Wer nicht von Natur aus mit üppiger Haarpracht gesegnet ist, muss nachhelfen, wenn die Frisur voluminös sein soll. Haarschaum macht es möglich, glaubt man den Versprechen der Hersteller: «Langzeit-Halt und Volumen vom Ansatz an», «dauerhafter, ultra starker Halt ohne zu beschweren», «langanhaltendes Volumen, das nicht zusammenfällt und natürlich aussieht», «gibt feinem, kraftlosem Haar Elastizität und Sprungkraft».
Das beste Produkt kostet 2 Franken
saldo wollte wissen, was von diesen Anpreisungen zu halten ist, und liess zwölf Schaumfestiger testen. Die Produkte kommen von Grossverteilern, Discountern, Warenhäusern und aus dem Reformhaus. Im Test dabei sind Schaumfestiger, die mindestens starken Halt versprechen. Aber aufgepasst: Eine einheitliche Bezeichnung existiert nicht. Was beim einen Hersteller «extra stark» heisst, nennt der nächste «ultra strong» oder versieht es mit einer Zahl. Die Produkte mussten ihre Qualität sowohl im Labor wie auch in einem Praxistest unter Beweis stellen.
Testsieger ist das Hair Culture Mousse Ultra Strong von Aldi. Dieser Haarschaum erreichte als einziger das Testurteil «sehr gut», er überzeugte beim Anwendungstest und das Labor fand keine kritischen Substanzen. Das Produkt ist mit 80 Rappen pro 100 Milliliter konkurrenzlos günstig. Cadea Vera, die «gute» Eigenmarke der Drogeriekette Müller, ist zweimal so teuer. Sämtliche übrigen Produkte im Test kosten ein Vielfaches des Aldi-Schaums. Am teuersten ist das Sante-Produkt aus dem Reformhaus. Es kostet Fr. 10.40 pro 100 Milliter.
Sante, Rausch, Beldam: Unangenehmer Duft
Was sind die idealen Eigenschaften eines Haarschaums? «Er sollte die Haare nicht schwer machen, nicht zu flüssig sein, für gute Haltbarkeit der Frisur sorgen und der Duft sollte angenehm sein», erklärt Buno Sommer, Artistic Director des Glattbrugger Fachunternehmens Coiffina AG, das den Anwendungstest durchführte.
Gerade beim Duft konnten jedoch einige Schaumfestiger nicht überzeugen. Ungenügende Noten gab es bei diesem Punkt für Sante, Rausch und Beldam. Den Duft von Sante umschrieben die Tester mit «medizinisch», Rausch rieche «wie ein altmodisches Herrenparfüm» und Beldam «stark und unangenehm». Bei Coop kann man diese schlechte Bewertung nicht nachvollziehen. Pressesprecher Nicolas Schmied macht geltend, dass der Duft in eigenen Tests stets gut bis sehr gut abgeschnitten habe.
Sante: Ohne Schadstoffe, aber mit ungenügender Note im Praxistest
Insgesamt vermochte der Aldi-Schaum dem kritischen Blick der Coiffeure am besten standzuhalten. Andere Produkte waren nicht ganz so überzeugend. Das Herbal Styling von Rausch erreichte mit 4,1 nur knapp ein genügendes Urteil, auch die Eigenmarken Curl von Migros und Beldam von Coop erreichten nur eine genügende Note. Schlusslicht im Anwendungstest ist der Schaum von Sante, er erreichte als einziger eine ungenügende Note. Dieses Produkt ist zwar frei von heiklen Inhaltsstoffen, konnte bei der Jury aber nicht punkten.
Silke Fliess von der Herstellerfirma Logocos schreibt, dass es sich um ein reines Naturkosmetik-Produkt handle: «Durch den Verzicht auf leichtflüchtige Silikone, synthetische Öle und und Treibgas werden mit einem naturkosmetischen Produkt andere Leistungen erzielt als mit einem konventionellen, chemischen Produkt.» Der Sante-Schaumfestiger setze auf natürliche Öle, Wachse und Filmbildner, um die gewünschte Pflege und Festigkeit des Haares zu erzielen.
Mit einigen Schaumfestigern bringt man Risikostoffe aufs Haar. Das krebserregende Formaldehyd dient in Kosmetika als Konservierungsmittel, meist setzen die Hersteller Formaldehydabspalter ein. Diese Stoffe enthalten das Formaldehyd in gebundener Form und können es nach und nach abgeben. Im Pantene-Pro-V-Haarschaum fand das Labor 289 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Formaldehyd-abspalter. Doch damit nicht genug: Das Produkt enthält ausserdem stark allergene Duftstoffe und polyzyklische Moschusverbindungen. Das führt zu 2,5 Noten Abzug und ergibt das Testurteil «schlecht». Die Herstellerfirma Procter and Gamble kommentierte das Testergebnis nicht.
Auch in der Studio Line Volume Mousse von L’Oréal fand das Labor stark allergene Duftstoffe und polyzyklische Moschusverbindungen, was zu einer Note weniger und somit zum Gesamturteil «ungenügend» führte. L’Oréal-Sprecherin Danielle Bryner: «Die von uns verwendeten polyzyklischen Moschusverbindungen sind von der Gesetzgebung zugelassen. Sie werden seit vielen Jahren als Duftstoffe in Kosmetika eingesetzt.» Das ist zwar richtig. Dennoch wertet saldo Produkte ab, die polyzyklische Moschusverbindungen oder das verwandte Cashmeran enthalten. Denn diese synthetisch hergestellten Duftstoffe reichern sich im menschlichen Körper und in der Umwelt an und sind schlecht abbaubar.
Das steckt im Schaumfestiger
Haarschaum trägt man am besten von Hand oder mit einem Kamm aufs handtuchtrockene Haar auf. Das Haar kann man danach trocknen lassen oder föhnen, um das Volumen zu vergrössern.
Filmbildner sorgen für das Volumen, das sind Kunstharze, die sich in kleinen Partikeln auf dem Haar ablagern. Dadurch wird das Haar aufgeraut, sodass es locker fällt, ohne zusammenzukleben. Je nach Anteil dieser Filmbildner sorgt der Haarschaum für schwachen oder starken Halt. Darüber hinaus enthält Schaumfestiger Lösemittel wie Wasser und Alkohol.
Hinzu kommen diverse Hilfsstoffe, etwa Konservierungsmittel oder Parfümöle, welche die Hersteller beimischen, um den Geruch der Rohstoffe zu überdecken. Treibgase sorgen für einen feinen Schaum. Einzig die Produkte von Sante und Rausch enthalten kein Treibgas, bei diesen Festigern wird der Schaum durch eine Pumpbewegung erzeugt.
So wurde getestet
Expertinnen und Experten der Coiffina AG in Glattbrugg prüften die Schaumfestiger in der Praxis. Coiffina verfügt über 17 Filialen, beschäftigt 240 Mitarbeitende und bietet Aus- und Weiterbildungen an. Für den Test wuschen die Coiffeure das Haar der Versuchspersonen, verteilten den Festiger im Haar und föhnten es. Anhand eines Fragebogens beurteilten sie die Produkte mit Schulnoten.
Insgesamt wurden 13 Kriterien zu Anwendung, Haarzustand und Styling bewertet (siehe Tabelle). Während des Tests waren die Produkte verhüllt, sodass die Experten sie nicht erkennen konnten. Je zwei Experten beurteilten jedes einzelne Produkt. Das Labor Eurofins Wiertz-Eggert-Jörissen in Hamburg suchte nach heiklen Stoffen:
- Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial: Natürliche und synthetische Riechsubstanzen können Hautreizungen bewirken. Seit 2007 müssen die Hersteller 26 Duftstoffe mit erhöhtem allergenem Potenzial deklarieren, wenn sie 10 mg/kg übersteigen und auf der Haut bleiben. Die Duftstoffe sind gemäss ihrem Allergiepotenzial in die vier Kategorien A, B, C und D eingeteilt. Als heikel gelten die Stoffe der Kategorien A und B.
- Formaldehyd: Kann über die Atemwege und die Haut aufgenommen werden. Am gefährlichsten ist das Einatmen. Formaldehyd greift die oberen Atemwege an, führt zu Entzündungen und kann Krebs auslösen. Zudem ist es ein starkes Allergen. Dennoch ist Formaldehyd in Kosmetika bis zu einer Konzentration von 0,2 % (2000 mg/kg) erlaubt.
- Polyzyklische Moschusverbindungen und Cashmeran: Diese Duftstoffe reichern sich im menschlichen Körper und in der Umwelt an und sind schlecht abbaubar. Das Gesetz sieht keine Höchstmengen vor.