Das Knie von Verena Hefti schmerzte, sobald sie länger unterwegs war. Schliesslich ging die 71-jährige Organisationsberaterin aus Amriswil TG zur Orthopädin. Diese sagte ihr, der Meniskus sei angerissen. «Sie ermutigte mich, es mit Physiotherapie zu versuchen.» Die Patientin entschied sich für die Spiraldynamik. Dabei schult man den Körper mit spiralförmigen Bewegungen. Mit gutem Resultat, wie Hefti sagt: «Heute habe ich nur noch selten und wenig Schmerzen im Knie.»
Einen verletzten Meniskus muss man nicht zwangsläufig operieren. Das belegten unter anderem finnische Forscher im US-amerikanischen Fachblatt «New England Journal of Medicine». Für ihre Studie operierten die Forscher einen Teil von rund 150 Patienten mit chronischen Kniebeschwerden. Der zweiten Gruppe gaukelten sie eine Operation lediglich vor. Nach einem Jahr untersuchten die Forscher beide Patientengruppen. Resultat: Die Operierten hatten nicht weniger Schmerzen und Beschwerden als die nur zum Schein operierten Patienten.
Eine Operation ist nur bei jedem dritten Patienten nötig
Eine schwedische Studie kam zu einem ähnlichen Schluss. Die Ärzte verglichen operierte Patienten mit solchen, die nur eine Physiotherapie verschrieben erhielten. Selbst fünf Jahre später konnten sie keinen Unterschied in Bezug auf die Heilung feststellen. Auch Arthrose im Knie – einer der Folgeschäden eines verletzten Meniskus – trat in beiden Gruppen gleich häufig auf.
Das Fazit der Studien: Bei zwei von drei Patienten könnte man die Operation vermeiden. Nur bei jedem dritten war die Operation nötig. Bei ihnen blieb das Knie trotz aller Therapien geschwollen.
Der Orthopäde Luzi Dubs aus Winterthur ZH betreut seit 30 Jahren Patienten mit Knieproblemen. Auch er operiert immer weniger: «Ein beschädigter Meniskus auf einem Röntgen- oder MRI-Bild führt nicht mehr automatisch zur Operation.» Dubs behandelt Patienten zunächst mit Medikamenten und Physiotherapie.
Beschwerden haben häufig eine andere Ursache
Auch Physiotherapeutin Monika Conus vom Wirbelteam in Biel beobachtet, dass Kniebeschwerden auch ohne Operation verschwinden: «Die Therapie stärkt die Muskeln und Sehnen.» Physiotherapeuten prüfen zudem, wie Patienten sich bewegen. Sie untersuchen ihre Füsse, die Beinlänge oder wie das Becken steht. Dabei kommt häufig aus, dass das Knie gar nicht die Ursache des Problems ist. Conus: «Oft hat der Patient Beschwerden, weil er seinen Körper einseitig belastet.»
Schäden am Meniskus kann man vorbeugen, sagt Sportorthopäde André Leumann vom Universitätsspital Basel: «Radfahren, Walken oder Schwimmen sind für die Gelenke gesund – selbst wenn bereits eine beginnende Arthrose vorhanden ist.»
Nicht gut für den Meniskus seien Sportarten, die rasches Beschleunigen und Abbremsen oder Drehen des Knies erfordern wie Fussball, Tennis und Badminton.
Meniskus: Ein Knorpel, der reissen kann
Der Meniskus ist ein scheibenförmiger Knorpel im Kniegelenk. Durch Verschleiss oder abrupte Drehbewegungen kann er reissen. Typische Symptome sind Schmerzen bei Belastung und Anschwellen des Knies. Häufig wirkt der aufgerissene Meniskus wie ein Fremdkörper im Knie und beeinträchtigt die Bewegungen, in schweren Fällen ist das Gelenk komplett blockiert. Der Arzt kann einen angerissenen Meniskus mit gezielten Handgriffen erkennen.
Magnetresonanztomografie oder eine Gelenkspiegelung kann Gewissheit geben. In den meisten Fällen hilft Gymnastik. Chirurgen entfernen alle zerstörten und beweglichen Teile und bringen eine Naht an der verletzten Stelle an.