1. Wie viele Autos sind in der Schweiz betroffen?
Der deutsche Autohersteller Volkswagen (VW) hat zugegeben, Abgasmessungen in den USA mit einer Software manipuliert zu haben. In der Schweiz fahren laut VW über 128 000 Autos, die ebenfalls betroffen sind und zu viele Schadstoffe in die Luft abgeben.
2. In welchen Autos sind die fehlerhaften Dieselmotoren?
Laut dem Bundesamt für Strassen stecken diese Motoren in Autos der Marken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen – und wurden für die Baujahre 2009 bis 2014 verwendet.
Eingebaut wurden die Dieselmotoren in den Hubraum-Ausführungen 1.2 TDI, 1.6 TDI und 2.0 TDI mit der Abgasnorm «Euro-5». Diese Angaben treffen auf folgende Modelle zu:
- Audi: A1, A3, A4, A5, A6, den Sportwagen TT sowie die Geländewagen Q3 und Q5
- Seat: Altea, Alhambra, Exeo, Ibiza, Leon und Toledo
- Skoda: Fabia, Octavia, Rapid, Roomster, Superb sowie den Geländewagen Yeti
- Volkswagen: Beetle, Eos, Golf, Jetta, Passat, Polo, Scirocco, Sharan, Touran, den Geländewagen Tiguan sowie die Nutzfahrzeuge Amarok, Caddy, Crafter und Transporter
3. Woran erkennt man, ob der betroffene Motor ins eigene Auto eingebaut ist?
Das ist für Autobesitzer kaum festzustellen. Der Motor trägt VW-intern die Bezeichnung «EA 189». Dies soll zwar irgendwo auf dem Motorblock angeschrieben sein. Doch findet man sie kaum. Grund: Moderne Motoren sind mit Plastik abgedeckt.
Immerhin: Angaben im Fahrzeugausweis können weiterhelfen. Beim Hubraum (Position 37) kann der 1.6-TDI als 1598 ccm bezeichnet sein. Die Abgasnorm (Position 72) bei Euro-5 ist durch den Code B5a bzw. B5b zu erkennen.
Mit den sogenannten Motoren-Kennbuchstaben, die im Serviceheft stehen, lassen sich durch Internetsuche Hinweise auf die VW-interne Bezeichnung finden.
VW hat angekündigt, diese Woche werde bei der jeweiligen Marke eine Website aufgeschaltet. Dort könnten die Autobesitzer prüfen, ob sie betroffen seien, und sich eintragen. Dann will VW sie zudem direkt kontaktieren.
4. Gibt es Probleme beim Strassenverkehrsamt, wenn der Wagen vorgeführt werden muss?
Nein. Das Auto wird wegen des Motorproblems nicht durchfallen. Aber man wird es im Rahmen des Hersteller-Rückrufs reparieren lassen müssen.
5. Welche Folgen hat die Fehler-Behebung beim Auto?
Der VW-Konzern hat bisher noch nicht gesagt, wie die Abgaswerte bei den betroffenen Motoren gesenkt werden können. Laut Experten der Technischen Universitäten in Wien und Graz (A) kommt eventuell eine neue Software zum Einsatz. Jedoch könnte dies eine trägere Reaktion beim Gasgeben und einen höheren Dieselverbrauch bewirken. Es ist offen, ob eine neue Software ausreicht – oder ob grössere Abgas-Reinigungssysteme eingebaut werden müssen.
6. Ändert sich etwas an der Energie-Effizienz-Kategorie des Autos?
Auch das ist unklar. Wie erwähnt, weiss man nicht, ob der Dieselverbrauch nach der Reparatur steigt.
7. Wo kann man sich melden, wenn man das Auto selbst importiert oder bei einem Direktimporteur gekauft hat?
Auch diese Autobesitzer werden individuell informiert. Klar ist zudem: Bei diesen Autos muss VW das Abgasproblem ebenfalls beheben.
8. Muss VW seine Kunden für die Umtriebe entschädigen?
Ja. Entsteht den Kunden durch die Rückrufaktion ein finanzieller Schaden, haben sie Anspruch auf Ersatz. Zum Beispiel, wenn sie während der Reparatur einen Ersatzwagen benötigen. Die Garage kann den Kunden aber auch einen Ersatzwagen gratis zur Verfügung stellen.
9. Können betroffene VW-Occasionen noch beim Strassenverkehrsamt eingelöst werden?
Ja. Das Bundesamt für Strassen verbietet zurzeit nur, dass noch nicht zugelassene Occasionen aus dem Ausland und Neuwagen mit betroffenen Motoren in Verkehr gesetzt werden.
10. Manipulieren auch andere Hersteller die Ergebnisse des Abgastests?
Der K-Tipp hat bei den zehn Importeuren der meistverkauften Marken nachgefragt. Alle sagen, ihre Autos könnten nicht erkennen, dass sie sich auf einem Prüfstand befänden. Und deshalb sei es nicht möglich, irgendeinen Wert zu manipulieren.
VW-Abgas-Manipulation: Alles andere als harmlos
Der VW-Konzern hat auf dem Prüfstand mit einer speziellen Motorsoftware sehr niedrige Emissionen von Stickoxiden (NOx) vorgetäuscht.
Zu diesen gesundheitsschädlichen Stoffen zählen vor allem Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2).
In einem Bericht, der vom Bundesamt für Umwelt in Auftrag gegeben wurde, heisst es zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Stickoxide unter anderem:
- Langfristig ist die Sterblichkeit in Gebieten mit einer hohen NO2-Belastung höher.
- Die Belastung mit Verkehrsemissionen – gemessen am NO2 – ist wahrscheinlich mit einem höheren Risiko für Lungenkrebs verbunden.
- NO2 oder Schadstoffe aus dem Verkehr beeinträchtigen das Lungenwachstum bei Kindern.
- In Gegenden mit einer hohen Stickstoffdioxidbelastung ist auch bei Erwachsenen die Lungenfunktion schlechter.