«Die Renten sind gesichert»
Fiese Propaganda der Versicherer: Das Milliarden-Loch, das die Börsenkrise angeblich in die Pensionskassen riss, existiert gar nicht.
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K-Tipp 03/2008
12.02.2008
Bennie Koprio
Pensionskassen im Minus», «Loch von 30 Milliarden Franken», «Tiefere Neu-Renten gefordert»: So tönte es Ende Januar landauf, landab aus dem Blätterwald. Der Hintergrund: die US-Kreditkrise, die die Aktienkurse ins Taumeln brachte.
«Kein Grund zur Panik», sagt jedoch Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands Asip. Zwar sei die Talfahrt der Aktienkurse nicht spurlos an den Pensionskassen vorbeigegange...
Pensionskassen im Minus», «Loch von 30 Milliarden Franken», «Tiefere Neu-Renten gefordert»: So tönte es Ende Januar landauf, landab aus dem Blätterwald. Der Hintergrund: die US-Kreditkrise, die die Aktienkurse ins Taumeln brachte.
«Kein Grund zur Panik», sagt jedoch Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands Asip. Zwar sei die Talfahrt der Aktienkurse nicht spurlos an den Pensionskassen vorbeigegangen. Die Verluste schätzt er aber nicht auf 30 Milliarden, sondern auf 15 bis 20 Milliarden Franken – «gemessen am SMI, der in der Höchstphase 10 Prozent verloren hat.
Zum Vergleich: Nach dem Terror-Anschlag im September 2001 brach der SMI um 22 Prozent ein, 1990 gar um 30 Prozent.» Und vor allem: Diese Verluste «tun den Pensionskassen», so Konrad, «nicht unmittelbar weh». Denn es handle sich um sogenannte Buchverluste.
Die Baisse ergibt also nur in den Büchern ein Minus. Anders gesagt: «Es handelt sich um entgangene Buchgewinne, die gar nie als Gewinne realisiert wurden», erklärt SozialversicherungsExperte Rudolf Rechsteiner. Das bedeutet: Es hat real nicht weniger Geld in den Kassen als vorher.
Ausserdem haben die Vorsorgeeinrichtungen in den fetten Börsenjahren, als sie den Alterssparern nur einen geringen Mindestzins gutschrieben, dicke Polster in Form von Wertschwankungsreserven angelegt. Und diese Polster sind dazu da, Kursschwankungen bei Aktien abzufedern.
Fazit von Pensionskassenvertreter Konrad: «Die Versicherten müssen sich keine Sorgen machen, die Renten sind gesichert.»
117 Prozent mittlerer Deckungsgrad
Von den Milliarden-Löchern in den Pensionskassen fehlt also jede Spur. «Die schweizerischen Pensionskassen wiesen im letzten Jahr einen mittleren Deckungsgrad von 117 Prozent auf», sagt Sozialversicherungs-Experte Rudolf Rechsteiner. Das heisst: Die Vorsorgeeinrichtungen könnten, wenn sie müssten, alle jetzigen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten decken und hätten trotzdem noch 17 Prozent des Geldes übrig.
Umwandlungssatz noch immer korrekt
Schwarzmaler kritisieren ferner, der Mindestzins, den der Bundesrat Anfang 2008 auf 2,75 Prozent angehoben hat, sei überrissen. Auch der Umwandlungssatz für die Renten müsse runter – insbesondere wegen der steigenden Lebenserwartung der Rentner. Laut Rechsteiner ist dies reine Propaganda der Versicherer: «Sie wollen um jeden Preis den Umwandlungssatz und die Leistungen an die Versicherten kürzen, um noch höhere Gewinne einzufahren. Der heute gültige Umwandlungssatz entspricht je-doch der aktuellen Lebenserwartung.»
Das bedeuten Mindestzinssatz und Umwandlungssatz
Mindestzinssatz: Die Pensionskassen müssen den Versicherten das angesparte Geld verzinsen. Je höher der Zinssatz, desto grösser wird das Kapital, das den Angestellten bei der Pensionierung zusteht, und desto höher wird auch die Rente.
Wie viel Zins auf den Einlagen der Arbeitnehmer mindestens zu vergüten ist, legt der Bundesrat alle zwei Jahre fest. 2007 betrug der Mindestzinssatz 2,5 Prozent, ab 2008 gelten 2,75 Prozent.
Umwandlungssatz: Bestimmend für die Berechnung der Rente. Er beträgt zurzeit 7,05 Prozent für Männer, 7,1 Prozent für Frauen. Das heisst: Bei 100 000 Franken Alterskapital erhält ein Mann 7050 Franken Rente, eine Frau 7100 Franken. Bis ins Jahr 2015 wird der Umwandlungssatz Schritt für Schritt auf 6,8 Prozent gesenkt.