Das Fussballfieber steigt, denn im Juni beginnt die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Profis werden dort mit dem offiziellen WM-Ball «Adidas Brazuca» spielen. Wer mit dem gleichen Ball wie Ronaldo & Co. kicken will, erhält ihn in Sportgeschäften. Doch dafür müssen Hobbykicker tief in die Tasche greifen: Der «Brazuca» kostet 179 Franken.
Der K-Tipp wollte wissen, ob der Preis eines Fussballs etwas über seine Qualität aussagt. Dazu wurden zehn der meistverkauften Bälle von einem spezialisierten deutschen Prüfinstitut getestet.
Neben den teuren Matchbällen von Adidas, Puma und Nike gehörten dazu auch günstigere Modelle derselben Marken, ein Fairtrade-Ball von Tramondi sowie der «Best-Price»-Ball der Migros-Eigenmarke Extend. Das Labor testete die Bälle in einem Dauer- und einem Scheuertest. Zudem überprüften die Experten den Druckverlust und das Rückprallverhalten.
Das Ergebnis: Ein Ball überzeugte bei sämtlichen Kriterien und schlug damit alle anderen: der «Team Training Ball» von Nike. Er kostet mit Fr. 19.90 deutlich weniger als die meisten anderen Bälle. Auch auf den Plätzen zwei und drei folgen günstige Bälle: der «Mercurial Fade» von Nike für Fr. 24.90 sowie der «Neo2» von Umbro für Fr. 55.50.
Die teuren Matchbälle von Puma, Adidas und Nike erreichten das Gesamturteil «gut». Sie sind aber deutlich früher abgenützt als die Spitzenreiter. Im Dauertest verformte sich der «Ordem» von Nike. Beim «Brazuca» von Adidas und beim «EvoPower Statement» von Puma lösten sich die verklebten Panels.
Teure Bälle nichts für den Hinterhof
Gute Fussbälle sollten auch auf rauen Unterlagen lange spielbar bleiben. Denn nicht jeder Hobbykicker hat einen gepflegten Fussballrasen vor der Haustür. Vor allem Kinder spielen häufig auf Kies oder Asphalt.
Der K-Tipp wollte deshalb wissen, ob sich die Bälle auch für den Match im Hinterhof eignen. Dazu schmirgelten die Experten im Labor mit einem Schleifpapier an den Aussenhäuten der Fussbälle.
Besonders hier zeigen sich die teuren Fussbälle als wenig beständig: Beim WM-Ball «Brazuca» war die Oberfläche bereits nach 800 Scheuerungen defekt. Nach 1600 Durchgängen waren die Aussenhäute des «Ordem» und des «Evo-Power Statement» durchgescheuert. Die Haut des Testsiegers hielt dagegen 14 000 Scheuerungen stand. Insgesamt hielt er damit sechzehnmal so lange wie der teuerste Ball im Test. Der Grund: Die neuen Matchbälle haben eine raue, perforierte Oberfläche. Sie soll den Bällen laut Herstellern mehr Stabilität und eine bessere Aerodynamik verleihen. Gleichzeitig haben sie so aber mehr Reibungsfläche und halten deshalb weniger lange.
Adidas sagt, der «Brazuca» entspreche den Normen des Weltfussballverbands Fifa. Doch damit ist weder ein Dauer- noch ein Scheuertest verbunden. Die Fifa fordert dagegen einen Test zu Flugstabilität und Balance. Der K-Tipp hat auf diese beiden Tests verzichtet, da für Hobbyfussballer die Robustheit eines Balls im Vordergrund steht.
Ungenügend waren drei Bälle: Der «Best Price» von Extend platzte während des Dauertests. Beim «EvoSpeed» von Puma und beim «Fairtrade-Ball» von Tramondi sprangen die Nähte auf. Im Scheuertest war bei diesen drei Bällen nach ein paar hundert Wiederholungen Schluss.
Puma äusserte sich nicht zum Testresultat. Migros und Tramondi bemängeln den Test als zu hart: «Aufgrund unseres tiefen Preises und des Aussenmaterials des Balles kann der ‹Best-Price›-Ball nicht mit den teureren Markenbällen verglichen werden», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Nur: Für 5 Franken mehr erhält man bereits den sehr guten Nike-Ball.
Tipps: Darauf sollte man bei Kauf achten
- Grösse: Fussbälle gibt es in der Regel in zwei Grössen. Ein Ball der Grösse 4 wiegt ungefähr 290 Gramm und eignet sich für Kinder bis 12 Jahre. Jugendliche und Erwachsene spielen mit Grösse 5. Dieser Ball wiegt rund 350 Gramm.
- Rundheit: Halten Sie den Ball mit den Zeigfingern fest und drehen Sie ihn um seine Mittelachse. Eiert er? Prellen sie ihn zwei-, dreimal auf den Boden. Springt er gerade zurück?
- Verarbeitung: Sind die Nähte bereits beim Kauf geweitet? Ist die Farbe des Aufdrucks auf dem Ball bereits verschmiert?
- Hartplätze und Asphalt: Wer nicht nur auf dem Rasen spielen möchte, sondern auch auf Hart- und Sandplätzen oder Asphalt, kauft am besten Bälle, die von Hand genäht sind. Der K-Tipp-Test zeigt: Geklebte Bälle sind weniger scheuerbeständig und halten weniger lang als genähte.
- Härte: Fussbälle sollten mit 0,6 bis 1 Bar Druck gepumpt sein, damit sie optimal spielbar sind. Die ideale Härte ist meist beim Ventil angegeben.
So wurde getestet
Das Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (D) hat im Auftrag des K-Tipp zehn Fussbälle auf folgende Kriterien geprüft:
- Dauertest: Eine Maschine simulierte Tritte gegen die Bälle: 10 000-mal drückte sie den Ball zusammen. Dabei zeigte sich, wie lange die Nähte halten, ob sich der Ball verformt oder ob er gar platzt. Pro Modell wurden zwei Fussbälle getestet.
- Scheuertest: Vor allem Kinder spielen mit Fussbällen nicht nur auf Rasen, sondern auch auf Asphalt, Kunststoff oder Kies. Um die Auswirkungen auf den Ball nachzustellen, schnitten die Tester ein Stück der Aussenhaut aus dem Ball und spannten sie auf eine Maschine. Dort wurde es mit Druck auf einem Schleifpapier mit 400er-Körnung gerieben, bis es durchgescheuert war.
- Rückprall: Wenn man einen Fussball aus zwei Meter Höhe wiederholt fallen lässt, sollte er möglichst gleichmässig zwischen 1,25 und 1,55 Meter zurückspringen. Die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Rücksprung sollte höchstens 10 cm betragen. Gemessen wurde mit einer Maschine und einer Kamera vor und nach dem Dauertest.
- Druckverlust: Vor und nach dem Dauertest wurde der Ball jeweils während 72 Stunden gelagert. Danach massen die Prüfer den Druck: Liegt er noch bei den ursprünglichen 0,6 bis 1 Bar, oder ist er gefallen?