Echinacea: Für Kinder ungeeignet
Präparate mit Sonnenhut sollen Erkältungen <br />
vorbeugen. Englische Behörden warnen nun: Bei Kindern könnte die Heilpflanze einen allergischen Schock auslösen.
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Gesundheitstipp 10/2012
05.10.2012
Letzte Aktualisierung:
08.10.2012
Isabelle Meier
Zur «Steigerung der körpereigenen Abwehr» oder bei «Anfälligkeit auf Erkältungskrankheiten» – so wirbt Herstellerin Vogel für ihre Echinacea-Tabletten. Werbesprüche anderer Firmen tönen ähnlich. Vogel bietet sogar ein Produkt für Kinder ab 4 Jahren an, die «Junior»-Tabletten.
Doch das Naturheilmittel aus der Sonnenhut-Pflanze ist in der Kritik. Die englische Kontrollbehörde für Me...
Zur «Steigerung der körpereigenen Abwehr» oder bei «Anfälligkeit auf Erkältungskrankheiten» – so wirbt Herstellerin Vogel für ihre Echinacea-Tabletten. Werbesprüche anderer Firmen tönen ähnlich. Vogel bietet sogar ein Produkt für Kinder ab 4 Jahren an, die «Junior»-Tabletten.
Doch das Naturheilmittel aus der Sonnenhut-Pflanze ist in der Kritik. Die englische Kontrollbehörde für Medikamente und medizinische Produkte warnt jetzt auf ihrer Website Eltern eindringlich davor, Kindern unter 12 Jahren Echinacea zu geben. Der Grund: Es kann allergische Reaktionen auslösen, zum Beispiel Ausschläge, Schwellungen oder Asthma. Die Reaktionen könnten gar zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock führen. Deshalb muss auf englischen Echinacea-Produkten der Hinweis stehen, das Präparat sei für unter 12-Jährige nicht geeignet.
Bei Erwachsenen ist das Risiko kleiner, weil sie mehr wiegen und seltener erkältet sind als Kinder, wie die englische Behörde schreibt.
Wer zu Allergien neigt, muss vorsichtig sein
Fachleute in der Schweiz bestätigen, dass Sonnenhut Allergien auslösen kann. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser mahnt zur Vorsicht, besonders bei Kindern: «Sie können auf verschiedene gängige Pflanzen allergisch reagieren, etwa auf Arnika, Teufelskralle und Teebaumöl.» Wer auf diese Pflanzenarten allergisch sei, so Heilpflanzen- Fachmann Martin Koradi, sollte keine solchen Präparate einnehmen. Das gelte zudem für alle, die generell zu Allergien neigen. Die Fachleute sind sich jedoch einig: Lebensbedrohliche Situationen sind sehr selten.
Die Firma Vogel bestreitet, dass ihre Präparate riskant sein könnten. Vogel schreibt dem Gesundheitstipp, dass man die Sicherheit von Echinacea-Präparaten an 4 Milliarden Tagesdosen geprüft habe. Sprecher Andy Suter: «Daraus lässt sich kein Risiko für allergische Reaktionen oder Asthma ableiten.» Aufgrund dieser Datenlage hätten die Behörden das Präparat schon für Kinder ab 4 Jahren zugelassen.
Umstritten ist auch, wie gut Echinacea-Präparate wirken – sei es zum Vorbeugen oder Behandeln. Im vergangenen Jahr zeigten zwei amerikanische Studien der Universität von Wisconsin: Erkälteten Patienten ging es besser, unabhängig davon, ob sie Echinacea oder ein Scheinmedikament (Placebo) einnahmen. Dies hatten zuvor schon andere Studien gezeigt («Saldo» 17/2011).
Das Forscherteam der Cochrane Collaboration, eines internationalen Netzwerks von Wissenschaftern, zieht den Schluss: Für Mittel, die Echinacea-Blüten und -Blätter enthalten, gebe es «gewisse Hinweise», dass sie Erkältungen im Frühstadium lindern. Die meisten in der Schweiz erhältlichen Echinacea-Produkte sind mit Blüten und Blättern hergestellt.
Vogel schrieb dazu, ihr Produkt unterstütze nachgewiesenermassen die Abwehr «bei geschwächten und gestressten Patienten».
TIPPS: So pflegen Sie Ihr erkältetes Kind richtig
- Geben Sie Ihrem Kind viel zu trinken.
- Spitzwegerich-, Thymian- und Fencheltee lösen den Schleim in den Bronchien.
- Lindenblütentee dämpft den Hustenreiz.
- Honig lindert Husten.
- Neugeborene bis zwei Monate: Gehen Sie zum Arzt, wenn das Baby über 38 Grad Fieber hat.
- Kinder ab zwei Monaten: Sinkt das Fieber nicht innert drei Tagen, informieren Sie den Kinderarzt.
- Senken Sie Fieber nicht sofort mit Zäpfchen. Fieber ist ein Zeichen, dass die Immunabwehr funktioniert.
- Geben Sie Kindern kein Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure, etwa Aspirin. Es kann das Hirn schädigen.