Wer sein Auto in den Service gebracht hat, sollte die Rechnung genau lesen. Garagisten sind äusserst erfinderisch oder führen Arbeiten ohne Auftrag aus. Zum Beispiel:
«Bakterienschutz für Dieselkraftstoff»
Besonders bunt treibt es die Stadtgarage Aarau: Ohne zu fragen, füllten deren Leute einem K-Tipp- Leser einen sogenannten Diesel-System-Schutz in den Tank – 4 Deziliter kosteten Fr. 18.25. Das Mittel «stärkt den Schutz vor Bakterien im Dieselkraftstoff». Behauptet jedenfalls der Hersteller.
Die Stadtgarage Aarau schrieb dem K-Tipp, sie fülle bei jedem Service Diesel- bzw. Benzin-System-Schutzmittel in den Tank. «Damit konnten wir in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen machen.» Im Gegensatz zum Diesel-Schutzmittel (Bild) wirkt dasjenige für Benziner laut Hersteller nicht gegen Bakterien, sondern «aktiviert das Trägerme-dium Kraftstoff». Für Laien tönt das schon fast nach Zauberei.
Und für Fachleute? Pascal Berchtold vom TCS findet solche Zusätze «unnötig». Auf einem Merkblatt wird der TCS noch einiges deutlicher: Dort ist unmissverständlich von «Geldverschwendung und zusätzlicher Umweltbelastung» die Rede.
Der Kunde der Stadtgarage Aarau ist nicht der einzige Leser, der dem K-Tipp eine Auto-Service-Rechnung hat zukommen lassen. Beim Durchsehen ist der K-Tipp auf viele weitere Ungereimtheiten gestossen:
Überteuertes Öl
Die Autohersteller schreiben vor, welche Normen ein Öl, das beim Wechsel eingefüllt wird, erfüllen muss. Welchen Markennamen es trägt, ist egal.
Auffällig bei der Amag in Bern und in Schinznach AG: Obwohl die Garagen das hauseigene Amagol (Fr. 24.15 pro Liter) einfüllen könnten, wählen sie häufig das teure Castrol (35 Franken pro Liter). Preisdifferenz bei 4,7 Liter Öl für einen VW Passat: 51 Franken.
Dazu schreibt die Amag: Man habe den Preis für 1 Liter Castrol inzwischen um 3 auf 32 Franken gesenkt. Doch auch das ist noch sehr teuer. Bei der Migros kostet Öl, das den gleichen Normen entspricht, Fr. 17.50.
Zudem kommt laut Amag das Castrol-Öl häufig bei «stärkeren Motoren» zum Einsatz.
Der K-Tipp weiss allerdings von einem Fall, in dem das Öl in ein 86-PS-Motörchen geschüttet wurde. Und bei einem VW Passat füllte die gleiche Garage mal das billige Amagol, mal das teure Castrol ein.
Fachchinesisch für ausgeführte Arbeiten
Auf den Rechnungen tauchen Positionen auf, die für Laien unverständlich sind. Zum Beispiel: «GFS-geführte Funktion.» Sie kostet bei der Amag in Schinznach mal Fr. 19.–, mal Fr. 37.85. Doch worum geht es dabei?
Laut Amag gehören dazu das Zurückstellen der Anzeige für Service-Intervalle und das Einstellen der Scheinwerfer. Nur: Beide Arbeiten sind gemäss Serviceheft bereits im Serviceumfang aufgeführt und im Preis enthalten. Sie dürfen nicht nochmals separat verrechnet werden.
Pollenfilter
Bei zwei Škodas ersetzten Amag-Garagen den Staub- und-Pollen-Filter. Die Materialkosten betrugen in einem Fall für den ganzen Pollenfilter Fr. 30.80. Im anderen Fall kostete der Filtereinsatz allein schon Fr. 47.50.
Warum der Filtereinsatz teurer ist als der ganze Pollenfilter, hätte der K-Tipp gerne von der Amag erfahren. Eine Antwort gabs nicht.
Zusatzarbeiten
Bei einem anderen Škoda testete die Amag in Bern die Bremswirkung auf dem Prüfstand, obwohl der Kunde das nicht verlangt hatte und obwohl zum Serviceumfang gemäss Serviceheft ohnehin eine Probefahrt gehört. Kosten: Fr. 18.10.
Die Amag sagt: «Wir machen das im Sinne der Verkehrs- und Betriebssicherheit. Die Kunden schätzen das im Normalfall.»
Scheibenwisch-Flüssigkeit
Dieser Posten kommt offenbar schon fast automatisch auf die Rechnung. Drei Leser beteuern gegenüber dem K-Tipp, dass Sie vor dem Service den Behälter mit Scheibenwisch-Flüssigkeit aufgefüllt hätten. Trotzdem standen jeweils mehrere Liter auf der Rechnung. Kosten: Fr. 8.90 bis 13.35.
Hilfsmaterial
Die Stadtgarage in Aarau berechnete einem Kunden Fr. 9.70 für Klein- und Verbrauchsmaterial. Das hinderte sie allerdings nicht daran, für eine einzelne Schraube weitere Fr. 3.35 zu verlangen.