das Labor Pestizide. Die in China hergestellten «Asia Frühlingsrollen» von Aldi enthielten Spuren des Insektizids Profenofos, das entwickelt wurde, um Bodenschädlinge zu bekämpfen. Auch die «Springrolls» von Findus wiesen Pestizide auf – wie bereits in einem früheren Test («Saldo» 16/2014).
Für Konsumenten sind die gefundenen Rückstände ungefährlich. Andere Produkte im Test zeigen aber, dass es auch ohne Pestizide geht. Positiv: Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat war in keinem Produkt zu finden.
Bei der Füllung wird oft gespart
Bei zehn der getesteten Frühlingsrollen steht auf der Verpackung, wie viel Füllung die Rollen enthalten. Im Labor zeigte sich: Die meisten Hersteller nehmen den Mund zu voll.
Sieben Frühlingsrollen waren weniger gut gefüllt als deklariert. Beispiel: 100 Gramm Frühlingsrollen von Anna’s Best bestehen laut Verpackung aus 57 Gramm Füllung. Das Labor kam nur auf 41 Gramm.
Insgesamt schnitten tiefgekühlte Frühlingsrollen besser ab als gekühlte. Diese sind meist weniger gut gefüllt und enthalten in der Regel mehr Salz.
Das im Gemüse enthaltene Wasser werde vom Teig aufgenommen, sagt die Migros. Darum entspreche der Anteil der Füllung nicht der Deklaration auf der Verpackung. Massgebend sei der Anteil der Füllung zum Zeitpunkt der Verarbeitung.
Aldi erklärt, selbst keine Pestizide in den Frühlingsrollen gefunden zu haben.
Findus gibt an, die Rohstoffe jährlich auf Pestizide zu untersuchen. In den letzten zwei Jahren habe es keine Auffälligkeiten gegeben.
Soto gibt sich überrascht, dass seine chinesischen Mini-Frühlingsrollen besser gefüllt sein sollen als die grösseren Thai-Rollen. In eigenen Tests sei es umgekehrt gewesen.
Zum Vergleich schickte der K-Tipp auch ein nicht vorfrittiertes Produkt ins Labor. Die Frühlingsrollen «Jumbo Vegetable Spring Roll» von Spring Home (Fr. 1.27/100 Gramm) aus dem New Asia Market in Zürich enthielten 61 Prozent Füllung und nicht einmal 3 Prozent Fett. Die Rollen lassen sich ohne Öl im Ofen zubereiten – sie sind also eine gesunde Alternative zu vorfrittierten Produkten.
So wurde getestet
Das Institut Kurz in Köln (D) hat für den K-Tipp 13 vorfrittierte vegetarische Frühlingsrollen aus dem Kühlregal und dem Tiefkühler geprüft. Die Prüfpunkte:
Anteil Füllung und Teig: Sind die Frühlingsrollen gut gefüllt, oder überwiegt der Teiganteil? Der K-Tipp bewertete Produkte, die weniger als 40 Prozent Füllung enthalten, mit einer ungenügenden Teilnote.
Fett- und Salzgehalt: Wie viel Fett enthalten die vorfrittierten Produkte? Wie viel Salz fügen die Hersteller den Frühlingsrollen zu?
Pestizide: Das Labor suchte nach Rückständen von mehr als 500 Pflanzenschutzmitteln, darunter Glyphosat. Frühlingsrollen mit Pestizidspuren wurden um 0,1 Noten abgewertet.
Deklaration Füllmenge: Enthalten die Frühlingsrollen so viel Füllung, wie auf der Packung deklariert ist? Wich die tatsächliche Menge um mehr als einen Drittel ab, gab es einen Notenabzug von 0,2.
«Kartoffeln gehören nicht dazu»
Spitzenkoch Chen Lijun ist berühmt für seine Frühlingsrollen.
«Nie zuvor haben Frühlingsrollen authentischer gemundet»: So bewirbt Nestlé seine Frühlingsrollen auf der Findus-Website. Und auf der Verpackung steht: «Frühlingsrollen nach original chinesischem Rezept». Auch Aldi schreibt auf der Schachtel: «Frühlingsrollen mit Gemüse nach chinesischer Art».
Seltsam: Beide Produkte enthalten Kartoffeln. Chen Lijun, Küchenchef im Restaurant China Garden in Zermatt VS, sagt aber: «Chinesische Frühlingsrollen werden mit Frühlingsgemüse hergestellt – Kartoffeln gehören nicht dazu.» Der Spitzenkoch mit 14 Gault-Millau-Punkten verwendet für seine Frühlingsrollen Karotten, Zucchetti, Lauch, Weisskabis und Mungobohnensprossen.
Nestlé reagiert auf die Kritik: «Wir werden den Wortlaut ‹Frühlingsrollen nach original chinesischem Rezept› beim nächsten Nachdruck der Verpackung weglassen.»
Aldi hält an seiner Werbung fest.